Drei Millionen Euro sind für die Sanierung der beiden Gebäude im Ortskern von Weilimdorf veranschlagt. Foto: Archiv

Gut drei Millionen Euro sind für die Sanierung des historischen Ensembles in Stuttgart-Weilimdorf veranschlagt. Die Arbeiten am Alten Rathaus und Alten Schulhaus sollen zu den 775-Jahr-Feierlichkeiten des Bezirks im September 2018 abgeschlossen sein.

Weilimdorf - Die Meinungen im Weilimdorfer Bezirksbeirat gingen bei der jüngsten Sitzung am Mittwoch auseinander: „Ortsbildprägend“ (Michael Schrade, Freie Wähler) und „identitätsstiftend“ (Annkathrin Essig, Bündnis 90/Die Grünen) seien das Alte Rathaus und das Alte Schulhaus an der Ditzinger Straße. „Unrentabel“ sei die Sanierung des historischen Ensembles, meinte hingegen CDU-Bezirksbeirat Marc Benzinger, und: „Sie schadet der Entwicklung in Weilimdorf.“ Letztlich sprachen sich aber elf Bezirksbeiräte für die Sanierung aus, die fünf Vertreter der Christdemokraten votierten geschlossen dagegen.

Marc Benzinger begründete die Ablehnung damit, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht stimme. Zudem befürchtete er, dass die Sanierung statt der veranschlagten drei Millionen Euro am Ende vier Millionen kosten würde. „Damit blockieren wir uns im Hinblick auf das Forum“, meinte Benzinger. „Dass wir einen Saal für etwa 200 Leute brauchen ist Fakt“, sagte Bezirksvorsteherin Ulrike Zich. Der Bedarf an einem solchen Forum sei daher auch im Vorprojektbeschluss festgehalten worden. Im historischen Ensemble selbst gibt es dafür keinen Platz. Geplant ist, im Alten Rathaus auf insgesamt 323 Quadratmetern Vereins-, Sitzungs- und Ausstellungsräume einzurichten, darunter ein kleiner Saal für rund 60 Personen. Teile des Gebäudes können wegen der Statik oder mangels Fluchtwegen nur besichtigt, aber nicht anderweitig genutzt werden, erklärte Zich. Benzingers Fraktionskollege Stephan Gier schlug noch vor, auf ein WC im ersten Stock zu verzichten, um Platz zu gewinnen: „Ich denke mit den zwei Toiletten im Erdgeschoss müsste man doch hinkommen.“

Die Kita bleibt im Alten Schulhaus

Das Alte Schulhaus soll künftig komplett von der Kindergruppe Regenbogen genutzt werden. Die Eltern-Kind-Initiative hat dort bislang rund 125 Quadratmeter angemietet, nach der Sanierung stehen für die Kinderbetreuung mehr als 250 Quadratmeter zur Verfügung. Nicht nur wegen der größeren Fläche, sondern auch weil die Räume künftig Neubaustandard entsprechen, wird der Mietvertrag angepasst, sodass die Miete den Standards des Jugendamts entspreche, heißt es in dem Vorprojektbeschluss. Während der Bauzeit, die auf 14 Monate veranschlagt wird, soll die Kindergruppe in der Kita Spatzennest an der Solitudestraße unterkommen, sagte Ulrike Zich. Derzeit befände man sich noch in Gesprächen mit der Jugendhausgesellschaft, die das Spatzennest betreibt. Denkbar sei auch, die Kindergruppe interimsweise im Waldheim unterzubringen.

Markus Hartung vom Hochbauamt und Timo Nussbaum vom Amt für Liegenschaften und Wohnen haben den Bezirksbeiräten das Projekt am Mittwochabend vorgestellt. „Die komplette Haustechnik in beiden Gebäuden wird erneuert“, sagte Hartung: Strom- und Wasserleitungen sollen ebenso komplett neu gemacht werden wie die Fenster, der Putz und das Dach. Da das Alte Rathaus unter Denkmalschutz stehe, könne an der Fassade kein Wärmedämmsystem angebracht werden, erläuterte Hartung. Deswegen sei ein Wärmedämmputz vorgesehen. Auch ein behindertengerechter Ausbau mit einem Aufzug sei wegen des Denkmalschutzes nicht möglich, sagte Nussbaum. Die Gebäude könnten daher nur behindertenfreundlich saniert werden.

Drei Millionen Euro sind für die Maßnahme veranschlagt. Aufgrund der Voruntersuchungen habe man eine ziemliche Kostensicherheit, sagte Hartung, zudem sei ein Puffer bereits eingeplant. Dennoch bliebe bei so alten Gebäuden immer ein Restrisiko, was Aufwand und Kosten angehe: „Da muss man abwarten, bis der Putz ganz runter ist.“ Die Zustimmung des Gemeinderats am 7. Dezember vorausgesetzt, könnte das Hochbauamt die Planungen vorantreiben und etwa die Hälfte der Arbeiten ausschreiben. Der Baubeschluss ist für Juni 2017 vorgesehen, danach könnte mit der Sanierung begonnen werden. Im September 2018 sollen die Arbeiten abgeschlossen werden – pünktlich zu den 775-Jahr-Feierlichkeiten Weilimdorfs.