Nicht alle vertrauen dieser Frau: Nach dem Parteitag und dem Wahlsieg von Frauke Petry in Essen kehren Anhänger von Bernd Lucke der AfD den Rücken, darunter sind auch die Bezirksbeiräte der Partei in Degerlch und Sillenbuch. Foto: dpa

Nach dem Wahlsieg von Frauke Petry auf dem AfD-Parteitag in Essen ist in der Partei nichts mehr, wie es war. In Degerloch und Sillenbuch kehren die Bezirksbeiräte der AfD den Rücken, in Plieningen bleibt der AfD-Mann indes bei der Stange.

Filder - Die Bestürzung ist Walter Schupeck anzuhören. Dementsprechend deutlich fällt sein Urteil aus. „Das Projekt, eine liberal-konservative Partei zu schaffen, ist gescheitert“, sagt der Degerlocher Bezirksbeirat. Bisher sitzt er für die AfD in dem Gremium. Doch nach der Wahl von Frauke Petry zur Vorsitzenden der Partei will er das künftig nicht mehr tun. Eine ähnliche Sicht auf die Dinge hat sein Sillenbucher Pendant Ronald Geiger. Auch der sieht in der AfD keine politische Heimat mehr für sich. Die Konsequenz, die er ziehen will, ist aber eine andere als bei Walter Schupeck. Geiger will den Sillenbucher Bezirksbeirat verlassen. Walter Schupeck würde gerne bleiben, nur eben künftig nicht mehr als AfD-Vertreter.

Der Plieninger AfD-Bezirksbeirat Otto Kälble will stattdessen künftig das sein, was er ist: AfD-Bezirksbeirat. Auch in Birkach wird sich nichts ändern. Astrid Fiechtner hat bereits vor einiger Zeit ihr Mandat niedergelegt. Der Birkacher AfD-Sitz ist und bleibt damit im Moment und bis auf Weiteres unbesetzt. Die Turbulenzen in der AfD führen zu personellen Veränderungen in den Bezirksbeiräten. Das steht – anders als die Zukunft der AfD – nur wenige Tage nach dem Parteitag in Essen bereits fest.

Degerlocher Bezirksbeirat will bleiben

Walter Schupeck verweist auf sein gutes Abschneiden bei den Gemeinderatswahlen im vergangenen Jahr. Daraus leitet er ein Mandat für sich im Bezirksbeirat ab. Die Regularien der Stadt erlauben dies ausdrücklich. Nach der Geschäftsordnung der Bezirksbeiräte kann eine Partei die Person, die sie für den Bezirksbeirat vorgeschlagen hat, nicht abberufen.

Das bedeutet, dass die AfD künftig durch niemanden mehr im Degerlocher Bezirksbeirat vertreten sein wird und stattdessen mit Walter Schupeck ein Parteiloser über die Belange des Bezirks diskutiert. Mit der AfD will Schupeck nach der Richtungsentscheidung auf jeden Fall nichts mehr zu tun haben, betont er.

Plieninger AfD-Vertreter bedauert den Bruch

Otto Kälble, der Plieninger Bezirksbeirat der AfD, dürfte die Entscheidung der beiden Kollegen in Degerloch und Sillenbuch, der 2013 gegründeten Partei den Rücken zu kehren, bedauern. Zumindest hat er sich im Vorfeld dahin gehend geäußert, dass er sich einen Verbleib der Anhänger von Bernd Lucke in der AfD wünscht. „Wir werden einen solchen Aderlass nicht einfach so wegstecken können“, sagte Otto Kälble, als nach dem Parteitag am Wochenende der Austritt von Schupeck, Geiger und anderen Lucke-Anhängern in ganz Deutschland noch eine in der Luft liegende Option war. Er selbst vertraue dem neuen Vorstand, betont Kälble.

Sowohl Walter Schupeck als auch Ronald Geiger deuten an, dass der Umgang mit dem Parteigründer Bernd Lucke bei dem Parteitag in Essen neben der neuen Zusammensetzung des Vorstands ausschlaggebend für ihren Bruch mit der AfD sind. In einem Schreiben an den Landes- und Kreisvorstand formulieren austretende AfD-Mitglieder, unter ihnen Schupeck und Geiger, heftige Kritik am Gebaren vieler Parteitagsdelegierter: „Nur der kann bürgerliche Werte vor dem Zerfall schützen, der sie auch selbst beachtet“, heißt es.