Bis 2019 muss die Altenwohnanlage alle Doppel- in Einzelzimmer umgebaut haben. Dadurch fallen Pflegeplätze weg. Foto: Archiv Leonie Schüler

Die Evangelische Altenheimat will die Einrichtung am Lindenbachsee um eine Etage und ein Gebäude erweitern.

Weilimdorf - Die Zeit drängt: Bis 2019 muss die Altenwohnanlage am Lindenbachsee im Pflegebereich alle Doppelzimmer zu Einzelzimmern umgewandelt haben. Dies schreibt die Landesheimbauverordnung vor. Aktuell bietet die Einrichtung Platz für 114 pflegebedürftige Menschen, nach einem Umbau könnten nur noch 90 Personen aufgenommen werden. Dabei stößt die Heimleitung bereits an Kapazitätsgrenzen und muss immer wieder Angehörige abweisen. „Der Druck ist schon jetzt groß, nach einem Umbau wird er noch größer“, sagt Hans Kübler, der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Altenheimat, und betont: „In Weilimdorf ist der Bedarf für Pflege da.“ Seiner Einschätzung nach hat das Haus zusätzlich zu den heute bestehenden 114 Pflegeplätzen einen Mehrbedarf von 60 bis 70 Zimmern. Beim Sozialamt lautet die Prognose sogar, dass bis zum Jahr 2020 rund 200 Pflegeplätze im Bezirk fehlen werden. „Das ist eklatant“, sagt Alexander Gunsilius von der Abteilung Altersplanung. „Wir sind interessiert daran, das Angebot in Weilimdorf auszubauen.“

Bisher vergebliche Flächensuche

Doch die Suche nach einer Erweiterungsfläche läuft schon seit mehreren Jahren vergeblich. Die angrenzende Grünfläche kommt für einen Anbau nicht in Frage, da sie als Landschaftsschutzgebiet festgeschrieben ist und nicht bebaut werden darf. Auch das Walz-Gelände war zeitweise in Betracht gezogen, von der Stadt aber abgelehnt worden. Nun hat der Stadtseniorenrat eine neue Idee entwickelt. Demnach soll geprüft werden, ob das bestehende Gebäude der Altenwohnanlage um ein Stockwerk erweitert und dahinter ein dreigeschossiger Neubau errichtet werden könnten, der über einen Steg mit dem Altbau verbunden wird. Rund 60 Zimmer in Wohngruppen könnten so entstehen. Erschlossen würde das Heim weiterhin von der Goslarer Straße aus, Einsatzfahrzeuge sollen auch von Norden aus anfahren können. Der Vorteil des Anbaus wäre, dass die Kantine, die Verwaltung, aber auch die Heizungs- und Elektroanlage des Altbaus mitgenutzt werden könnten. „Außerdem wäre es interessant, zusammen mit dem Schulverwaltungsamt zu prüfen, ob man generationenübergreifende Angebote für die Schüler der benachbarten Reisachschule und der Altenwohnanlage schaffen könnte“, sagt Kübler. Denkbar sei zum Beispiel, dass die Schüler nebenan Mittagessen könnten. Dies wird vor allem dann interessant, wenn die Grundschule zur Ganztagesschule ausgebaut wird.

Aufbauend auf dieser Idee hat die Evangelische Altenheimat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese wird nun von verschiedenen städtischen Ämtern geprüft. Laut Karl-Theo Maurer vom Amt für Stadtplanung und -erneuerung ist die Fläche hinter der Altenwohnanlage städtisch, gehört aber zur Reisachschule. Im Bebauungsplan ist das Grundstück als Gemeinbedarfsfläche für Schulnutzung festgeschrieben. Um den Bau eines Seniorenheims zu ermöglichen, müsste entweder ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden oder das Baurechtsamt müsste eine Befreiung von der Nutzungsvorschrift veranlassen. Ob letzteres möglich wäre, hänge von der „Summe der Verstöße“ ab, so Maurer. Außerdem würden die im Bebauungsplan gekennzeichneten Baugrenzen überschritten, was das Baurechtsamt ebenfalls genehmigen oder im Bebauungsplan ändern müsste.

Prüfen, ob das Gelände sich eignet

Neben diesen Schwierigkeiten gibt es laut Maurer aber noch andere Hindernisse. Unter anderem verläuft ein öffentlicher Fußweg durch das Gelände, ferner seien klimatische Bedingungen und die steile Hanglage zu beachten. „Ein Bau wäre an dieser Stelle sicher nicht einfach“, sagt Maurer. Grundsätzlich steht er der Idee aber aufgeschlossen gegenüber. „Das ist sicher eine Überlegung wert und unter Umständen ganz sinnvoll.“

Das Schulverwaltungsamt prüft, ob es auf das Areal verzichten könnte. „Wir müssen sehen, was wir für die Reisachschule brauchen, damit uns die Fläche nachher nicht fehlt“, sagt die Leiterin Karin Korn. Der mögliche Ausbau zu einem Ganztagesbetrieb würde viel Raum benötigen, wenngleich es für die Reisachschule noch kein Raumprogramm gebe. Die genauen Pläne der Altenwohnanlage kenne sie noch nicht, ein Treffen mit dem Sozialamt sei aber vorgesehen. „Grundsätzlich stehe ich der Idee offen gegenüber“, sagt Korn. Auch der Rektor der Reisachschule, Holger Henzler-Hübner, findet das Konzept gelungen. „In unserer Gesellschaft haben die Generationen zu wenig Kontakt miteinander“, sagt er. „Die Begegnung von alten Menschen und Kindern könnte etwas Tolles sein.“ Ihm wäre wichtig, dass der Weg der Schüler in die Kantine nicht zu weit wäre.

Senioren sollen im Bezirk bleiben können

Auch Alexander Gunsilius vom Sozialamt befürwortet das Konzept. „Wir unterstützen, wo es geht“, sagt er, allerdings müssten die baurechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Bezirksvorsteherin Ulrike Zich befürwortet die Pläne ebenfalls. „Der Charme ist, dass es sich um städtische Grundstücke handelt und wir bestehendes Baurecht haben“, sagt sie. Es müsse aber darauf geachtet werden, dass sich Schule und Altersheim nicht gegenseitig das Wasser abgraben würden, sondern von Synergieeffekten profitieren könnten. „Ich würde der Altenwohnanlage sehr wünschen, dass sie mit den Plänen weiterkommt und Weilimdorfer Senioren in ihrer Umgebung bleiben können.“