Um den Preis, den Parteien für die Nutzung der Alten Scheuer entrichten müssen, gibt es schon lange Streit. Foto: Cedric Rehman

Der Ortsverbandssprecher der Degerlocher Grünen, Klaus Amler, legt den E-Mail-Verkehr mit dem Scheuerverein offen und äußert heftige Kritik am Gebaren. Vor allem darüber, dass bisher noch kein Gespräch zustande kam.

Degerloch - Im Dezember 2013 hat Wilfried Seuberth die Geduld verloren. „Es ist ein Dreivierteljahr her, seit ich erstmals versuchte, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen. Seither hat es eine Vielzahl weiterer Versuche gegeben, teils sogar mündlich zwischen Ihnen und mir. Dabei teilten Sie mir zuletzt mit, sich in den nächsten Tagen bei mir zu melden. Das ist nie geschehen“, schreibt der Vorsitzende der SPD Degerloch an den Vorsitzendenden des Fördervereins Alte Scheuer, Rolf Walther Schmid am 13. Dezember 2013.

Klaus Amler, der Ortsverbandsprecher der Degerlocher Grünen, liest aus der Mail vor, die ihm Seuberth damals in Kopie zugeschickt hat. Der Grüne sitzt vor einem ganzen Stapel an ausgedruckten E-Mails.

Sie umfassen den gesamten Austausch zwischen ihm und dem Degerlocher SPD-Vorsitzenden Wilfried Seuberth auf der einen Seite und Vertretern des Fördervereins auf der anderen Seite aus eineinhalb Jahren. Klaus Amler hat sich nun entschieden, sie der Presse zu übergeben. Eigentlich habe er das immer für sich ausgeschlossen. „Ich schätze die Arbeit des Vereins nach wie vor und halte sie für wichtig für Degerloch“, sagt er. Deshalb sei es für ihn wichtig gewesen, den Disput vor der Öffentlichkeit verborgen zu halten.

Die Grünen weisen die Anschuldigungen zurück

Im August veröffentlichte der Förderverein aber eine Pressemittelung. Darin wies er angeblich gegen ihn in der Presse geäußerte Vorwürfe zurück, er würde Degerlocher Vereine benachteiligen. Die Pressemitteilung löste eine Debatte aus. Aus Reihen des Fördervereins verlautete, dass die Degerlocher Grünen bereits abgemahnt worden seien, weil sie sich weigern würden, für Veranstaltungen in der Alten Scheuer den geforderten Tarif zu bezahlen. Sie würden dagegen darauf pochen, wie in der Vergangenheit nur einen geringeren Betrag zu entrichten, weil dies Ortsvereinen zustünde. Wie berichtet, sieht der Förderverein die Grünen und andere Parteien aber nicht als örtliche Vereine an und verlangt deshalb anders als früher üblich mehr Geld von ihnen.

Klaus Amler bestätigt, dass sich die Degerlocher Grünen wie auch die Ortsverbände von CDU und SPD durchaus als Ortsvereine verstehen und deshalb auch der Meinung sind, dass sie den reduzierten Tarif bezahlen sollten. Er widerspricht aber der Aussage, dass die Partei abgemahnt worden sei. Dafür hat er in seinen Mails einen Beleg. So wies Amler bereits im März dieses Jahres den damaligen Verwalter der Scheuer, Thomas Lüneburg, darauf hin, dass die Partei nie eine Mahnung erhalten habe. Lüneburg schreibt dem Vorsitzenden der Degerlocher Grünen noch am gleichen Tag zurück. Er bestätigt indirekt die Aussage Amlers und erklärt, dass eine Mahnung auch gar nicht nötig sei. Stattdessen werde der Verein in Kürze einen Anwalt einschalten, heißt es in der Mail des Verwalters. Dies ist aber nach Aussage Amlers nie geschehen.

Auch sei es unzutreffend, dass die Grünen die offene Rechnung bis heute nicht beglichen haben, wie es im August aus den Reihen des Fördervereins geheißen hatte. Die Partei habe die offene Rechnung für die Veranstaltung im März in der Alten Scheuer tatsächlich dann im Sommer überwiesen. Amler hat dies am 1. August auch Thomas Lüneburg in einer Mail mitgeteilt. Erklärung für das Nachgeben der Partei sei die schiere Raumnot im Bundestagswahlkampf gewesen, sagt Amler.

Vergebliche Bemühungen um Dialog

Gleichzeitig habe er sich in Abstimmung mit CDU und SPD intensiv darum bemüht, mit dem Scheuerverein nun endlich ins Gespräch zu kommen über die umstrittenen Tarife, sagt Amler. Der erste Vorsitzende des Fördervereins, Rolf Walther Schmid, sei aber telefonisch über Monate nicht zu erreichen gewesen. Auf Mails hat er nur ein einziges Mal geantwortet. Am 22. Juli bekam Amler eine Mail von Schmid. Darin sichert der zu, dass er und seine Vorstandskollegen für ein persönliches Gespräch mit Amler zur Verfügung stünden – nach rechtzeitiger vorheriger Abstimmung, wie es heißt. Danach habe Amler aber wieder nichts von Schmid gehört, sagt er. „Nachdem es auf viele E-Mails und auf mehrfaches Bitten um Kontakt über den Verwalter der Alten Scheuer gar keine Reaktion gab, habe ich es direkt versucht. Ich habe bei Rolf Walther Schmid einen Brief eingeworfen und geklingelt, aber es hat niemand aufgemacht, und es gab auch keine Reaktion auf den Brief“, sagt er.

Klaus Amler steht vor einem Rätsel. Ihm fällt nichts ein, wie die Parteien den Scheuerverein noch zu einem Gespräch über die Tarife bewegen könnten. Er kritisiert auch, dass der Verein seinen persönlichen Antrag auf eine Mitgliedschaft seit Monaten unbeantwortet lässt und dass der Verein seine Satzung nicht im Internet öffentlich zugänglich macht, wie andere Vereine es tun. Am 18. März dieses Jahres machte der Grünenpolitiker in einem Postskriptum an eine E-Mail seinem ganzen Ärger Luft: „Wann verhalten sich die Verantwortlichen des Fördervereins Alte Scheuer wie ganz normale Vereinsverantwortliche nach dem Vereinsrecht?“

Rolf Walther Schmid war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.