Anton Vaas berichtete von Altkleider-Containern, die in Nacht- und Nebelaktionen im öffentlichen Straßenraum und auf Privatgrundstücken aufgestellt werden. Foto: Müller-Baji

Anton Vaas von der „Aktion Hoffnung“ sprach über Altkleidersammlungen und dubiose Geschäfte. Denn der Markt um die Ware Gebrauchtlkeidung boomt – und führt zu immer absurderen Auswüchsen.

Zuffenhausen - Der Gedanke ist gut: Was man selbst nicht mehr anzieht, soll wenigstens einem Anderen noch eine Freude machen. Also in den Altkleidersack oder -container damit, oder? Doch wie so oft ist auch hier nicht alles Schwarz oder Weiß – und die dazwischen liegende Grauzone gewaltig. Die Kolpingfamilie St. Antonius hatte deshalb vor kurzem Anton Vaas von der „Aktion Hoffnung“ ins Gemeindehaus eingeladen. Denn der Markt um die Ware Gebrauchtkleidung boomt – und führt zu immer absurderen Auswüchsen.

Illegale Altkleidersammler

Was Vaas berichtete, klang stellenweise wie ein Krimi: Von Altkleider-Containern, die in Nacht- und Nebelaktionen im öffentlichen Straßenraum und sogar auf Privatgrundstücken aufgestellt werden – während dem Ordnungsamt dabei weitgehend die Hände gebunden sind. Vom illegalen Transport der Ware nach Osteuropa, wo die besten Stücke übrigens in eigens dafür geschaffenen Ladenketten verkauft werden. Der Rest aber, so Vaas, gelange erneut illegal zurück nach Deutschland und werde hier in den Sammelcontainern der Konkurrenz abgelegt – „also auch bei uns“. Das alles führe leider dazu, dass insbesondere die „Aktion Hoffnung“, die ebenfalls mit Containern zur Kleiderspende aufruft, unberechtigterweise in eine Schmuddelecke gedrängt werde.

Was ist also zu tun, wenn man sichergehen will, dass die Kleiderspenden einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden? Zunächst einmal solle man genau hinschauen: Kommt der Erlös wirklich einer renommierten karitativen Einrichtung zugute, oder geben sich dubiose Sammler durch die Verwendung christlicher Symbole oder Namen einfach den Anschein der Gemeinnützigkeit? Wie Vaas berichtete, seien auch Sammlungen zu meiden, die allzu aggressiv auftreten und Eimer oder Körbe an den Haustüren platzierten.

Kleidung ist zum Wegwerfgut verkommen

„Folgen Sie am besten dem Fairwertung-Siegel“, empfahl Vaas. Das stelle sicher, dass die Ware von fair bezahlten Mitarbeitern hier in Deutschland sortiert werde und dass auch der Erlös zu einem überwiegenden Teil in karitative Projekte fließe. „Aktion Hoffnung“ engagiere sich zum Beispiel in Gesundheits- und Ausbildungsprojekten in diversen Ländern und unterstütze auch die regionale Fair-Handels-Beratung in Baden-Württemberg. Der Referent des Abends zerstreute auch Bedenken, dass die Kleiderspenden die Wirtschaft in den afrikanischen Staaten störe und schwäche: Ganz im Gegenteil seien sogar eine ganze Reihe Arbeitsplätze durch die Ware Gebrauchtkleidung entstanden: Billig-Neuware aus China und Indien richte da deutlich mehr Schaden an.

Denn dort liegt im Grunde die Wurzel eines viel größeren Übels: Wurde Kleidung einst auch bei uns bis zum bitteren Ende getragen und schließlich, vielfach geflickt und repariert, noch als Putzlumpen verwandt, ist sie heutzutage zu einem Wegwerfgut verkommen: Produziert in Dritte-Welt-Ländern unter unmenschlichen Bedingungen, nach langen Transportwegen zu Billigstpreisen auf einen bereits übersättigten Markt geworfen. Vielleicht war der Vortrag in St. Antonius daher auch eine Anregung, über das eigene Konsumverhalten nachzudenken: Lieber weniger Kleidung kaufen, die zeitloser und von besserer Qualität ist – und schließlich das, was man nicht mehr tragen kann oder will, einer sinnvollen Verwertung zuführen. Etwa durch die Container der „Aktion Hoffnung“, die es in nahezu jedem Stadtteil und -bezirk gibt.