Die früheren Bank-Chefs Anshu Jain, Josef Ackermann und Jürgen Fitschen. Foto: dpa

Nach milliardenschweren Bußgeldzahlungen für Skandale verlangt der Branchenprimus von früheren Vorstandsmitgliedern Geld zurück. Aufsichtsratschef Paul Achleitner erwartet „einen wesentlichen finanziellen Beitrag“.

Frankfurt - Die Deutsche Bank will frühere Vorstandsmitglieder an den Folgekosten für die von ihnen hinterlassenen Altlasten beteiligen. Die Bank lasse prüfen, ob ehemaligen Vorständen „eine persönliche oder kollektive Verantwortung für Fehlerder Vergangenheit zukommt“, sagte Aufsichtsratschef Paul Achleitner am Donnerstag auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank. „Nach Erwartung des Aufsichtsrats wird es in den nächsten Monaten hierzu eine Regelung geben, die einen wesentlichen finanziellen Beitrag der Betroffenen sicherstellt.“

Das Institut hat 2015 und 2016 bereits Bonuszahlungen einbehalten, die unter anderen den ehemaligen Bankchefs Anshu Jain, Jürgen Fitschen und Josef Ackermann in früheren Jahren zugesagt worden waren. Bonuszahlungen werden bei der Deutschen Bank über mehrere Jahre gestreckt. Dadurch ist es möglich, einzelne Raten einzubehalten, wenn nachträglich Zweifel an einer zunächst prämierten Leistung aufkommen. Der von Achleitner angesprochene „finanzielle Beitrag“ ginge über die bloße Einbehaltung von Boni hinaus.

„Wir haben das Schlimmste hinter uns.“

Die Deutsche Bank hatte im vergangenen Jahr allein für die Beilegung eines Rechtsstreits um windige Hypothekengeschäfte in den USA, der auf die Zeit vor der Finanzkrise zurückgeht, einem Vergleich über sieben Milliarden US-Dollar (6,3 Milliarden Euro) zugestimmt. Unter dem Strich blieb für 2016 ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro (1,3 Milliarden Euro). „Auch wenn es weitere offene Fälle gibt: Wir gehen davon aus, dass wir das Schlimmste hinter uns haben“, sagte Vorstandschef John Cryan am Donnerstag.

Cryan und seine Vorstandskollegen hatten angesichts des Milliardenverlusts auf Bonuszahlungen für 2016 verzichtet. Aufsichtsratschef Achleitner betonte indes: „So wie sich die Situation normalisiert, so werden wir bei der Deutschen Bank unsere Mitarbeiter wieder marktgerecht bezahlen.“