Das geplante Gewerbegebiet verläuft nördlich der A 8 und südlich der Straße nach Holzmaden. Es soll auch größeren Betrieben Platz bieten. Foto: DB Projekt Stuttgart-Ulm

Die Gemeinde Aichelberg prescht vor, das letzte Wort hat der Verband Region Stuttgart. Falls er sich mit den Plänen der Voralbkommune anfreundenkann, muss er ein Regionalplanänderungsverfahren in die Wege leiten.

Aichelberg - Mit Plänen für ein interkommunales Gewerbegebiet entlang der A 8 will die Gemeinde Aichelberg beim Verband Region Stuttgart vorstellig werden. Gedacht ist an ein 18 Hektar großes Areal, Grünflächen inklusive, zwischen der Autobahn und der Straße nach Holzmaden. „Das ist wegen der autobahnnahen Zufahrt ein Premiumstandort“, sagt der Bürgermeister Martin Eisele. Allerdings stehe man noch ganz am Anfang eines langwierigen Prozesses, dessen Ausgang ungewiss sei. Denn das letzte Wort habe das Regionalparlament. „Wir können lediglich einen entsprechenden Antrag stellen“, so Eisele. Da im Raum Stuttgart Gewerbeflächen fehlen, hofft er, dass die Chancen für ein interkommunales Gebiet in Aichelberg nicht schlecht stehen. Als mögliche Partner sieht er die Gemeinden des Verwaltungsverbandes Raum Bad Boll.

Eisele weiß den gesamten Gemeinderat hinter sich. Nun ist er gespannt, wie sich die Bürger zu diesem Thema stellen. Denn durch das geplante Gewerbegebiet gehen nicht nur rund fünf Hektar Ackerflächen verloren, auch das Landschaftsbild wird beeinträchtigt. Eine Bürgerinformation am Montag im Bürgerhaus verlief aber ruhig. Etwa 70 Aichelberger nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren und Fragen zu stellen. Die Gespräche mit der Bürgerschaft sollten in den nächsten Wochen vertieft werden, versichert Eisele. Auch da stehe man am Anfang.

Mehrere Alternativstandorte scheiden aus

Der Anlass für den Aichelberger Vorstoß ist die Tatsache, dass das interkommunale Gewerbegebiet Wängen in Zell mit seinen etwas mehr als neun Hektar Fläche, das die Gemeinden Zell, Aichelberg und Hattenhofen gemeinsam betreiben, so gut wie ausverkauft ist. Eine Erweiterung in großem Stil scheide aber vor allem aus naturschutzrechtlichen Gründen aus, erläutert Kathrin Weiner von der Gruppe ökologische Gutachten (GöG). Für Eisele steht deshalb fest, dass neue Gewerbeflächen ausgewiesen werden müssen, um die Nachfrage auch in Zukunft befriedigen zu können.

Thomas Sippel vom Stuttgarter Büro Netzwerk für Planung und Kommunikation, das vom Gemeindeverwaltungsverband Raum Bad Boll mit der Entwicklung des Flächennutzungsplans 2030 beauftragt ist, hat deshalb parallel sondiert, wo es Potenziale für weitere Gewerbeflächen gibt. Außer dem Wängen scheiden aus seiner Sicht auch eine Erweiterung des Gebiets Reustadt in Hattenhofen und des Reutewegs Nord in Bad Boll aus. Beide Flächen lägen in der offenen Landschaft und fernab der Autobahn.

Gebiet liegt in einem regionalen Grünzug

Anders das ins Auge gefasste Gebiet in Aichelberg. Es grenzt direkt an die Autobahn an, der Verkehr in das Gewerbegebiet belastet die Ortsstraßen nicht, da die Straße nach Weilheim die Wohnbebauung von dem geplanten Gewerbegebiet trennt. Außerdem ist dieses Areal durch die Autobahn, die ICE-Neubautrasse Stuttgart–Ulm und eine Stromleitung bereits vorbelastet. Sippel verschweigt aber nicht, dass es auch Konfliktpotenzial gibt, da das Gelände in einem regionalen Grünzug liegt. Das heißt, bevor überhaupt etwas passieren könnte, müsste der Regionalplan geändert werden. Dies wiederum setzt voraus, dass sich das Regionalparlament mit den Aichelberger Plänen anfreunden kann und ein entsprechendes Verfahren in die Wege leitet. Doch selbst dann sei der Ausgang ungewiss, warnt Sippel. „Die Region muss entlang der Achse der A 8 Alternativstandorte prüfen, da gibt es viele Kommunen, die auch interessiert sind. Wir haben jetzt die Bewerbungsrede geschrieben.“

Ein Pfund, mit dem Aichelberg wuchern könne, sei die Größe des Gebiets mit netto rund 13 Hektar, sagt Sippel. Das Areal, das im Osten die Straße nach Weilheim und im Westen der A-8-Parkplatz Urweltfunde begrenzt, könne auch größeren Unternehmen Platz bieten. In den Randbereichen wolle man kleinteilige Strukturen für kleinere Betriebe schaffen.