Der BHZ-Geschäftsführer Albert Ebinger (Mitte) führt die Ministerin Katrin Altpeter durch die Werkstätten auf dem Fasanenhof. Foto: Rebecca Stahlberg

Barrierefreiheit, der Mangel an Grundstücken für Neubauten, zu niedrige Investitionskostenzuschüsse und die fehlende Wertschätzung für soziale Berufe sind die Themen beim Besuch von Katrin Altpeter im BHZ Fasanenhof.

Fasanenhof - Viel Zeit für Gespräche mit den einzelnen Beschäftigten bleibt zwar nicht. Doch Katrin Altpeter nimmt sich beim Gang durch die Werkstätten immer wieder einen Moment, um den Männern und Frauen an ihren Arbeitsplätzen über die Schulter zu schauen, Fragen zu stellen oder zu beantworten. Die baden-württembergische Sozialministerin machte sich am Donnerstag auf Einladung des BHZ Stuttgart auf dem Fasanenhof ein Bild über die Arbeit und Betreuung von Menschen mit Behinderungen.

In der Werkstatt fräsen die Beschäftigten Teile; in der Medizintechnikabteilung klebt eine Frau Etiketten auf Gläser; in der Montageabteilung wird an Gummimanschetten für Daimler gearbeitet. Altpeter möchte wissen, wie viele Teile am Tag zusammengesetzt werden. „Viele“, sagt ein Mann am Montagearbeitsplatz und lächelt. „Das ist das Schöne hier“, erklärt Albert Ebinger, der BHZ-Geschäftsführer. „Jeder Beschäftigte kann nach seinen Fähigkeiten so viel erledigen, wie er kann.“ Ein blinder Mann erzählt von den Schatten, die er an manchen Tagen noch erkennen kann. Sein Blindenhund liegt brav neben ihm. „Der guckt für Sie, nicht wahr?“, fragt Altpeter. „Ja“, sagt der Mann und nickt.

Nach dem Rundgang findet sich eine große Gesprächsrunde zusammen, bei der viele Themen angesprochen, aber nicht allzu ausführlich diskutiert werden können. Altpeter erfährt etwas über drei laufende und kürzlich beendete Inklusionsprojekte des BHZ. „Inklusion haben wir uns von Anfang an auf die Fahnen geschrieben“, sagt Ebinger.

BHZ sucht nach Grundstücken für Neubauten

Danach geht es um eine Sache, die der Einrichtung besonders auf den Nägeln brennt: die Landesheimbauverordnung. Laut dieser müssen seit 2009 Zimmer in Wohnheimen eine gewisse Mindestgröße haben. In der BHZ-Wohngemeinschaft in Plieningen entsprechen zwölf Zimmer dieser Norm nicht. „Wir würden gerne umbauen, das ist aber nicht so einfach“, erklärt der Leiter Joachim Ziegler. Denn die Bewohner müssten in diesem Zeitraum woanders unterkommen; zudem werde sich die Zimmeranzahl zwingend reduzieren. Sie könne dies verstehen, so Altpeter. „Die Vorgaben gelten. Sicher kann man aber individuell im Einzelfall schauen, was für die Träger wirtschaftlich und machbar ist.“

Dieses Problem führt direkt zu einem weiteren: In Stuttgart sind die Grundstücke und verfügbaren Wohnungen knapp. „Wir sind intensiv auf der Suche und derzeit mit Kirchen im Gespräch, die teilweise ja reduzieren müssen“, berichtet die Vorstandsvorsitzende Wiebke Wähling. Man suche seit zweieinhalb Jahren händeringend nach Immobilien, fügt Ebinger hinzu.

Auch wenn ein Neubau realisiert werden kann, sieht sich das BHZ vor weiteren Schwierigkeiten: „Die Baukostenrichtwerte zur Finanzierung von Neubauten im stationären Wohnen sind in der Behindertenhilfe zu gering“, sagt der BHZ-Geschäftsführer. Im Bereich Altenhilfe gebe es deutlich mehr. Er bietet Altpeter, diesbezüglich nachzuhaken. Diese pflichtet Ebinger bei: „Um die Inklusion weiter voranzubringen, müssen wir die Investitionskosten in der Eingliederungshilfe künftig deutlich erhöhen.“ Derzeit könne man bei den Investitionskosten jedoch gut doppelt so viel Geld gebrauchen wie eigentlich zur Verfügung stehe.

Rollstuhlfahrer sehen sich oft Hindernissen gegenüber

Auch um ein konkretes alltägliches Problem geht es in der Runde: Barrierefreiheit. Steffen Wannenmacher ist Heimbeirat des BHZ in Feuerbach. Er sitzt im Rollstuhl und berichtet von nicht funktionierenden Aufzügen an Bahnhöfen oder zu breiten Abständen vom Bahnsteig zur Stadtbahn. „Eine Teilhabe an der Gesellschaft ist so nicht möglich“, kritisiert Ebinger. Wähling fügt hinzu, dass es wohl noch lange dauere, bis die Inhalte der UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt seien.

Der harte Wettbewerb in der Sozialwirtschaft ist ebenfalls Thema. Durch die Tarifbindung ist die Einrichtung bei Ausschreibungen benachteiligt; andere können die Arbeit deutlich günstiger anbieten. „Wenn Leistungen ausgeschrieben werden, etwa vom Jobcenter im Bereich berufliche Bildung, sollte die Tariftreue darin enthalten sein“, sagt Barbara Osterried von der Mitarbeitendenvertretung (MAV) des BHZ. Zudem müsse sich die Wertschätzung sozialer Berufe verbessern. Altpeter stimmt zu: Bei der Aufwertung und Bedeutung sozialer Berufe müsse einiges geschehen.