Football ist in Albertshausen die Sportart Nummer eins. Foto: StZ

Die Albershausen Crusaders sind nach ihrem Aufstieg in die zweite Liga das Team aus dem kleinsten Ort in den höchsten beiden American-Football-Spielklassen. Ein Besuch in der 4215-Einwohner-Gemeinde.

Albershausen - Albershausen im Landkreis Göppingen, knapp 40 Autokilometer östlich von Stuttgart gelegen, ist eine typische kleine schwäbische Ortschaft: Wenn man hineinfährt, sollte man langsam machen, denn ehe man sich versieht, ist man auch schon wieder draußen. Was die Gemeinde jedoch von anderen abhebt, sind die vielen Linien auf dem Kunstrasenplatz an der Schafhofstraße. Dort ist nicht nur ein Fußballspielfeld eingezeichnet, sondern auch ein American-Football-Spielfeld.

Es ist der Trainingsplatz der Albershausen Crusaders, die seit dieser Saison als Aufsteiger in der zweiten Liga (GFL 2) spielen. Sie sind – neben der schönen Minigolfanlage – die Attraktion des Orts. 700 Zuschauer kommen im Schnitt zu den Heimspielen im Waldstadion, wo an diesem Sonntag um 15 Uhr wieder blau-weiße Kunstnebelschwaden und Rauch vom Barbecuegrill aufsteigen werden. Dann laufen die Crusaders um die drei US-Importspieler Doug Webster, Kejuan Riley und Giano White gegen die Kirchdorf Wildcats auf, bei denen sie jüngst mit 34:69 unterlagen und so mit 5:13 Punkten den vorletzten Platz vor den Fursty Razorbacks (2:12) belegen.

Die Gegner der Albershausen Crusaders kommen aus viel größeren Städten

Es gibt unter den 31 Vereinen in den höchsten beiden Spielklassen keinen Club, der aus einem kleineren Ort als Albershausen (4215 Einwohner) stammt. Nur der nächste Gegner aus dem bayerischen Kirchdorf (5389) kommt dem schwäbischen American-Football-Dorf nahe. Die weiteren Opponenten in dieser Runde sind in Nürnberg (509 975), Wiesbaden (284 620), Gießen (83 628), Ravensburg (50 000) und Fürstenfeldbruck (35 163) beheimatet. „So eine erfolgreiche Mannschaft in der Gemeinde zu haben macht einen als Bürgermeister stolz“, sagt Jochen Bidlingmaier, Gemeindeoberhaupt von Albershausen. „Die Crusaders sind ein Aushängeschild für uns. Wie sie das alles ehrenamtlich bewerkstelligen, da muss man den Hut ziehen.“

Nach dem kurzfristigen Rückzug der Rhein-Neckar Bandits vor der Saison spielen in der Südstaffel der GFL 2 nur sieben Teams, eine Mannschaft davon steigt ab. Jemil Hamikohat den Auftrag zu verhindern, dass dies die Crusaders sein werden. Nach dem überraschenden Rücktritt des Aufstiegstrainers Micha Frech aus persönlichen Gründen verpflichtete das Team den erfahrenen Ex-Coach des Erstligisten Stuttgart Scorpions als Nachfolger. Er hatte auch zwei sehr lukrative Angebote aus der Schweiz, entschied sich jedoch aus familiären Erwägungen für das Engagement in Albershausen. Sein Salär da: die Spritkosten. „Ich habe es noch nie fürs Geld gemacht“, sagt der selbstständige Kaufmann im Groß- und Außenhandel aus Böblingen.

Schon seit der Gründung 1999 fungiert Bastian Braulik als Abteilungsleiter

Jemil Hamiko gibt strenge Regeln vor und verteidigt sie mit deutlichen Worten. Der gläubige Katholik mit den vielen Tattoos und den syrischen Wurzeln bezeichnet sich auch selbst als Kontrollfreak – und als schwierigen Charakter. Trotzdem hat ihn Bastian Braulik, der seit der Crusaders-Gründung 1999 als Abteilungsleiter fungiert und bis zur vergangenen Saison noch selbst mitspielte, nach Albershausen gelotst. „Er ist direkt, ehrlich, geraderaus, er lebt den Sport positiv wie negativ“, sagt der 41-Jährige mit der imposanten Statur. „Es ist von der Professionalität etwas ganz anderes als davor.“

Das gilt für alle Bereiche. Der Sprung in die GFL 2 war gewaltig. Die Regularien sind umfangreicher, die Lizenzen teurer, die Busfahrten länger, das Publikum größer – all das müssen die vielen Ehrenamtlichen stemmen. Das Ziel ist es erst einmal, sich in der zweiten Liga zu etablieren. „Das Sportliche ist oft einfacher als das Organisatorische. Für die erste Liga müssten wir den Etat auf 250 000 Euro verdoppeln, darunter geht es da nicht“, sagt Bastian Braulik und fügt an: „Ich bin stolz auf das, was wir insgesamt erreicht haben.“ Es geht weit über die Linien auf dem Kunstrasenplatz hinaus.