Faites vos jeux: Batis Ostovar lässt die Kugel rollen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Tagsüber Jeans, abends Anzug mit Fliege: Batis Ostovar hat einen ungewöhnlichen Nebenjob. Der Stuttgarter Student der Architektur arbeitet als Aushilfs-Croupier in einer Spielbank. Am liebsten sitzt er am Pokertisch.

S-Süd - Kellnern, Babysitten, Nachhilfe geben . . . das alles hatte für Batis Ostovar aus dem Stuttgarter Süden keinen Reiz. Trotzdem wollte er sich neben dem Studium etwas Geld dazuverdienen. Als er von einem Kommilitonen hörte, dass der in der Spielbank im SI-Centrum jobbte, wurde er hellhörig. Seit knapp fünf Jahren arbeitet der Architekturstudent nun schon in der Spielbank.

Abends ist schwarzer Anzug mit Fliege angesagt

Das ist ein Wechsel wie Tag und Nacht. Während Ostovar tagsüber in Jeans zur Universität geht, betritt er abends ein ganz anderes Ambiente: gedämpftes Licht und rote Plüschteppiche bestimmen das Erscheinungsbild seines Arbeitsplatzes. Im Hintergrund werden Cocktails gemixt, jeden Samstag spielt eine Liveband. Auch Ostovar tauscht sein legeres Äußeres gegen einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Fliege. Seine dunklen Haare sind nach oben gegelt, die schwarze Brille gibt ihm ein seriöses Aussehen.

Sein Platz ist nun nicht mehr vor, sondern hinter dem Pult. Statt seines Laptops hat er Chips in der Hand. Spielchips. Oder Karten: „Am liebsten bin ich am Pokertisch. Das Spiel finde ich am interessantesten“, sagt er. Dort nimmt er gerne die Rolle des Floormans ein. „Das heißt, man ist der Mann im Hintergrund. Er platziert die Gäste, wechselt Geld für sie, klärt Situationen, wenn Fragen aufkommen oder der Dealer nicht klarkommt.“

Mit Black Jack hat seine Karriere angefangen

Angefangen hat er – wie alle studentischen Aushilfskräfte – aber mit Black Jack. „Die Ausbildung dauert rund sechs Wochen. Hier lernt man zunächst alle Spielregeln und gewisse Fingerfertigkeiten, die man als Dealer braucht.“ Auch im Umgang mit den Gästen werde man geschult. „Ich fand die Ausbildung sehr spannend, auch wenn sie hart ist, weil sie unbezahlt ist“, sagt der 30-Jährige. Nach einem halben Jahr wurde er im Poker geschult, wieder ein Jahr drauf im Roulette. „Das gilt als die Königsdisziplin. Noch schwieriger ist allerdings Baccara. Beides machen aber vorwiegend die festangestellten Mitarbeiter.“

Auch Ostovars Chef Patrik Maier hat als Student angefangen. „Ich habe Maschinenbau studiert und nebenher im Baden-Badener Casino gejobbt. Später habe ich das Studium ganz aufgegeben, weil mich der Job im Casino viel mehr fasziniert hat“, erzählt er. Er ließ sich als Croupier fest anstellen, später wechselte er nach Stuttgart, wo er sich auf den Posten des Direktors hocharbeitete.

„Das ist natürlich die Gefahr, dass man so Feuer fängt für den Job im Spielkasino, dass man sein Studium an den Nagel hängt“, meint Ostovar und lächelt. Schließlich verdiene man gutes Geld. Und der Job sei interessant. „Auch die Arbeitszeiten sind toll. Man kann selbst entscheiden, wie viel man arbeitet und wann.“ Begehrt seien natürlich Feiertage und Wochenenden, weil es da Zuschläge gebe. „Aber man muss natürlich auch diszipliniert sein, damit man neben dem ganzen Jobben nicht das Studieren vergisst“, fügt er hinzu.

Als Ostovar anfing, hatte er bereits seinen Bachelor in der Tasche. Heute studiert er auf Diplom: „Sie sehen an mir, dass das Studium dadurch länger dauern kann. Andere haben schon ihr Diplom in meinem Alter.“ Trotzdem will er seinen Nebenjob nicht missen. Rund 14 Euro verdient er in der Stunde, begonnen hat er mit 10,50 Euro. Hinzu kommen Zuschläge. Finanziert werden die Aushilfsstellen über die Trinkgelder. Ostovar arbeitet 70 bis 90 Stunden im Monat.

Sein Studium aufgeben will Ostovar aber auf keinen Fall. Trotzdem wird er dem Spielkasino wohl nicht ganz den Rücken kehren, wenn er fertig ist: „Einen 400-Euro-Job nebenher könnte ich mir gut vorstellen, dafür arbeite ich hier viel zu gerne. Mit vielen Kollegen bin ich befreundet und treffe mich auch so mit ihnen“, sagt er. Die Arbeitsschichten in der Spielbank gehen in der Regel von 16 bis 24 Uhr, die ab 18 Uhr auch schon mal bis zwei oder drei Uhr nachts. Eine besondere Qualifikation muss man für den Job nicht mitbringen. „18 Jahre alt muss man sein und eben Student“, sagt Patrik Maier. Ein gepflegtes Äußeres sei auch nicht verkehrt, genauso wie mathematisches Verständnis. „Die Spiele müssen die Studenten nicht kennen, das lernen sie in der Ausbildung“, so der Spielbankdirektor. Selbst spielen dürfen die Croupiers übrigens in der Spielbank nicht, das gehöre zu den Hausregeln: „Aber sich freuen, wenn die Gäste eine Glückssträhne haben oder Trost spenden, wenn es nicht gut läuft“, sagt Ostovar.