Das Schwemmgut am Altbacher Neckarwehr gibt Einblick in den Zustand der Gesellschaft. Foto: Horst Rudel

Am Neckarwehr bei Altbach hat ein Schwimmbagger die angeschwemmten Reste der stürmischen Tage beseitigt. Mit dem Unrat sind erstaunliche Erkenntnisse ans Tageslicht befördert worden.


Altbach - Zwei Tage lang war ein Schwimmbagger damit beschäftigt, das Erbe der jüngsten Stürme aus dem Neckar zu fischen. Am Wehr bei Altbach hat sich aufgestaut, was dieser Tage den Fluss des Lebens hinabgeschwommen ist. Wer genau hinschaut, lernt viel über den Zustand der Gesellschaft. Unter den Gegenständen, die am Wehr gestrandet sind, haben sich auffällig viele Fußbälle befunden. Das lässt Rückschlüsse zu – auf den Verlust der Werte im Allgemeinen und auf den Verlust des Ballgefühls im Besonderen. Wertetechnisch ist der Fußball zum Wegwerfgegenstand verkommen. Ist früher bei einem Ballverlust die halbe Mannschaft in den Neckar gehechtet, wird heute bei einem Verlust desselben einfach das nächste Spielgerät aus dem Ballnetz gefischt. Aus fußballtechnischer Sicht ist die Ballhäufung im Neckar ein Armutszeugnis. Kein Wunder, dass die bundesdeutschen Profikicker bei der Europameisterschaft in Frankreich das Tor nicht treffen. Schließlich treffen die Kicker an der Basis nicht einmal die haushohen Fangnetze, die ihre Trainingsplätze zum Neckar hin abschirmen.