Mit dem AMG GT will Mercedes Porsche die 911er-Kunden abjagen Foto: Mercedes

Mit interaktiver Grafik - Der neue Sportwagen AMG GT präsentiert sich als Rivale des 911er. Doch die Mercedes-Tochter will auch mit einer günstigeren Sport-Linie neue Kunden gewinnen.

Affalterbach - Wer sich dem kleinen Ort Affalterbach im Kreis Ludwigsburg nähert, merkt schnell, dass hier das Herz von AMG schlägt. 1300 Menschen arbeiten in dem Werk am Ortsrand. Die Dichte an Fahrzeugen mit Spoiler, breiten Reifen und röhrenden Motoren nimmt deutlich zu. Und während anderswo gerätselt wird, wann endlich der Durchbruch für leise und umweltfreundliche Elektrofahrzeuge kommt, kann AMG-Chef Tobias Moers Absatzrekorde vermelden. Über 40 000 Autos der Sportwagen-Tochter von Mercedes will er am Ende des Jahres verkauft haben. Das sind doppelt so viele wie vor drei Jahren. Und spätestens 2017 sollen es mehr als 60 000 sein. Dafür muss auch der Vetrtrieb angepasst sein. Weltweit sollen es dann mehr als 400 so genannte Perfomance-Center geben, die zumeist mit einem eigenen Verkaufsraum an die Händler angedockt werden.

AMG GT gegen Porsche 911

Der eigens von AMG entwickelte neue Sportwagen GT wird am Absatzboom sicher nicht den Löwenanteil haben. Er ist dennoch immens wichtig für das Image der Marke. „Wir wollen in Zukunft auf Augenhöhe mit den wichtigsten Sportwagenbauern sein“, sagt Moers selbstbewusst. Das gelte nicht für Stückzahlen, aber für den Bekanntheitsgrad. Dabei schielt Moers zumindest in Deutschland vor allem auf die Konkurrenz aus Zuffenhausen. Der GT gilt in Fachkreisen als ernst zu nehmender Herausforderer des 911ers. Kaum eine Autozeitschrift, die sich in den vergangenen Wochen nicht mit dem Duell der beiden Straßenflitzer beschäftigt hätte.

Zum schnellen Wachstum wesentlich beigetragen hat die Ausweitung der Modellpalette. Vor allem die Kompaktwagen wie A-Klasse, CLA oder GLA verkaufen sich in der Variante von AMG bestens. Von den elf neuen Modellen, die Mercedes bis 2020 angekündigt hat, werden neun auch als AMG erhältlich sein. Aktuell kommt beispielsweise der CLA 45 Shooting Brake hinzu. Außerdem folgt im nächsten Jahr das neue C-Klasse Coupé, das im Design stark an die S-Klasse angelehnt ist. „Vor allem mit den Kompaktmodellen erschließen wir uns auch jüngere Kundengruppen“, sagt Moers. Starke Märkte für alle Fahrzeuge sind USA, China, aber auch Großbritannien und Deutschland. Über Geschäftszahlen oder gar die Marge lässt Moers nichts raus, sagt nur mit verschmitztem Lächeln: „Wir tragen sicher dazu bei, dass die selbst gesteckten Ziele von Mercedes-Chef Dieter Zetsche erreicht werden.“ Dieser will wie seine Konkurrenten Audi und BMW in Zukunft bei den Pkw eine Rendite von zehn Prozent erreichen. Bei AMG dürfte sie weit darüber liegen.

Den Absatz steigern soll auch eine neue Produktlinie. Unter dem Namen AMG Sport werden in Zukunft Fahrzeuge verkauft, die nicht ganz so extrem aufgemotzt sind. Sie haben zwar ein von AMG speziell ausgelegtes Fahrwerk und Bremssystem, aber statt der Acht- oder Zwölfzylindermotoren etwas schwächere Sechszylinder-Motoren. Damit soll der Einstieg in die Markenwelt von AMG erleichtert werden. „Aber ohne Kompromisse bei der Leistungsfähigkeit zu machen“, wie Moers betont. Während etwa ein Serienmodell der C-Klasse mit AMG-Sportpaket bei rund 40 000 Euro liegt und der C 63 AMG bei 60 000 Euro, dürfte sich das Sportmodell C 450 bei um die 50 000 Euro bewegen. Premiere der Produktreihe soll bei der Motorshow in Detroit im Januar sein.

Die sparsameren Sportmodelle tragen zudem zur weiteren Senkung des Flottenverbrauchs bei. Bereits in den vergangenen fünf Jahren sei der CO2-Ausstoß bei AMG um 35 Prozent reduziert worden, sagt Moers. So verbraucht der Sportwagen AMG GT laut Datenblatt im Schnitt nur 9,4 Liter auf 100 Kilometer. Strengere Auflagen für einzelene Modelle in manchen Ländern wie China fürchtet Moers dabei nicht. „Wir haben eine Antwort darauf“, sagt er. Hybrid heißt das Zauberwort. Notfalls hilft eben ein Elektromotor, dem Verbrenner das Saufen abzugewöhnen.