Gut ausgeruht im Premiumbett: Sabrina und Sven Ludwig Foto: Horst Rudel

Über Nacht allein im Möbelhaus eingeschlossen: so etwas gibt es sonst nur im Film. Sabrina und Sven Ludwig aus Stuttgart haben es jetzt in Göppingen erlebt.

Göppingen - So viele Möbel, aber nichts knackt und knarzt. Nur die Klimaanlage verbreitet vom Dach her einen wohligen Unterton. Da schaltet sich um 4.30 Uhr im Schnellrestaurant die Eistruhe ein. Sabrina und Sven Ludwig liegen ein Stockwerk tiefer und öffnen die Augen. „Komm, wir wechseln das Bett“, sagt Sabrina, und ihr Liebster schnappt brav die Decken mit dem Kussmund-Dekor. 50 Meter weiter finden sie ein neues Lager, was gar nicht so einfach ist. Schließlich haben sie die Qual der Wahl. Wenn man so will, dann ist die Schlafzimmerabteilung von Möbel Rieger nämlich das 120-Betten-Haus, das sich der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till mit seinen Hotelplänen schon seit Jahren für seine Stadt erträumt.

„Das kann man sich nicht für Geld kaufen“

Zunächst einmal wird aber ein Traum von Sabrina und Sven Ludwig wahr. Die 28-jährige Altenpflegerin und der zwei Jahre ältere Kraftfahrzeugmechaniker aus Stuttgart dürfen die Nacht zum Valentinstag ganz allein in dem Möbelhaus verbringen: Tische, Schränke, Sofagarnituren und Kücheneinrichtungen auf 39 000 Quadratmetern – niemand der reinquatscht oder sich vorbeidrängelt. So etwas gibt es sonst nur im Film. „Das kann man sich nicht für Geld kaufen“, benennt Sven Ludwig den Wert der Aktion, wobei das Pärchen ein gewisses Faible für ungewöhnliche Orte hat. Das Jawort gab es sich im vergangenen September in der Mercedes-Benz-Arena.

Über Facebook hat das Göppinger Möbelunternehmen, das Filialen in Aalen, Reutlingen und Esslingen unterhält, eine romantische Liebesnacht in einem seiner „Luxusbetten“ verlost. „Wir wollten damit eine junge Klientel ansprechen, das unsere klassischen Prospekte eher ignoriert“, sagt der Hausleiter Andreas Görner. Als am Samstag um 19 Uhr die letzten Kunden das Haus verlassen, geleitet er Sabrina und Sven Ludwig an ihren festlich gedeckten Tisch im Möbelhausrestaurant. Es gibt ein Candle-Light-Dinner, der Chefkoch Robert Haupt hat sich mächtig ins Zeug gelegt. Im normalen Betrieb hat er für jedes Essen 20 Sekunden. Jetzt serviert er erlesene Antipasti, ein Zanderfilet an Saucenspiegel und Panna cotta von der Tonkabohne. „Es war lecker“, sagt Sabrina Ludwig.

Im Erdgeschoss stört die Alarmanlage

Nach dem Vier-Gänge-Menü ist sie dann endlich allein mit Sven und der riesigen Ausstellung. Bei voller Beleuchtung arbeiten sie sich vom Untergeschoss mit den Mitnahmeartikeln nach oben durch. Nur im Erdgeschoss müssen sie ein wenig aufpassen. Wegen der Alarmanlage gilt zu Türen und Schaufenstern ein Mindestabstand von zehn Metern. „Kein Problem“, sagt Sven Ludwig. „Da ist eh nur die Kruschtelabteilung.“

Gegen Mitternacht telefonieren sie mit dem Hausmeister Matthias Luther, der in der Hausmeisterwohnung wohnt und der Einzige ist, der diese Nacht ebenfalls in dem riesigen Komplex verbringt. Er kann jetzt das Licht dimmen. Derweil begegnet Dauerkarteninhaber Sven Ludwig in der Jugendabteilung einem weiteren Traum, einem VfB-Zimmer ganz in den Farben der Wasenkicker. Um 1.17 Uhr setzt Sabrina auf Facebook noch einmal einen Post ab. „Gute Nacht“, schreibt sie. Dann kuscheln sich die beiden aneinander in dem festlich dekorierten Boxspringbett mit Premiummatratze (Gesamtpreis: 2500 Euro).

Und was war mit dem Romantik-Faktor?

Und, Hand aufs Herz, wie romantisch war die Valentinsnacht allein im Möbelhaus? Na ja, sagt Sven Ludwig, man fühle sich doch immer ein wenig beobachtet. Ein neues Sofa habe man aber wohl gefunden.