Bernd Lucke spricht auf dem AfD-Parteitag in Essen. Foto: Getty Images Europe

Die AfD-Mitglieder sind tief gespalten, in ein Lager Petry und in den Kreis um Lucke - das wird beim Bundesparteitag in Essen schon zu Beginn hörbar.

Essen - Mit Pfeifkonzerten und Buh-Rufen haben Teilnehmer des Bundesparteitages der Alternative für Deutschland (AfD) ihren Vorsitzenden Bernd Lucke empfangen. Anhänger seiner Rivalin Frauke Petry unterbrachen den Parteigründer am Samstag während seiner Begrüßungsansprache in der Essener Gruga-Halle mehrfach mit Zwischenrufen.

Petrys kurze Ansprache, in der sie den Parteirechten Avancen machte, wurde von den rund 3000 versammelten Mitgliedern freundlicher aufgenommen. „Das heißt aber nicht unbedingt, dass die Anhänger von Frau Petry zahlreicher sind, vielleicht sind sie auch einfach nur lauter“, sagte der Vorsitzende der Bayern-AfD, Andre Wächter.

Lucke abgestraft

Einen möglichen Hinweis auf Petrys Chancen bei der anstehenden Wahl der neuen Parteispitze lieferte eine Abstimmung am Mittag. Mit einer Mehrheit von 61 Prozent beschloss der Parteitag, die von Lucke ausdrücklich gewünschte Wahl eines Generalsekretärs von der Tagesordnung zu nehmen.

Teil desselben Antrags war allerdings auch der Vorschlag, die Wahl des neuen Vorstandes auf der Grundlage der Anfang Februar in Bremen verabschiedeten Satzung abzuhalten. Diese Satzung hatte Petry damals vehement bekämpft, weil sie eine schrittweise Verengung der Parteispitze von heute drei auf dann nur noch einen Vorsitzenden vorsieht.

In der AfD tobt seit einem halben Jahr ein erbitterter Machtkampf zwischen dem liberalen und dem rechten Flügel. Der liberal-konservative Flügel steht mehrheitlich hinter Lucke. Rechte und Nationalkonservative unterstützen die Co-Vorsitzende Petry aus Sachsen.

Lucke: "Uns ist die Sache entglitten"

Lucke, der von Parteikollegen oft als notorischer Besserwisser bezeichnet wird, übte in Essen Selbstkritik. Zu den Führungsquerelen der vergangenen Monate sagte er: „Statt parteiintern sachlich und problemorientiert zu diskutieren, ist uns die Sache entglitten, bis wir uns in aller Öffentlichkeit stritten, dass die Fetzen flogen.“

Konrad Adam, der im alten Vorstand neben Lucke und Petry der Dritte im Bunde war, erntete von den Parteimitgliedern viel Applaus für den Satz: „Als rechts gilt heute, wer einer geregelten Arbeit nachgeht, seine Kinder pünktlich zur Schule schickt und der Ansicht ist, dass sich der Unterschied von Mann und Frau mit bloßem Auge erkennen lässt.“

Vor der Halle demonstrierten einige Dutzend Angehörige linker Gruppen gegen die AfD.