Starke Rückenschmerzen wie bei dieser Frau waren erstes Anzeichen für chronische Krankheit Foto: dpa Themendienst

Morbus Bechterew lautet die Diagnose bei Herrn D. Er hat eine Arbeitsgelegenheit und ist auch froh, dabei unter Menschen zu kommen. Nur seine Wohnung will er für sich allein haben – nach all den Erfahrungen in einer Männer-WG.

Stuttgart - Herr D. (Name der Redaktion bekannt) machte nach der Schule eine Mechanikerausbildung und hielt zwei Lehrjahre durch. Ein Konflikt mit der Familie habe ihn allerdings aus dem Wohnort der Eltern getrieben, er brach die Lehre ab und zog weit genug weg, um dem Einfluss seines Vaters zu entkommen.

In der Großstadt meldete er sich bei Zeitarbeitsfirmen als Arbeitssuchend und wurde immer wieder an verschiedene Firmen vermittelt. Zum Schluss war er in einem Unternehmen als Lagerist eingestellt worden, endlich unbefristet. Dass er täglich zehn Stunden arbeitete, war ihm egal. Hauptsache, eine sichere Arbeit und ein sicheres Einkommen.

„Vor sieben Jahren ist es passiert: Ich wollte einen Karton hochheben, und es fuhr mir in den Rücken, als hätte mir jemand ein Messer reingestoßen“, erzählt der 45-Jährige. Er konnte sich nicht mehr aufrichten und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Drei Monate lang hätten die Ärzte nach der Ursache gesucht und waren schließlich zu der Diagnose Morbus Bechterew gelangt.

Auf lange Sicht droht Versteifung

Die Bundesvereinigung der Selbsthilfeorganisation Morbus Bechterew definiert dieses Leiden als eine „schmerzhafte, chronisch verlaufende entzündlich-rheumatische Erkrankung, die sich vor allem an der Wirbelsäule auswirkt“. Gelenkentzündungen können auf lange Sicht zur Verknöcherung und Versteifung führen. Heilbar ist die Krankheit bisher nicht, nur die Symptome können durch Therapien und Spaziergänge gelindert werden.

Herr D. ist seither nicht mehr voll leistungsfähig. Er musste mit einer Notunterkunft, einem Zimmer in einer Mietwohnung vorlieb nehmen. Alle Räume dort waren einzeln an Männer vermietet. Die Kosten beglich das Jobcenter. Für jedes der sieben Zimmer verlangte der Vermieter laut Herrn D. 450 Euro.

Etliche seiner Mitbewohner haben sich nicht unter Kontrolle, sind dem Alkohol verfallen. Einer davon hat die Wohnung schon zwei Mal fast in Brand gesteckt und kotet sie ein. Bad und Küche benutzt Herr D. aus hygienischen Gründen nicht. An Schlafen sei nachts nicht zu denken: „Entweder ist Geschrei, oder der Nachbar telefoniert laut per Internet-Telefon“, erzählt er.

Endlich ein Mietvertrag

Seit er eine Arbeitsgelegenheit vermittelt bekam, kommt er morgens ziemlich unausgeschlafen ins Geschäft. „Ich muss mindestens um 6 Uhr aufstehen.“ Bei der Stadt hatte man nach langen Jahren auf der Warteliste des Wohnungsamtes ein Einsehen, er bekam einen Wohnberechtigungsschein und nach seinem ersten Antrittsbesuch als potenzieller Mieter auch sofort einen Mietvertrag.

Die Wohnung kostet nur noch 250 Euro Miete, doch finanziellen Spielraum hat er mit einem Verdienst von 200 Euro und aufstockenden Zahlungen des Jobcenters trotzdem nicht. In Raten von 40 Euro zahlt er monatlich die Kaution ab, seine medizinische Versorgung verursacht ebenfalls zusätzliche Kosten. Allerdings braucht er noch etliche Dinge für seinen Hausstand, die er sich selbst nicht leisten kann. Die Aktion Weihnachten unterstützt ihn.

Die Spendenkonten

Baden-Württembergische Bank, Kto. 234 234 0 (BLZ 600 501 01), Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, Bic SOLADEST; Schwäbische Bank, Kto. 6300 (BLZ 600 201 00), Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00, Bic SCHWDESS

Spenden sind auch online möglich unter www.aktionweihnachten.de