Glockengießer aus Karlsruhe haben die Hedelfinger Glocke gefertigt. Foto: Michael Wießmeyer

In Karlsruhe ist eine neue Glocke für die Alte Kirche in Hedelfingen gegossen worden. Ende Juni 2016 soll die neue Glocke im Kirchturm erklingen.

Hedelfingen - Die Alte Kirche in Hedelfingen soll endlich wieder eine Glocke bekommen. Das haben der Förderverein Alte Kirche Hedelfingen und der Kirchengemeinderat nach vielen Besprechungen mit verschiedensten Stellen bereits vor mehr als zwei Jahren beschlossen. Ende Juni soll es soweit sein. Dann soll vom Turm der Alten Kirche wieder Glockengeläut erklingen.

Die letzte Glocke war dem Ersten Weltkrieg zum Opfer gefallen, als Metall Mangelware war und daher für militärische Zwecke eingeschmolzen wurde. Die neue Glocke wurde jetzt in Karlsruhe von der Glockengießerei Bachert gefertigt.

Hedelfinger Abordnung reist nach Karlsruhe

Mit beim Gießen dabei war auch ein kleiner Kreis von Vorstandsmitgliedern des Fördervereins und Kirchengemeinderäten. Sie bekamen von Geschäftsführerin Christiane Bachert zunächst eine Einführung ins Glockengießen, erfuhren mehr über die Planung, die Vorstufen der Glockenherstellung und den anschließenden Guss. „Ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind“, sagte eine Teilnehmerin, als der Gießvorgang näher rückte. Schließlich sei es ja nicht alltäglich, solch einem Ereignis beizuwohnen, vor allem, wenn es um eine Glocke für die „eigene“ Kirche gehe.

Dieses Ereignis wollten sich nicht nur die Gäste aus Hedelfingen nicht entgehen lassen. Auch Vertreter von Kirchengemeinden aus Hessen, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und sogar aus Ljubljana (Slovenien) waren nach Karlsruhe gekommen, um die Entstehung „ihrer“ Glocken miterleben zu können.

Bevor der Schieber des Ofens geöffnet wurde, sprachen eine Pfarrerin und zwei Pfarrer aus drei Gemeinden Gebete für das Gelingen der Glocken. Dann waren die Hedelfinger Vertreter Zeugen, wie Glocke um Glocke gegossen wurde.

Kirchenglocken werden traditionell freitags um 15 Uhr gegossen

Traditionell werden Kirchenglocken immer freitags um 15 Uhr, also zur Todesstunde Jesu Christi, gegossen. Im Schmelzofen wird die Glockenbronze, bestehend aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn, auf 1100 Grad erhitzt. Unter unerträglichen Temperaturen verrichten die Glockengießer in Hitzeschutzmänteln ihre schweißtreibende Arbeit. Während des Befüllens der Glockenformen entweichen bei großem Feuerschein Gase, die über eimerartigen Behältern abgefackelt werden. Mit einem deutlich hörbaren Blubbern ergießt sich die glühend heiße Bronze, gleich einem Lavastrom, durch Schamottstein-Rinnen in die Glockenform.

Ein erhebendes Gefühl überkam die Hedelfinger Abordnung, als beim achten Gießvorgang endlich die Bronze für die 300 Kilogramm schwere Hedelfinger Glocke in die Form floss. Diesen Moment feierten die Stuttgarter mit einem gemeinsamen Lied aus dem Gesangbuch und gemeinsamen Gebeten. Dann endete ihr Ausflug nach Karlsruhe. Nun brauchen die Hedelfinger nur noch etwas Geduld: Wenn alles nach Plan läuft, wird die neue Glocke vom 24. Juni an vom Turm der Alten Kirche erklingen.