Zwei Männer am Herd: Stefan Haible (li.) ist Koch und verwöhnt die Besucher des Stadtteilzentrums. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In Feuerbach hat sich in den vergangenen Jahren ein äußerst aktiver Stadtteiltreff etabliert. Dort engagieren sich Bewohner mit und ohne Arbeit für ihr Viertel. Unter anderem wird dort fast täglich frisch gekocht, allerdings ist die Küchenausstattung desolat.

Stuttgart - Im Stadtteiltreff Oase in Rot riecht es um 11 Uhr schon appetitlich nach Zwiebeln und Gemüsebrühe. Der Koch Stefan Haible und der Beikoch Rainer Rahm haben vor Stunden schon Gemüse gewürfelt und Kartoffeln geschält. Jetzt glänzt der Salat kräftig gelb und mit grünen Gurkensprengseln in der Edelstahlschüssel, auf dem Herd zieht die Brühe für die Maultaschen.

„Mir macht das hier großen Spaß, und ich komme unter Leute“, sagt Rainer Rahm. Momentan finde er keine Arbeit, mit 50 sei das nicht mehr so einfach. Deshalb hilft er ehrenamtlich in der Küche des Stadtteiltreffs. Auch Stefan Haible würde sein Geld gern als Kantinenkoch verdienen, doch momentan hat er kein Angebot und stellt sein Können deshalb in den Dienst der Bewohner im Stuttgarter Stadtteil Rot – wie Rahm ehrenamtlich für eine Aufwandsentschädigung von drei Euro pro Stunde.

„Wir haben acht Ehrenamtliche, die ständig mithelfen, und gelegentlich sind aus treuen Besuchern auch schon Helfer geworden“, sagt Waltraud Schillinger. Sie ist eine von drei Sozialarbeiterinnen, die sich anderthalb Stellen teilen. Sie lobt das Konzept der Oase: „Es ist genau richtig, dass es mitten im Quartier eine Ansprache für alle Leute gibt. Die können hier hereinspazieren, als würden sie in ein Café gehen, und für keinen Außenstehenden ist ersichtlich, ob der Besucher tatsächlich nur Kuchen isst oder ob er unsere Hilfe braucht.“

Von Leuten für Leute aus dem Stadtteil Rot

Der Stadtteiltreff ist im Rahmen des Projekts Soziale Stadt eingerichtet worden und inzwischen in die Regelfinanzierung durch die Stadt übergegangen. Seitdem trägt Stuttgart zu 80 Prozent, die Evangelische Gesellschaft zu 20 Prozent zu dem Bürgerhaus bei. Den Saal im ersten Stock nutzen viele Vereine, Leute aus dem Viertel bieten Hip-Hop-Kurse, Nachhilfe oder Deutschkurse für Mamas an oder organisieren begleitete Ausflüge und Kinobesuche für Menschen, die sich das allein nicht mehr zutrauen. Auch Zeitung lesen können die Leute in der Oase oder das Internet benutzen.

Besonders beliebt aber ist das Mittagessen, das zu 2,50 Euro, wahlweise mit einem Kaltgetränk oder einer Tasse Kaffee, an vier Tagen in der Woche verkauft wird. 40 Gäste kommen in der Regel, verabreden sich dort oder sagen Bescheid, wenn einer mal nicht kommen kann, weil er krank im Bett liegt. „Für viele ist es die einzige warme Mahlzeit am Tag“, sagt Waltraud Schillinger. Manche hätten erzählt, sie lebten allein, wollten nicht für sich allein kochen und auch noch beim Essen allein am Tisch sitzen.

Mit dem Braten von Schnitzel oder Fisch haben die beiden Köche Haible und Rahm allerdings ihre liebe Mühe. An der professionellen Kippbratpfanne wird nur noch die Hälfte der Bratfläche heiß, so dass die 40 Portionen nur mit großem Aufwand zubereitet werden können. Die Ehrenamtlichen aus der Oase sammeln nun Spenden für eine neue Kippbratpfanne, die Aktion Weihnachten unterstützt sie dabei.

Die Spendenkonten: Baden-Württembergische Bank, Kto. 234 234 0 (BLZ 600 501 01), Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, Bic SOLADEST; Schwäbische Bank, Kto. 6300 (BLZ 600 201 00), Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00, Bic SCHWDESS

Spenden sind auch online möglich unter www.aktionweihnachten.de