Die Schäden im Putz des Alten Rathauses sind deutlich sichtbar. Foto: Archiv Julia Bayer

Risse und bröckelnder Putz im und am Alten Rathaus sind definitiv ein Schönheitsfehler. Vielleicht steckt die Krankheit aber sogar tiefer. Ein Gutachter soll jetzt die Ursachen für die Mängel finden.

Bad Cannstatt - Risse in der Fassade und bröckelnder Putz sehen nicht nur unschön aus, sondern sind auch Grund zur Sorge: Hat das Alte Rathaus wirklich nur ein Schönheitsproblem? Noch Ende Februar hatte das Hochbauamt dies angenommen: „Im Moment gehen wir davon aus, dass es sich um einen Verarbeitungsmangel handelt“, sagt Markus Hartung damals auf Nachfrage unserer Zeitung. Es sollte also nachgebessert werden, der betroffenen Firma wurde eine Frist zum 4. April gesetzt. Doch bisher sind immer noch keine Bauarbeiter angerückt. „Die betroffene Firma hat die Gewährleistung abgelehnt“, bestätigt Hartung.

Grund genug für die Stadt Stuttgart, der Ursache für die Risse auf den Grund zu gehen. „Es könnte tatsächlich nur der Putz sein, die Risse könnten aber auch eine andere, komplexe Ursache haben“, sagt Markus Hartung. Gänzlich unwahrscheinlich scheint dies nicht, schaut man sich einmal im Inneren des 1492 errichteten Gebäudes um: Auch an den Wänden in den Dienstzimmern des Bezirksvorstehers und seiner Mitarbeiter sind diverse Risse zu sehen, es wölbt sich, bröckelt und bricht an vielen Ecken des denkmalgeschützten Gebäudes am Marktplatz. Woran das liegt, soll nun ein Gutachter klären. Der Fachmann wird das Haus laut Hartung auf von innen und außen in Augenschein nehmen und sicher auch unter den Putz schauen. „Wir warten auf seine Ergebnisse, bevor wir über das weitere Vorgehen entscheiden“, sagt Hartung. Mit einem Gerüst am Alten Rathaus sei deshalb vorerst nicht zu rechnen, es bestehe kein Anlass zu überstürzten Handlungen: „Von den Rissen geht keinerlei Gefahr aus“, betont der Experte.

Sanierung der Sanierung?

Ärger allerdings dürfte nicht nur der Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler verspüren, der fassungslos auf die Risse in und an seinem Amtssitz blickt. Immerhin war das Historische Rathaus erst vor drei Jahren für mehr als acht Millionen Euro saniert worden. Neben der Verbesserung des Brandschutzes war das um 70 Zentimeter abgesunkene Fundament einer der Hauptgründe für die Sanierung des historischen Gebäudes gewesen, die sich mehrfach verzögert hatte und schließlich von 2010 bis 2013 dauerte. Nun bleibt abzuwarten, wie es weitergeht – eine Sanierung der Sanierung scheint aber leider nicht abwegig.