Der Block steht: Kaja Grobelna (mi.) und Nichole Lindow (re.) beim 3:0-Sieg im letzten Heimspiel der Stuttgarter Volleyballerinnen in der Champions League gegen Azerrail Baku Foto: Baumann

Der Spagat geht weiter: Im europäischen CEV-Pokal trifft Allianz MTV Stuttgart auf Titelverteidiger Dynamo Krasnodar. Die Volleyballerinnen sehen das als sportliche Herausforderung, ihr Manager Bernhard Lobmüller eher als teure Pflicht.

Krasnodar - Schon vor dem letzten Spiel der Champions League gegen Azerrail Baku hatte Bernhard Lobmüller klargemacht, dass er das Kapitel Europa damit gerne schließen würde. Aus Sicht des Managers von Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart sind das Pokalfinale am 28. Februar in Mannheim gegen den Dresdner SC und die folgenden Play-offs um die deutsche Meisterschaft viel wichtiger als weitere internationale Auftritte. Doch die Spielerinnen hörten nicht auf ihren Chef.

Durch den grandiosen 3:0-Sieg über den Tabellenführer aus Aserbaidschan zog das MTV-Team als einer der besten Gruppendritten überraschend in die Challenge-Runde des CEV-Pokals ein, des Wettbewerbs unter der Champions League (die Challenge-Runde entspricht dem Viertelfinale). Die Belastung für die Volleyballerinnen bleibt enorm hoch. „Für mich ist dieser Ausflug eher störend, ja sogar sinnfremd“, sagt Lobmüller, „jetzt haben wir wieder eine komplizierte Anreise und müssen wieder gegen ein russisches Spitzenteam spielen, in dem es mindestens zwei Spielerinnen gibt, die je eine Million Euro Jahresgehalt haben.“ Zum Vergleich: Der gesamte Etat von Allianz MTV Stuttgart liegt bei rund 900 000 Euro. Wieder kann die angeschlagene Rumpftruppe der finanziellen Übermacht nur unbändigen Einsatz und Teamgeist entgegensetzen.

Lange Reise nach Krasnodar

Am frühen Montagmorgen begab sich die durch den engen Spielplan müde Stuttgarter Mannschaft auf die lange Reise über Frankfurt und Moskau nach Krasnodar in der Nähe von Sotschi. Das Duell beim CEV-Pokal-Titelverteidiger steigt an diesem Mittwoch ab 17.30 Uhr (MEZ) im Olimp Palace of Sport. Nach Dynamo Kazan in der Champions League stellt auch Dynamo Krasnodar eine nahezu unlösbare Aufgabe dar. „Für mich ist Tatiana Koshelewa derzeit die beste Angreiferin der Welt. Dann spielt dort in Liubow Sashkowa eine lebende Legende, die gerade auf die sechste Olympia-Teilnahme zusteuert“, erklärt Stuttgarts Co-Trainer Giannis Athanasopoulos, der im europäischen Spitzenvolleyball bestens vernetzt ist, „wenn wir überhaupt eine Chance haben wollen, dann müssen wir mit unserem harten Aufschlag viel Druck erzeugen.“

Für Athanasopoulos und seinen Chef Guillermo Naranjo Hernández ist klar, dass es für diese Partie keine besondere Vorbereitung braucht: „Unsere Spielerinnen treten gegen die Besten der Welt an. Da geben sie automatisch mehr als 100 Prozent.“ Und einen Vorteil gibt es dann doch: Das Rückspiel findet am Dienstag, 23. Februar, vor eigenem Publikum statt. Manager Lobmüller hofft auf ein volles Haus: „Die Extratour nach Krasnodar mit Visumgebühren, Flügen und Hotel kostet weitere 15 000 Euro, die nicht eingeplant waren.“

Renkema kündigt an: „Wir geben wieder Vollgas“

Und sollte sein Team dann – befeuert von der Stimmung in der Scharrena – ein weiteres Mal über sich hinauswachsen, würde der anstrengende Rhythmus mit Spielen unter der Woche und am Samstag gleich nach dem Pokalfinale weitergehen. Damit würde die Mannschaft erneut gegen die Vorstellungen ihres Managers, nun ja, verstoßen. Nach Meinung von Kim Renkema wäre das allerdings kein großes Problem. „Wir spielen ganz klar für uns. Wir wollen immer gewinnen, und wir können in dieser Runde auch nur gewinnen“, meint die Spielführerin, „deswegen geben wir wieder Vollgas.“ Was Bernhard Lobmüller dazu sagt? „Ich nehme es natürlich, wie es kommt“, erklärt der MTV-Manager, „schon jetzt sprengt es unseren Finanzrahmen, aber auch das werden wir irgendwie hinbekommen.“

So, wie es auch die Mannschaft schafft, immer wieder über sich hinauszuwachsen.