Das Gebäude hat sich in den vergangenen 100 Jahren kaum verändert. Foto: Claudia Leihenseder

Die Altenburgschule ist 100 Jahre alt. Ehemalige Schüler erinnern sich an ihre Schulzeit, die häufig ganz anders war als die heutige. Das Gebäude hat sich jedoch kaum verändert.

Bad Cannstatt - Es ist entflammt, das Interesse an der 100-jährigen Geschichte der Altenburgschule. „Wir haben viele Mails und Anrufe von ehemaligen Schülern und Schülerinnen bekommen, die uns ihre Geschichten erzählen und alte Fotos zeigen wollten“, sagt die Hauptschullehrerin Tina Nuding. „Und unsere jetzigen Schüler sind inzwischen auch ganz heiß auf das Jubiläum“, berichtet die Sonderschullehrerin Turid Zimmert.

Die Kinder merken einfach: Diese Geschichten gehen sie etwas an, die betreffen sie. So auch das, was ein mehr als 80-jähriger Ehemaliger bei einem Besuch in einer sechsten Klasse erzählte: Seine Schulzeit an der Altenburgschule fing 1942 an. Damals sah das Gebäude fast so aus wie heute. Doch es gab entscheidende Unterschiede, wie der Senior berichtet: „Als ich in die Schule kam, gab es einen Eingang für Mädchen, da unten, wo ihr alle reinkommt, und einen für die Buben bei der Sporthalle.“

Ehemalige Schüler erinnern sich

Nicht schlecht staunten die Kinder auch über die Tatsache, dass es kein Jogginghosenverbot hab. Klar, es gab damals keine solchen Hosen. Auch von der Tatsache, dass die Lehrer die Schüler schlagen durften, waren die heutigen Kinder beeindruckt. Wären sie damals in ihre Altenburgschule gegangen, so hätte sich ihnen ein ganz anderes Bild geboten: Viel größere Klassen. Inklusion war damals kein Thema, Kinder mit Behinderung durften schlicht nicht in die Schule gehen. Auch die heute bunt gemischten Klassen mit Schülern aus aller Herren Länder gab es früher nicht.

Gebannt hörten die Kinder ihrem Vorgänger zu, wie er von den Kriegstagen erzählte: Wie er etwa mit seinen Eltern einmal in der Schule übernachten musste, weil sein Elternhaus zerstört worden war. Oder dass manche seiner Schulkameraden im Krieg bei einer Massenpanik im Bunker umgekommen sind.

Wie es in der Altenburgschule Anfang der 60er Jahre aussah, daran kann sich Gabriele Schneider, geborene Vallendor, noch gut erinnern. Die Hauptschullehrerin, die seit fünf Jahren in der Altenburgschule unterrichtet, war von 1960 bis 1964 hier Schülerin. „In unserer Klasse waren 44 Kinder“, berichtet Schneider. Ihre Klasse wurde in denselben kleinen Klassenzimmern unterrichtet, in denen heute etwa 22 Kinder schreiben und lesen lernen. Damals habe sie nicht mit Stift und Papier, sondern auf der Schiefertafel schreiben gelernt. Als Linkshänderin wurde sie umerzogen und musste mit der rechten Hand schreiben. „Ich musste mich immer auf meine linke Hand setzen, damit ich ja nicht in Versuchung komme, mit der falschen Hand zu schreiben“, erzählt Gabriele Schneider.

Raumnot in den 1960er-Jahren

Auch so manche Mail, die die Altenburgschule in diesen Tage erreicht hat, gibt einein Einblick in die Umstände blicken, unter denen früher unterrichtet wurde. Eine Frau berichtet zum Beispiel von der Raumnot Mitte der 60er-Jahre. Ihre Klasse hatte deshalb am Donnerstagvormittag keine Schule. Dafür aber am Nachmittag vier Stunden Unterricht im Jahnsaal des Turnerbunds Bad Cannstatt. „Zu spät kommen war fürchterlich, da meine Klasse nicht immer ein Klassenzimmer hatte und man nie wusste, wo die Klasse Unterricht hatte“, schreibt die ehemalige Schülerin. Ihr Religionsunterricht fand, so die Ehemalige, im Lehrerzimmer statt, in dem sonst kräftig geraucht wurde.

Ein anderer Schüler, der inzwischen Rentner ist, hat nicht so gute Erinnerungen an seine Schulzeit. Ohne Vorkenntnisse sei er 1944 in die zweite Klasse gekommen und wurde von Schülern und Lehrern ausgelacht. „Wir wurden wegen jeder Kleinigkeit geschlagen – sogenannte Tatzen oder auf das nackte Hinterteil. Vor allen Mitschülern musste man sich auf die vorderste Bank legen und wurde mit dem Rohrstock malträtiert“, schreibt der Ex-Schüler.