Das hat wohl nicht geschmeckt: Eine Tüte mit einem Reisgericht findet sich auf dem Gehweg an der Wurmlinger Straße wieder anstatt im Mülleimer Foto: Cedric Rehman

Der Degerlocher Gewerbe- und Handelsverein (GHV) hat eine Aktion für saubere Schulwege ins Leben gerufen. Die Stadt hat nun einen zusätzlichen Mülleimer an Schulen im Bezirk ausgegeben. Der GHV wünscht sich auch ein Engagement von Schnellgastronomien.

Degerloch - Zwei Mülleimer stehen am Eingang der Döner-Imbissbude an der Gomaringer Straße. Die Aufforderung an die Menschen, die ihren Appetit mit einem Kebab stillen wollen, ist für den Verkäufer eigentlich klar. „Da gehört das Papier rein“, sagt er. Angesprochen auf Schüler, die oft bei ihm einen Döner kaufen und das Papier, mit dem er umwickelt ist, dann doch achtlos wegwerfen, antwortet der Mann mit einer Gegenfrage: „Was soll ich dagegen tun?“ Vielleicht sollten Eltern ihre Kinder besser erziehen, damit das nicht geschehe, sagt er. Und überhaupt, er habe viel zu tun. Tatsächlich ist die Schlange an hungrigen Kunden auch am frühen Nachmittag noch lang. „Der Nächste bitte“, sagt der Dönerverkäufer, bevor er wieder Salat und Fleisch in das nächste aufgeschnittene Fladenbrot legt.

Der Vorsitzende des Degerlocher Gewerbe- und Handelsvereins (GHV), Eberhard Klink, ist da anderer Meinung. Er hat vor einigen Wochen die Aktion „Sauberer Schulweg“ gestartet (wir berichteten). Gemeinsam mit den Schulen soll daran gearbeitet werden, dass die Wege dorthin sauberer werden. Klink sieht aber auch die Schnellgastronomie in der Verantwortung. Schließlich seien es oft Papier oder Servietten, die auf dem Gehweg landen und die seien nun mal die Beigabe zu einem schnellen Mittagessen beim Imbiss. Der GHV suche deshalb das Gespräch zu den Schnellgastronomien. „Ich sehe da schon eine Verantwortung und würde mir wünschen, dass die Mittagessensgäste über das Abfallproblem auf den Straßen informiert werden“, sagt Klink.

Weniger Müll als in anderen Bezirken

Dabei gibt der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins zu, dass in Degerloch weniger Müll auf den Straßen liegt als in anderen Bezirken der Landeshauptstadt. Diese Information habe er vom städtischen Eigenbetrieb Abfallwirtschaft AWS, sagt Klink. „Degerloch ist ja der schönste Bezirk Stuttgarts. Wir wollen, dass er in Zukunft noch schöner wird“, sagt Klink.

Bereits mit ins Boot geholt für die Aktion „Sauberer Schulweg“, hat der GHV die Degerlocher Schulen und die Stadt. Vor einigen Wochen gab es Gespräche des GHV mit dem Wilhelms-Gymnasium, der Fritz-Leonhardt-Realschule, der Albschule sowie der Internationalen Schule Stuttgart. Die städtische Abfallwirtschaft (AWS) hat sich außerdem bereit erklärt, den Schulen eine zusätzliche 120 Liter-Abfalltonne zur Verfügung zu stellen. Zudem hat die Stadt an der Chemnitzer Straße inzwischen zwei neue Mülleimer aufgestellt.

An den Degerlocher Schulen wird derzeit überlegt, was gegen Abfall auf Schulwegen unternommen werden kann. „Wir sind uns des Problems durchaus bewusst“, sagt Julia Reinkunz, Lehrerin am Wilhelms-Gymnasium. Besonders die Schülermitverantwortung (SMV) beschäftige sich im Moment damit, wie die Schüler für eine umweltgerechte Entsorgung von Abfall sensibilisiert werden könnten, sagt die Lehrerin.

Mülltonne wird bemalt

Ein erster Schritt soll sein, die von der Stadt zur Verfügung gestellte zusätzliche Mülltonne zu bemalen, um sie besonders kenntlich zu machen. „Vielleicht hängen die Schüler auch noch Plakate auf“, sagt Julia Reinkunz. An zwei anderen Degerlocher Schulen, der Fritz-Leonhardt-Realschule sowie der ISS haben Schüler zunächst erfasst, welche Wege sie in Degerloch besonders stark benutzen, und wo die Orte sind, an denen sie Essen kaufen. Nun können sie überlegen, wie auf diesen Wegen Verschmutzung vermieden werden kann.

Eberhard Klink vom Gewerbe- und Handelsverein freut die Offenheit der Schulen für das vom Verein initiierte Projekt. „Wir wollen damit ja nicht behaupten, dass die Schüler besonders achtlos seien im Umgang mit Müll, aber früh übt sich eben“, sagt Klink. Vielleicht finden dann künftig auch die beiden Mülleimer vor der Döner-Bude an der Gomaringer Straße mehr Beachtung.