Die Lufthansa-Aktie hat in diesem Jahr an der Börse zum Höhenflug angesetzt. Foto: dpa

Die Strategie von Vorstandschef Carsten Spohr zeigt Früchte und treibt den Kurs der Lufthansa-Aktie nach oben. Die Papiere waren mit Abstand größter Kursgewinner unter den 30 Dax-Werten. Der Aufschwung könnte sich auch im neuen Jahr fortsetzen.

Frankfurt - Für Carsten Spohr ist das Jahr 2017 ungewöhnlich gut gelaufen. Der Chef der Lufthansa konnte in den vergangenen Monaten einige der größeren Baustellen beseitigen. Vor allem die Einigung mit den Piloten, die die Fluggesellschaft im Vorjahr noch mit Streiks mehrfach lahmgelegt hatten, war ein Durchbruch. Der Aufbau der eigenen „Günstigtochter“, wie er sie gerne nennt, kommt auch voran, auch wenn die Absage der Übernahme der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki das Tempo ein wenig bremsen wird. Doch auch ohne Niki hat die Insolvenz der Nummer zwei in Deutschland der Lufthansa-Gruppe zusätzlichen Schwung verliehen. Kritik, etwa daran, dass mit Thomas Winkelmann ein Ex-Lufthansa-Manager die Pleite eingeleitet hat, kann der erfahrene Stratege Spohr locker überstehen. Und auch die Untersuchung des Bundeskartellamts wegen angeblich überhöhter Ticketpreise sieht Spohr eher gelassen. Dafür freut er sich über die Auszeichnung durch die Beratungsgesellschaft Skytrax, die der Lufthansa als erster europäischer Fluggesellschaft einen fünften Stern verliehen hat.

Der Lufthansa-Chef Spohr und seine Kolleginnen und Kollegen werden sich wohl auch im neuen Jahr weiter freuen können. Die Zahlen, die der Konzern schon nach neun Monaten vorgelegt hat, waren schon auf Rekordhöhe und das Jahresziel, Umsatz und Ergebnis des Vorjahres zu übertreffen, wird wohl von keinem Analysten mehr bezweifelt. Schon im Oktober waren so viele Passagiere mit Europas größter Fluggesellschaft geflogen wie im Vorjahr, das allerdings durch die diversen Streiks beeinträchtigt war. Knapp 27 Milliarden Euro Umsatz standen Ende September in den Büchern, zwölf Prozent mehr als 2016. Das bereinigte Betriebsergebnis kletterte um mehr als 50 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Auch wenn Spohr sich nach wie vor vorsichtig zeigt und auf die harten Wettbewerbsbedingungen der Branche verweist, rechnen viele Experten damit, dass der Höhenflug im neuen Jahr tendenziell anhalten wird. Allein durch den Deal mit Air Berlin sollen die Umsätze im neuen Jahr um 1,5 Milliarden Euro steigen, von 2019 an rechnet der Lufthansa-Chef dann auch mit positiven Beiträgen zum Ergebnis.

Zwischen den Jahren wurde mit über 30 Euro ein neues Allzeithoch erreicht

Solche Erfolgsgeschichten sind natürlich für Anleger verlockend. Daher ist die Lufthansa-Aktie auch der mit Abstand größte Kursgewinner unter den 30 Dax-Werten – auch im Vergleich mit der amerikanischen Konkurrenz. Bei 9,80 Euro stand der Kurs im Oktober 2016, zwischen den Jahren wurde mit über 30 Euro ein neues Allzeithoch erreicht, ein sattes Plus von in der Spitze 150 Prozent. Und die Analysten überbieten sich nun mit neuen Kurszielen. Bisher war die Grenze mehrheitlich bei 35 Euro, jetzt halten einige Experten gar einen weiteren Aufschwung bis 40 Euro für möglich. Auf der anderen Seite ist der Titel trotz der deutlichen Kursgewinne seit Jahresanfang noch vergleichsweise günstig bewertet, heißt es in technischen Analysen. Auf Basis des für dieses Jahr erwarteten Gewinns gehöre die Lufthansa mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 6,5 zu den billigsten Werten im Dax.

Skeptiker weisen darauf hin, dass es fraglich sei, wie viel von dem guten Ausblick für 2018 schon im Kurs des Papiers enthalten ist. Und natürlich wird das Umfeld nicht einfacher. Die Ölpreise könnten wieder deutlich steigen und politische Krisen können gerade bei Fluggesellschaften zu schnellen Einbrüchen führen. Solche Bedenken aber wird Carsten Spohr zum Jahreswechsel nicht um den Schlaf bringen. Er sieht die Gruppe jetzt bestens aufgestellt und gut gepolstert, um sich aktiv am Konsolidierungsprozess der Branche zu beteiligen.