Reiten, Striegeln, Stall ausmisten: Auf der Jugendfarm Elsental sind auch hilfsbedürftige Kinder gut aufgehoben Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Es gibt viele bemerkenswerte Initiativen in Stuttgart, die mit Spendengeldern unserer Leser unterstützt werden. Zum Beispiel die Inklusionsarbeit auf der Jugendfarm Elsental.

Stuttgart - Da geht eine Gruppe mit Ponys spazieren, dort misten Kinder den Stall aus, und im Farmhaus machen Schulkinder nach dem Essen ihre Hausaufgaben. Drüben beginnt das Rübenschnitzen, und dann könnte man ja noch den Esel oder die Ziege oder das Federvieh streicheln. Nur, wofür sollen sich Benjamin, Max und Elisa entscheiden?

Mehr als 100 Kinder kommen wöchentlich aus Kaltental und umliegenden Schulen nachmittags auf die Farm. „Darunter Kinder mit Behinderungen, aber auch regelmäßig bis zu 15 Jungen und Mädchen, die sich im Raum schlecht orientieren können, es schwer haben, sich zu integrieren, Konzentrationsschwierigkeiten haben oder verhaltensauffällig sind“, sagt Sabine Boehm, die Leiterin der Jugendfarm Elsental. Andere haben Rechen- und Schreibschwächen oder Defizite, die man ihnen nicht sofort ansieht. „Sie bekommen in der Regel keine Fördergelder wie beispielsweise Kinder mit Behinderung, die in eine Pflegestufe eingestuft wurden“, so Boehm. Hilft man ihnen am Anfang, begleitet sie ein Stück, dann finden sie ihren Platz. „Ohne diese Begleitung bleiben sie oftmals ausgeschlossen, bis in den Berufsalltag hinein“, so Boehm.

Fonds stützt ärmere Familien

Der Förderverein der Jugendfarm legt nun einen Fonds auf, der sich aus Spenden speist. Mit diesem Geld lassen sich Inklusionshelfer bezahlen, wenn Krankenkassen, Jugend- oder Sozialhilfe dies nicht übernehmen und die Familien mit einer Eigenleistung überfordert sind. Damit werden aber auch Therapiepferde angeschafft oder Fortbildungen organisiert. Aus dem laufenden Betrieb ist das nicht zu bezahlen. „Unser Betriebszuschuss aus öffentlicher Kasse ist seit 15 Jahren gleich hoch“, berichtet Sabine Boehm.

Die Jugendfarm hat mit der Inklusion von Kindern mit Förderbedarf, mit oder ohne Pflegestufe, bereits gute Erfahrungen gesammelt. Drei Jahre lang wurde das Projekt entwickelt, Angebote wurden angepasst, Barrieren abgebaut und Kontakte zu neuen Kooperationspartnern wie dem Familienentlastenden Dienst des Behindertenzentrums geknüpft. Der Kommunalverband für Jugend und Soziales zog ein positives Fazit: „Durch die vorgelebte und erfahrbare Wertschätzung verändert sich das soziale Klima im Miteinander. Von diesem innovativen Modell können auch andere Einrichtungen profitieren.“ Deshalb soll es auf der Farm auch damit weitergehen. Dafür sorgt ein Zuschuss der Aktion Weihnachten in den Sozialfonds.