Angesichts der Bohrmaschine wirkt die Bürgermeisterrunde klein. Foto: Ines Rudel

Bürgermeister aus dem Landkreis Esslingen haben sich über die Arbeiten am Albvorlandtunnel informiert und sind an der großen S21-Baustelle ins Staunen gekommen.

Kirchheim/Teck - Für den Laien ist es ein faszinierendes Schauspiel. In diesem Fall sind die Bürgermeister aus dem Lenninger Tal, aus Kirchheim und den angrenzenden Gemeinden, die die Deutsche Bahn in dieser Woche zur Besichtigung der Baustelle des Albvorlandtunnels eingeladen hatte, auch nur blutige Laien. Denn mit dem Bau einer 8,2 Kilometer langen Röhre hatte bislang niemand zu tun.

Noch befinden sich die Arbeiten im Anfangsstadium. Wo später einmal bis zu 400 Menschen rund zwei Jahre lang ihr Brot verdienen werden, sind jetzt lediglich 60 Männer im Einsatz. Was diese Männer in den vergangenen Monaten aber bereits geleistet haben, das nötigt der Bürgermeisterrunde Respekt ab. Besonders auf der Kirchheimer Seite, von wo aus sich eine gewaltige, 15 Millionen Euro teure Bohrmaschine voraussichtlich vom Spätherbst an zwei Jahre lang in Richtung Wendlingen voranarbeiten wird, ist schon der Eingang zum Tunnel zu erkennen.

Die zehn wichtigsten Fakten zum umstrittenen Bauprojekt Stuttgart 21 sehen Sie im Video:

Erdaushubarbeiten sind in vollem Gange

Direkt neben der Autobahn in Richtung München ist eine rund 20 Meter tiefe Mulde entstanden. Noch sind die Erdaushubarbeiten in vollem Gang. Doch schon bald können die Fachleute damit beginnen, die Schienen für die Bohrmaschine zu verlegen. Diese steht momentan – in Hunderte Einzelteile zerlegt – in unmittelbarer Nähe und wartet darauf, zu großen Elementen zusammenmontiert zu werden. Die Grenze setzt die Traglast des 200-Tonnen-Krans, für den gerade Fundamente gegossen werden. Das schwerste Einzelstück, der Antrieb, wiegt alleine 220 Tonnen. Wenn man bedenkt, dass dieses Teil an einem 60 Meter langen Arm hängen wird, kann man sich vorstellen, welche gewaltigen Gewichte der Kran transportieren muss.

Für Frank Brodbeck, der für die Schweizer Firma Implenia die Baustelle betreut, ist der Albvorlandtunnel nicht sein größtes Bauwerk. Vor einigen Jahren hat er die Bauarbeiten für den Lötschbergbasistunnel geleitet. Der ist immerhin rund zehn Kilometer lang. Brodbeck behält auf der für den Besucher wie das reinste Chaos anmutenden Baustelle den Überblick. Stolz präsentiert er die Schneideräder, die gerade zusammengeschweißt werden und einen Durchmesser von 10,37 Metern haben.

Radfahrer stoßen nicht auf den Baustellenverkehr

Während sich Brodbeck über solch große Dinge freut, sind es für den Kirchheimer Baubürgermeister Günter Riemer vergleichsweise kleine Episoden, die ihn zufrieden stimmen. So ist es gelungen, einen Weg für Radfahrer zu finden, auf dem sie, ohne mit Baustellenfahrzeugen in Kontakt zu kommen, vom Ortsteil Nabern nach Kirchheim gelangen können. Ursprünglich war dort, wo jetzt eine Unterführung für die Radler entstanden ist, eine Ampel geplant. Auch dass in unmittelbarer Nähe, im Kirchheimer Industriegebiet, gerade eine Produktionsstätte für die Tunnelverschalungen geschaffen wird, freut Riemer. Denn angesichts von 55 000 solcher Tübbinge, die im Tunnel verbaut werden, entlaste der kurze Weg von der Produktionsstätte zum Tunnel den Verkehr rund um Kirchheim.