Im Advent bitten die Stuttgarter Nachrichten um Spenden für Bedürftige. Foto: Max Kovalenko

Eine Mutter hat Angst, ihr Mädchen zurückzulassen. Auch der Vater muss wegen einer Nierenerkrankung drei Mal pro Woche bei der Dialyse sein Blut waschen lassen. Beide Elternteile können nicht arbeiten.

Stuttgart - Dreimal die Woche muss sie zur Dialyse. Still daliegen, stundenlang. Danach geht es ihr jedes Mal schlecht, sie ist müde, erschöpft, verwirrt. Aneesh M. (Name von der Redaktion geändert) hat Angst. Denn nicht nur sie leidet unter einer schweren Nierenerkrankung, sondern auch ihr Mann. Beide müssen mehrmals die Woche ihr Blut waschen lassen, beide können nicht arbeiten. Aneesh M. wird beim Sozialamt als schwerbehindert geführt. „Acht bis zehn Jahre kann es dauern, bis man eine Spenderniere bekommt“, sagt M. „Was aber ist, wenn ich und mein Mann bis dahin nicht mehr leben?“, fragt sie. Denn das Paar hat eine elfjährige Tochter. „Ich sorge mich so um sie“, sagt M.

Die 49-Jährige und ihr gleichaltriger Mann stammen aus einem Bürgerkriegsland. Aneesh M.s Mann war Journalist, schrieb regimekritische Artikel. Er wurde bedroht und – nachdem er sich nicht einschüchtern ließ – verschleppt. Daraufhin floh Aneesh M. im Jahr 2002 nach Deutschland. Sie war damals hochschwanger mit ihrer Tochter. Vier Jahre lang lebte die Frau, die damals kein Wort Deutsch sprach und völlig auf sich allein gestellt war, in einem Asylantenheim. Sie wusste nicht, ob ihr Mann noch lebte, ob sie ihn je wiedersehen würde. „Das war eine sehr harte Zeit, ich habe viel geweint“, sagt M.

Doch sie versuchte auch, das Beste aus ihrer Situation zu machen – allein schon ihrer Tochter zuliebe. Im Asylantenheim traf sie eine Frau, mit der sie Englisch sprechen konnte. „Die sagte zu mir: Egal, ob etwas Falsches oder Richtiges rauskommt, du musst den Mund aufmachen“, erinnert sich M. Sie besuchte einen Deutschkurs und trat der Evangelischen Kirche bei. „Ich hatte in der Gemeinde Anschluss gefunden, habe dann die Bibel gelesen und war überzeugt von diesem Entschluss“, sagt sie.

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Im Jahr 2008, sechs Jahre nachdem sie nach Deutschland geflohen war, erfuhr sie, dass ihr Mann noch lebte. 2011 kam er nach Deutschland nach. M. war glücklich, auch wenn die erste Zeit schwierig war. „Meine Tochter hat sich immer gewünscht, einen Vater zu haben – doch als er dann da war, brauchte es Zeit, bis sich die beiden aneinander gewöhnt hatten“, sagt sie.

Dann der nächste Schock: Die Ärzte stellten auch bei M.s Mann eine Nierenerkrankung fest. Besonders für die Tochter brach eine Welt zusammen. „Sie ist jung, hat so viele Träume, und dann ist auch ihr Vater krank, kann nicht arbeiten und kann ihr die Träume nicht erfüllen“, sagt M. Sie weiß, dass sie ihr nicht das bieten kann, was viele andere Familien schaffen – das Arbeitslosengeld II muss für das Familienleben ausreichen. Trotzdem war die Mutter immer bemüht, ihrer Tochter alles zu ermöglichen: „Sie nimmt Klavierunterricht über die Bonuscard, und wir haben sogar ein Klavier geschenkt bekommen“, sagt sie.

Die größte Angst aber ist die vor dem Tod. Denn was, so fragt sich M., wird dann aus der Tochter? „Ich und mein Mann wünschen uns nichts mehr, als dass einer von uns auf der Spenderorgan-Liste nach oben rutschen darf, weil wir eine kleine Tochter haben“, sagt sie. „Aber geht das?“

Das ist ihr größter Wunsch. Ganz aktuell aber brauchen M. und vor allem die Tochter dringend Wintersachen. Gute Schuhe und eine Jacke. Die Aktion Weihnachten möchte sie dabei unterstützen.

Die Konten der Aktion Weihnachten: BW-Bank 234 234 0 (BLZ 600 501 01); Schwäbische Bank im Königsbau 6300 (BLZ 600 201 00)