Auch wenn es rabiat aussieht: Die Polizei bewertet den Einsatz bei der Wahlveranstaltungen am Forum positiv. Foto: factum/Weise

Die Veranstaltung der Partei im Forum hat Schatten vorausgeworfen. Der Abend selbst verläuft zwar lautstark, aber weitgehend friedlich. Ob die Partei mit dem Abend zufrieden sein kann, ist trotzdem fraglich.

Ludwigsburg - Fast hat es den Anschein, als wollte das Forum am Schlosspark unerkannt bleiben. In den Schaukästen hängt kein einziges Plakat, das für Veranstaltungen im Haus wirbt. An den Masten davor baumelt keine Fahne, und das riesige Banner mit den schönen Bildern der Schlossfestspiele ist schwarz abgehängt. Auch wenn es niemand offiziell sagt, ist es doch so: Niemand von der Stadt möchte, dass das Forum auf Fotos der AfD-Wahlkämpfer erkennbar ist.

Am Dienstagabend ist dort eine Art Staraufgebot der Alternative für Deutschland aufgelaufen: Jörg Meuthen, der Bundesvorsitzende und Fraktionschef im Landtag, Nicolaus Fest, Ex-„Bild“-Journalist und Berliner Kandidat für den Bundestag – und natürlich Martin Hess, der den Wahlkreis Ludwigsburg nach der Wahl am 24. September in Berlin vertreten will.

Die Partei ist auf Schlimmes vorbereitet

Empfangen wurden sie von rund 130 Demonstranten, die Plakate trugen, auf denen unter anderem stand „Rassismus, Homophobie, Sozialdarwinismus – Nicht meine Alternative“, und die Parolen skandierten wie „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“. „So einfach ist es dann doch nicht, Demokratie zu leben“, sagt Gottfried Minnich, als er die Gäste im Bürgersaal begrüßt – und bekommt viel Applaus. Für 980 Personen haben die Mitarbeiter des Forums Stühle aufgestellt, Besucher gezählt haben sie lediglich 230.

Sicherheitshalber hat die AfD die Veranstaltung via Livestream im Internet übertragen. Damit sich auch all jene informieren können, die dem Forum aus Sorge vor dem angekündigten Protest fernblieben – oder beim Anblick der geschätzten 130 Demonstranten und etwa 50 Polizisten in Sichtweite des Eingangs kehrt machten.

Der Kandidat zieht Paralleln zur Kölner Silvesternacht

Drinnen im Bürgersaal spricht Martin Hess, im Hauptberuf Polizist, über innere Sicherheit. Er prangert den „unfassbar menschenverachtenden“ Linksextremismus an, der beim G 20-Gipfel sichtbar geworden sei, und bezichtigte die „Alt-Parteien“, inklusive der CDU, auf dem linken Auge blind zu sein. In den Ereignissen von Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) sieht Hess Parallelen zur Silvesternacht in Köln. Sie seien die Konsequenz „der völlig verfehlten Flüchtlingspolitik“ und der Tatsache, dass die Polizei kaputt gespart worden sei, sagt Hess, der das Forum wie sein Kollege Nicolaus Fest durch den Haupteingang betreten hatte. Jörg Meuthen hatte den Seiteneingang gewählt und beobachtete durch ein Fenster im Obergeschoss, wie die Polizei und der eigens beauftragte Sicherheitsdienst Demonstranten davon abhielt, die Eingangstüren zu blockieren.

Später im Bürgersaal beklagt Meuthen die Hetze der christlichen Kirchen gegen die AfD und zeichnet ein positives Bild von der Zukunft der AfD. Mit der Partei gehe es nicht abwärts, auch wenn die Medien dies behaupteten. Nicolaus Fest wiederum berichtet, handwerklich schlechten Journalismus habe es schon früher gegeben, heute jedoch werde der Leser systematisch irregeführt. „Bringen Sie die Wahrheit unters Volk“, appellierte er an seine Zuhörer.

Die Veranstaltung im Forum war die erste seit eineinhalb Jahren, die die AfD öffentlich in Ludwigsburg abhielt. Im Februar 2016 trat Meuthen mit dem Landtagskandidaten Dieter Mangold – der letztlich 15 Prozent holte – in der Musikhalle auf, deren Schlösser davor von Unbekannten mit Kleber verstopft worden waren. Auch vor der jüngsten Veranstaltung hat es eine Sachbeschädigung gegeben. Unbekannte hatten am Montagabend in grüner und pinker Farbe mehrfach Anti-AfD-Parolen auf den Boden vor dem Eingang gesprüht.

Als das Forum gegen halb elf die Türen schließt, haben sich die Demonstranten längst verzogen. Davor hatte Oliver Kube vom Orga-Team der Protestkundgebung zufrieden bilanziert: „Es ist uns gelungen, ein deutlichen Zeichen zu setzen, dass die AfD in Ludwigsburg nicht willkommen ist.“ Er beklagte jedoch, dass zwei Demonstranten durch Schläge von Polizisten verletzt worden seien. Polizei konnte dies am späten Abend nicht bestätigen. Sie bewertet den Einsatz als „größtenteils friedlich“. Zwei junge Männer seien in Gewahrsam genommen worden. Einer, weil er Polizisten beleidigt hat, der andere, weil er nicht vom Eingang wich.