Etwa 50 Bürger waren in den Bezirksbeirat gekommen, um ihrem Unmut über die Allianz-Ansiedlung auf dem Sportgelände an der Heßbrühlstraße Luft zu machen. Foto: Sandra Hintermayr

Das Bauvorhaben der Allianz auf ihrem eigenen Gelände an der Heßbrühlstraße stand erneut auf der Tagesordnung des Bezirksbeirats. Sowohl Lokalpolitiker als auch anwesende Bürger sprachen sich gegen die Ansiedlung auf dem Sportgelände aus.

Vaihingen - Die Meinung der Bürger war nicht zu übersehen. Mit einem großen Transparent riefen sie zum Stopp der Allianz-Pläne auf. „Keine Bürostadt auf Sportplätzen und Grünflächen in Vaihingen!“, forderten sie. Etwa 50 Bürger waren in die jüngste Bezirksbeiratssitzung gekommen, um ihrem Unmut über das Bauvorhabens des Versicherers auf seinem eigenen Gelände am Rande des Synergieparks Luft zu machen. Eberhard Klein aus dem Publikum etwa wollte wissen, wie die Zukunft des Sportvereins TSV Georgii Allianz aussehen soll. „Der Verein ist über 100 Jahre alt, hat über 1100 Mitglieder, davon 400 Jugendliche, die auf der Straße sitzen werden, wenn kein Ausgleich für den Wegfall der Sportflächen geschaffen wird“, sagte Klein.

Die Bürgerinitiative Vaihingen Ökologisch Sozial hatte zudem eine Liste mit über 1000 Unterschriften gegen die Baupläne der Allianz mitgebracht. „Viele Menschen verlieren ihre sportliche Heimat, das Verkehrsproblem wird sich zuspitzen, der Grünzug zwischen Wohn- und Industriegebiet schrumpft und die Mieten werden steigen“, fasste Cornelia Geeve von der Initiative die Bedenken der Bürger zusammen. „Wir fordern einen Planungsstopp“, lautete die Konsequenz.

Die Fußballer sollen am Schwarzbach bleiben

Susanne Frucht vom Stadtplanungsamt informierte den Bezirksbeirat über den aktuellen Stand in Sachen Aufstellungsbeschluss für den zu ändernden Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan im Bereich Heßbrühlstraße. „Für den Bezirk Vaihingen wird gegenwärtig an einem Gesamtverkehrskonzept gearbeitet“, sagte Frucht. Zu weiteren Punkten, etwa einer Renaturierung des Schwarzbachs und dem Artenschutz, sollen noch Gutachten erstellt werden. Sobald diese Dinge vorliegen, wird ein Wettbewerbsverfahren ausgerufen. Das wird vermutlich im Herbst der Fall sein.

„Die Planungen der Allianz sind ein massiver Eingriff für Vaihingen“, kritisierte Ulrich Bayer (CDU). Sowohl für den Sport als auch für den durch die Baumaßnahmen wegfallenden Wohnraum der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG), als auch für die Abfallwirtschaft Stuttgart und das Tiefbauamt müssten im Bereich Schwarzbach gleichwertige Ersatzflächen geschaffen werden.

Der Versicherer wolle eine dreiteilige Sporthalle schaffen, damit die Hallensportarten des TSV Georgii Allianz auch weiterhin eine Heimat haben, erläuterte Horst Jesinger vom Sportamt. Die Sportarten im Freien seien allerdings problematisch. „Leichtathletik und Tennis können schwer an anderer Stelle im Bereich Schwarzbach angesiedelt werden“, so Jesinger. Benachbarte Vereine hätten aber zugesichert, mit dem TSV zu kooperieren. Auch die Zukunft der Fußballabteilung sei noch offen. Es gebe Überlegungen, wo ein neuer Kunstrasenplatz entstehen könnte. „Wir wollen gewährleisten, dass die Fußballabteilung ihre Heimat weiterhin am Schwarzbach hat“, sagte Jesinger.

Bezirksbeiräte fordern Gutachten zum Verkehr

„Ich tue mich schwer damit, Plänen zuzustimmen, die vorsehen, Grünflächen und Sportplätze zuzupflastern“, sagte Eyüp Ölcer von den Freien Wählern. Ohne ein ausgearbeitetes Gutachten, insbesondere für den Verkehr im Synergiepark, gebe es keine saubere Grundlage für eine Entscheidung.

Gerhard Wick (SÖS-Linke-Plus) erläuterte, wie sich die Situation in Vaihingen in den vergangenen 40 Jahren geändert hat. „Die Grünflächen sind um 50 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Arbeitsplätze stark erhöht, das Gewerbegebiet ist doppelt so groß wie vor 40 Jahren.“ Wick sprach von einem Missverhältnis von Arbeitsplätzen und Einwohnern. „Wir haben Unmengen von Pendlerströmen, die bewältigt werden müssen, weil die Menschen nicht dort leben, wo sie arbeiten.“ Die Folgen des Baus auf die Umwelt und Luftqualität seien nicht absehbar. „Vaihingen wird zunehmend kaputt gemacht“, sagte Wick.

Er beantragte, dass der Bebauungsplan nicht weiter verfolgt wird, bevor die Stadt nicht einen Strukturplan für Vaihingen einschließlich Verkehrslösungen aufgestellt hat. Der Strukturplan solle aufzeigen, wie Baumaßnahmen ökologisch und sozial verträglich umgesetzt werden können. Eine Flächennutzungsplanänderung, wie sie die Allianz benötigen würde, solle solange ausgesetzt werden, bis der Strukturplan umgesetzt ist. Dem Antrag schlossen sich die Bezirksbeiräte der anderen Fraktionen mehrheitlich an.