Der Bundeswehr fehlen rund 300 Ärzte. Niedergelassene Mediziner müssen diese Lücke schließen – doch auch die sind immer schwerer zu finden Foto: dpa

Mindestens 300 Mediziner fehlen der Bundeswehr, um den Bedarf abdecken zu können. Wegen des zunehmenden Ärztemangels finden sich auch immer weniger zivile Ärzte, die einspringen.

Stuttgart - „Die Mangelversorgung ist bei uns wie im zivilen Bereich ein großes Thema“, sagte eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums unserer Zeitung. Die eigenen Truppenärzte reichten nicht aus, deshalb müsse man vielerorts auf Vertragsärzte zurückgreifen, also niedergelassene Mediziner, die die Versorgung der Soldaten nebenbei übernehmen.

Allerdings sind auch die angesichts des allgemeinen Ärztemangels in Deutschland immer schwerer zu finden. „Die Verfügbarkeit für die Bundeswehr ist gerade in ländlichen Gebieten sehr eingeschränkt“, so die Ministeriumssprecherin. Besonders heikel sei die Lage in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein. Doch auch im Süden ist die medizinische Versorgung kein Selbstläufer mehr: In Stuttgart entpuppte sich die Suche nach einem neuen Vertragsarzt für die Theodor-Heuss-Kaserne vor kurzem als schwierig.

Zwar hat sich der sogenannte Sanitätsdienst der Bundeswehr umstrukturiert, um die Situation zu entschärfen, doch das hat laut dem Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages bisher noch keine einschneidende Verbesserung gebracht. „Es fehlen immer noch rund 300 Sanitätsoffiziere, um die Vorgaben der neuen Personalstruktur zu erreichen“, heißt es im Ende Januar veröffentlichten Jahresbericht von Hellmut Königshaus. An den „gravierenden Personalproblemen“ habe sich wenig geändert. Und: „Ohne den massiven Rückgriff auf zivile Kapazitäten des Gesundheitssektors könnte die Grundversorgung der Soldatinnen und Soldaten nicht sichergestellt werden.“ Doch gerade diese zivilen Ärzte brechen der Truppe nun zusätzlich weg.

Derzeit beschäftigt die Bundeswehr rund 2500 Humanmediziner und 400 Zahnärzte. Laut Verteidigungsministerium fallen aber viele davon wegen Mutterschutz, Teilzeit oder Verwendung in der Verwaltung für den ärztlichen Einsatz aus.