Beim Wochenendeinkauf können Menschen Lebensmittel für Bedürftige kaufen. Foto: dpa

Am Samstag sammeln Jugendliche in Korntal-Münchinger Supermärkten wieder Lebensmittel für Menschen, die finanziell schwächer sind. Passanten können diese bei ihrem Einkauf besorgen.

Korntal-Münchingen - Ein Laib Brot, ein Kopf Salat oder ein paar Äpfel – für die meisten Menschen sind solche Grundnahrungsmittel selbstverständlich und kein Grund, vor dem Kauf zweimal zu überlegen, ob man es sich leisten kann. Andere sind nicht in dieser glücklichen Lage, sondern müssen jeden Cent zweimal umdrehen.

An sie richtet sich die Aktion Butterbrotbande, die am Samstag schon zum fünften Mal in mehreren Supermärkten in Korntal-Münchingen stattfindet. Freiwillige erfüllen dabei die Wünsche von Bedürftigen, indem sie einen oder mehrere Artikel kaufen, die sich jene gewünscht haben.

Bis zu 80 Kartons voller Lebensmittel

Bis zu 40 Kinder und Jugendliche, darunter Firmlinge, Konfirmanden und der Jugendgemeinderat, sind mit Ständen bei Penny und Edeka in Korntal sowie bei Cap und Lidl in Münchingen in diesem Jahr im Einsatz. Die Passanten können sich an einer Pinnwand, woran die einzelnen Wünsche geheftet sind, bedienen.

Die Aktion läuft komplett anonym ab, nur die Ausfahrer, die die Waren noch am selben Tag zu ihrem Bestimmungsort bringen, müssen wissen, wohin sie fahren. Bis zu 80 Kartons voller Lebensmittel kommen so zusammen, sagt der Pastoralreferent Jörg Maihoff. Den Bedarf haben der Sozialdienst der Stadt und die kirchlichen Einrichtungen mittels Fragebogen erfasst. Bedürftige konnten dabei ankreuzen, was sie dringend brauchen. Die meisten Wünsche sind offenbar vergleichsweise bescheiden: „Die Leute schreiben keinen Mist“, sagt der Stadtjugendpfleger Matthias Rees, der die Aktion ebenso wie der Jugendgemeinderat von Anfang an begleitet. Stattdessen stünden auf den Zetteln „ganz normale Sachen“ – etwa Windeln, Eisbergsalat oder Kräuterquark. „Wenn jemand Cola möchte, versuchen wir das aber auch“, sagt der Pastoralreferent Jörg Maihoff – man wolle schließlich nicht bestimmen, was sich jemand wünschen dürfe und was nicht.

Armut auch im Kreis ein „gravierendes Problem“

Rund 160 Familien oder Personen sind laut Rees in diesem Jahr angeschrieben worden – rückgemeldet hat sich aber längst nicht jeder. „Viele schämen sich und wollen sich das nicht eingestehen“, sagt Rees. Jörg Maihoff schätzt die Zahl der rückläufigen Zettel auf rund 50. Der Bedarf an der Unterstützung sei gestiegen, wohl auch, weil in diesem Jahr einige Flüchtlinge mitgemacht haben. „Wir kommen zunehmend an unsere Grenzen“, sagt Jörg Maihoff.

Maihoff zufolge steigt die Zahl der Bedürftigen. Armut sei auch im vergleichsweise wohlhabenden Kreis ein „gravierendes Problem“, gerade Alleinerziehende seien oft betroffen. Für die Menschen sei die einmal im Jahr stattfindende Aktion aber letztlich ein „Tropfen auf dem heißen Stein“. Problematisch sind laut Rees für viele auch größere Anschaffungen – weshalb im vergangenen Jahr auch drei Kühlschränke gekauft wurden.

Auch in Hemmingen gibt es die Aktion, die ursprünglich auf eine Initiative der Korntaler Brüdergemeinde zurückging. Maihoff hofft, dass sich auch in anderen Kommunen Nachahmer finden: „Wir geben unser Knowhow gern weiter.“ Letztlich, sagt er, gehe es bei der Aktion darum, „das soziale Gespür wach zu halten“.