In Turnhallen dürfen die Flüchtlinge nicht selbst kochen Foto: dpa

Der Freundeskreis Flüchtlinge lädt Frauen aus der Turnhallenunterkunft im Osten ins Stadtteilzentrum ein. Sie können dort ein Mal pro Woche Landestypisches kochen.

Stuttgart - Blumenkohl in heller Soße, Salzkartoffeln, Gemüselasagne und mehr typisch deutscher oder italienischer Gerichte stehen bei Großküchen auf dem Speiseplan. Wo Flüchtlinge in Turnhallen leben und verköstigt werden, fehlt vielen Menschen, vor allem jenen aus dem vorderen Orient, die typische Würze, der typische Geschmack und damit ein Stück Heimat.

Während sich Flüchtlinge in Asylheimen und Systembauten durchaus selbst was kochen können, fällt dies wegen der Brandgefahr in Turnhallen flach. „Die Feuerpolizei erlaubt uns das Kochen hier nicht“, sagt Christina Eiermann.

107 aktive Mitglieder kümmern sich um Flüchtlinge

Die Stuttgarterin gehört zum Freundeskreis Flüchtlinge Ost und hat zurzeit alle Hände zu tun, nicht zu vergleichen mit der Zeit vor einem Jahr, als der Freundeskreis gegründet wurde. Jetzt ist er zuständig für 40 Flüchtlinge in der Landhausstraße, seit Juli für 104 Personen in der Rotenbergstraße, seit September für 20 unbegleitete Minderjährige und für die 108 Menschen, die in der Turnhalle der Raichberg-Realschule untergebracht wurden. „Die 107 aktiven Mitarbeiter unseres Freundeskreises stehen vor großen Herausforderungen“, sagt Christina Eiermann.

In dem Turnhallenfoyer unterhalten sich nur die Wachdienstmitarbeiter. Eine Gruppe Flüchtlinge sitzt stumm vor den großen Fenstern, die zur Straße rausgehen. Stoisch beobachten sie den vorbeifließenden Verkehr. Mit viel Fantasie hat der Freundeskreis diverse Angebote ins Leben gerufen, um den Menschen ein bisschen Abwechslung zu bringen: Sprachcafés, Kinderfußballturnier, Stadtspaziergänge, Lehrbücher werden beschafft und Räume für die Kurse gemietet. „Immerhin sollen die Leute mindestens ein halbes Jahr in der Halle bleiben“, sagt Christina Eiermann.

Mit den Frauen möchte der Freundeskreis ein Mal pro Woche kochen. „Ihnen fehlt ihre tägliche Betätigung, und viele würden gern mal wieder ihr eigenes Essen zubereiten und auftischen“, sagt die Helferin. Im benachbarten Kinder- und Familienzentrum steht ein Mal pro Woche ein Herd zur Verfügung, zuvor geht die Kochgruppe Landestypisches einkaufen: Kichererbsen, Bulgur, Sesam, Weinblätter, Nüsse, Trockenfrüchte, Tees und viel Zucker. Wenn es am Abend in der Turnhalle nach Koriander und Pfefferminze riecht, ist das gewollt: „Die Frauen sollen ihren Männern ruhig von dem Essen was mitbringen“, sagt Christina Eiermann.

Manches finanzieren die Helfer aus eigener Tasche

Es gibt viele andere Dinge, die sie anpacken möchte: Eine Spieleecke in der Halle und einen schönen Essplatz einrichten, eine Informationswand aufbauen, auf der die Flüchtlinge sich über Notwendiges und Neues informieren können, und Bastelnachmittage mit deutschen Schülern sind bereits in die Wege geleitet. Einige Dinge zahlt der Freundeskreis zumeist aus eigener Tasche: Material, Benutzungsgebühren, Lebensmittel zum Beispiel. Die Aktion Weihnachten unterstützt das Engagement der Ehrenamtlichen angesichts der gestiegenen Herausforderungen in diesem Winter mit Spenden.

Die Spendenkonten: Baden-Württembergische Bank, Kto. 234 234 0 (BLZ 600 501 01), Iban DE04 6005 0101 0002 3423 40, Bic SOLADEST; Schwäbische Bank, Kto. 6300 (BLZ 600 201 00), Iban DE85 6002 0100 0000 0063 00, Bic SCHWDESS

Spenden sind auch online möglich unter www.aktionweihnachten.de