Eine Frau traut sich nicht aus dem Haus, Depressionen zermürben sie - auch ihr sollen Spenden aus der Aktion Weihnachten zugute kommen. Foto: dpa

Ein junges Mädchen hat die Flucht aus der Familie in die Ehe geführt, doch die endet mit Gewalt, Geldnot und erneuter Flucht. Die Stuttgarter Nachrichten sammeln bei der Aktion Weihnachten für Menschen, die Unterstützung brauchen.

Stuttgart - Ein junges Mädchen in einer unhaltbaren familiären Situation greift gern nach jedem Strohhalm. Nicht selten ist dies eine Ehe. Frau W. (Name der Red. bekannt) führte dieser Weg ins Chaos.

Ihre Eltern waren zum Geldverdienen aus dem Heimatdorf weggezogen und ließen das Mädchen bei Verwandten zurück. „Ich bin dort gut behandelt worden, und meine Tante hat sich wirklich bemüht, mir meine Mutter zu ersetzen, aber ich hatte schreckliche Sehnsucht nach ihr“, erzählt die Frau. Also schickte man sie mit 15 Jahren zur Mutter, die inzwischen geschieden war und mit einem neuen Mann zusammenlebte.

Geborgenheit stellte sich nicht ein

In der Patchworkfamilie – auch der Mann hatte einen Sohn in die neue Beziehung eingebracht – stellte sich nicht die Geborgenheit ein, nach der sich Frau W. so lange gesehnt hatte. Die Mutter lehnte sie ab, der Stiefbruder bedrängte das junge Mädchen. Nach einem Suizidversuch ließ sie sich auf eine Ehe mit einem Mann ein, der Vater ihrer vier Kinder wurde und sich schließlich als Tyrann entpuppte: Er schlug sie, selbst als sie hochschwanger war, und misshandelte die Kinder. Streit war öfter an der Tagesordnung als ein friedliches Familienleben.

Frau W. hatte gleichzeitig mehrere Arbeitsstellen, um die Familie zu ernähren. Ihr Mann dachte nicht daran zu arbeiten, aber wohl ans Schuldenmachen. Weil nur die Ehefrau einen Verdienstnachweis vorlegen konnte, war dabei ihre Unterschrift gefragt. War sie nicht willig, zeigte er ihr eine Pistole und drohte damit, sie auch zu benutzen.

Erst als das Jugendamt sie vor die Wahl stellte - Scheidung oder die Kinder kommen ins Heim - wagte sie die Trennung und floh sofort mit den Kindern in ein anderes Bundesland.

Eine Depression hält die 53-Jährige im Griff

Heute hat eine chronische Depression die 53-Jährige fest im Griff. Sie traut sich kaum aus dem Haus und schützt sich vor neugierigen Blicken in ihre Kellerwohnung durch herabgelassene Jalousien. Der einzige Kontakt, den sie pflegt, ist der zur Sozialpsychiatrischen Beratungsstelle.

Dort hat man sie darin bestärkt, die Schwellungen an ihren Augen und die Hautentzündungen an den Schläfen untersuchen zu lassen. Das Ergebnis: eine Nickelallergie, ausgelöst von ihrem Brillengestell. Da sich auch die Sehschwäche verstärkt hat, sind zudem neue Gläser nötig.

Frau W. lebt von Erwerbsminderungsrente und aufstockender Sozialhilfe. Nach Abzug ihrer Energiekosten und der Raten, mit denen sie die Kredite bedient, bleiben ihr monatlich 200 Euro für den Lebensunterhalt. Die Aktion Weihnachten unterstützt sie.