Die Anwohner der Schoellstraße bezeichnen die Abrisszeit des Alten Schulhauses als Traum: keine Ampeln, kein Stau. Foto: Fritzsche

Nach viel Hin und Her tut sich jetzt doch etwas in Plieningen: Die Ampeln sollen neu geschaltet werden, und die Anwohner hoffen auf deutliche Verbesserungen.

Plieningen - Die vergangenen Wochen waren für einige Anwohner der Schoellstraße besonders schön. Nicht wegen der Fußball-Europameisterschaft oder wegen des Wetters. Sondern weil es auf einmal viel leiser war, und die Luft nicht von Abgasen erfüllt.

Wie berichtet, hat die Stadt das Alte Schulhaus an der Scharnhauser Straße abreißen lassen. Eine Fahrspur war gesperrt, eine Baustellenampel regelte den Verkehr. Darum waren andere Ampeln ausgeschaltet: nämlich die an der Schoell- und an der Goezstraße. Genau jene, deren Schaltung die Plieninger Bezirksbeiräte – und auch die Anrainer – seit Jahren kritisieren. Während sich die Lokalpolitiker eine veränderte Schaltung wünschen, um den Stau im Ortskern aufzulösen, hieß es vonseiten der Stadt bisher stets, die Ampelschaltung zu verändern, sei sehr schwierig, schon allein aufgrund der Sicherheitsbedenken für die Fußgänger.

Die Fußgänger sollen bei Bedarf drücken, dann wird es Grün

Jetzt scheint aber Bewegung in den festgefahrenen Diskurs zu kommen: Ein Gespräch zwischen Bernd Eichenauer vom Amt für öffentliche Ordnung und den Fraktionssprechern im Bezirksbeirat Plieningen hat wohl den Stein ins Rollen gebracht. „Die Bezirksbeiräte haben nochmals ihre Beobachtungen geschildert“, erzählt Bernd Eichenauer. „Wir haben alles zusammengefasst und sind ans Tiefbauamt herangetreten.“ Nun die Entscheidung: Die Ampeln sollen zu Bedarfsampeln werden, das heißt, die Fußgänger müssen drücken, dann wird es Rot beziehungsweise Grün.

Was bleiben wird, ist die Anforderung für die Busfahrer. Allerdings seien ihm Situationen geschildert worden, die eigentlich nicht passieren dürften: „Ein Bus fordert Grün an, wird aber irgendwo aufgehalten, und bis er an der Ampel ist, ist wieder Rot, und er steht trotzdem.“ Das habe er ans Tiefbauamt weitergegeben. „Da müssen die Kollegen noch einmal drauf schauen.“ Wann die Neuerung umgesetzt wird, steht noch nicht fest, da die Arbeiten an externe Firmen vergeben werden.

Eine Deutschlandpremiere soll nach Plieningen

Und etwas ganz Bahnbrechendes hat Eichenauer im Sinn: „Wir möchten etwas versuchen, was es sonst in der Bundesrepublik noch nicht gibt.“ Für Autofahrer, die von der Goez- auf die Schoellstraße biegen, soll die Ampel grundsätzlich gelb blinken; auf Rot schaltet sie nur, wenn ein Fußgänger per Drücken Bedarf anmeldet. „Wenn die Ampel ganz aus ist, denken die Autofahrer immer, sie haben Vorfahrt, auch wenn sie von einer Nebenstraße kommen“, erklärt Eichenauer. „Jetzt wollen wir einmal probieren, ob es mit dem Gelbblinker klappt.“ Ein Gelbblinker in einer Nebenstraße ist wohl in den Richtlinien nicht vorgesehen. Für die Anwohner der Schoellstraße bewiesen die vergangenen Wochen, dass die Ampeln nicht benötigt werden. „Der Verkehr ist einfach geflossen, nicht wie sonst, wenn sich alles bei uns staut“, sagt Ronny Findeisen. Sein Nachbar Alexander Soutchilin stimmt zu. „Die Autos stehen Schlange, die Ampeln sind rot, aber aus der anderen Richtung kommt nichts.“ Neben den Abgasen beklagt Soutchilin auch den Lärm, vor allem von den Bussen – und die Feinstaubbelastung. Kaum waren die Ampeln wieder an, waren Stau und Abgase ebenfalls zurück. Nun freuen sie sich, dass endlich etwas verändert werden soll: „Ich gehe davon aus, dass das eine deutliche Verbesserung bringen wird“, meint Alexander Soutchilin.