Letzter Schliff am neuen Haus der Nikolauspflege in Stammheim Foto: Chris Lederer

Die Anschubfinanzierung durch Spenden aus der Aktion Weihnachten der vergangenen Jahre hat viele Projekte auf den Weg gebracht. Zwei davon sind in diesem Jahr an den Start gegangen.

Stuttgart - Wenn das Kind den Kopf nach hinten überstreckt und die Handgelenke mehr als sonst verdreht, kommt der nächste Schmerzanfall. Tobias kann nicht sprechen, nicht auf sein Leid aufmerksam machen. Er kann nur wimmern. Wie so viele Kinder mit Zerebralparese und Spasmen, die von Schmerzen attackiert werden.

Mit Spendengeldern aus der Aktion Weihnachten wird am Olgahospital eine Studie durchgeführt, bei der der Ort, der den Schmerz entstehen lässt, abgebildet wird. Verantwortlich für die Studie ist Markus Blankenburg, der Ärztliche Direktor und Leiter des Kinderschmerzzentrums am Olgäle. Er sagt: „Verantwortlich für den Schmerz ist eine Funktionsstörung der Schmerzfasern im Gehirn.“ Wenn der Schmerz bereits dort behandelt wird, kann gezielter und effektiver Schmerzmittel dosiert werden.

Kasse übernimmt Kosten nicht

Das war das Ziel, als Margot Kuon, die Vorsitzende des Fördervereins Funk für Eltern von neurologisch erkrankten Kindern um Spenden für die Magnetresonanztomografien am Olgäle bat. Die Krankenkassen bezahlen sie nicht. Sie gelten nicht als Teil einer Therapie. Mit der Studie werden aber zudem auch wissenschaftlich neue Erkenntnisse gewonnen. Sie machen die Behandlung von vielen anderen spastisch gelähmten Kindern künftig schonender und effektiver. Die Vorbereitung der Studie hat fast ein ganzes Jahr gedauert, „die Erteilung der Genehmigungen für unsere Messungen haben sich lang hingezogen“, sagt Blankenburg. Aber er hat in der Zwischenzeit rund 100 Patienten aus der Kinderklinik angeschrieben und die ersten 40 Patienten gewonnen. Es kann also losgehen.

Einzug im November

Auch die Nikolauspflege hat einen langen Atem und starke Nerven gebraucht. Sie plante in Stammheim ein Haus für 24 junge Erwachsene und eine Tagesbetreuung. Die blinden, mehrfachbehinderten Bewohner sollten dort auch arbeiten. Die Aktion Weihnachten half bei der Ausstattung.

Vier Jahre liegt das inzwischen zurück: Zuerst wartete die Nikolauspflege zwei Jahre lang auf die Baugenehmigung, dann gab es Knochenfunde, die den Baustart verzögerten. Baurechtliche Besonderheiten verzögerten zum Schluss die Freigabe. Am 10. November in diesem Jahr sind die ersten Bewohner eingezogen und leben nun mitten in Stammheim so selbstständig wie möglich.

„Wir freuen uns sehr auf das freundliche Klima hier“, sagt Petra Mack, die Leiterin des Geschäftsbereichs Erwachsene der Nikolauspflege, „Wir hatten schon im Vorfeld viele schöne Gelegenheiten, die Nachbarschaft kennenzulernen und sind aufs Herzlichste empfangen worden.“