Die Illustration (weißer Stufenbau, Bildmitte) zeigt, wie der Neubau der John-Cranko-Schule oberhalb der Alten Staatsgalerie das Stadtbild verändern dürfte Foto: Stadt Stuttgart

Vor dem Neubau der John-Cranko-Ballettschule streiten die Bauverwaltung des Landes und die Stadt sich wieder – diesmal nicht um Geld, sondern um Bäume. Der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert einen Planungsstopp, um Fällungen zu vermeiden.

Vor dem Neubau der John-Cranko-Ballettschule streiten die Bauverwaltung des Landes und die Stadt sich wieder – diesmal nicht um Geld, sondern um Bäume. Der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert einen Planungsstopp, um Fällungen zu vermeiden.

Stuttgart - Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) mischte sich am Dienstag in die Diskussionen über den Neubau der John-Cranko-Schule für den Ballettnachwuchs ein. In einer Pressemitteilung sprach der Umweltverband von einem absehbaren „ökologischen Desaster“. Denn von 102 Bäumen auf dem Hanggelände oberhalb der Staatsgalerie sollen nur 19 übrig bleiben. Die Planungen müssten gestoppt und verbessert werden. „Die Landeshauptstadt ist dabei, sich ihre Innenstadt baumfrei zu schlagen und damit die besten Feinstaubfilter stillzulegen“, sagte BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer im Hinblick auf weitere Veränderungen in der Stadt wie die Neugestaltung des Stadtgartens. Der Schwund der Bäume schwäche nicht nur den Kampf gegen den Feinstaub – auch die Produktion von Frischluft werde abgedreht, und der Kessel erwärme sich noch mehr.

Für das Vorhaben unter der Regie des Landes und mit Kostenbeteiligung der Stadt sollen insgesamt 83 Bäume gefällt werden, um Platz für eine Baustraße, für die Schule und die Gestaltung des Geländes zu schaffen. Für 32 Bäume, die durch die Baumschutzsatzung geschützt sind, soll es 48 Ersatzpflanzungen geben. Dieser Preis ist der Stadtverwaltung und dem Umwelt- und Technik-Ausschuss allerdings zu hoch. Sie lehnen Baumfällungen für die Baustelleneinrichtung ab. Sie pochen darauf, dass das Land dafür die Schützenstraße heranzieht. Der Grünzug zwischen Urbansplätzle und Werastraße, in dem die Ballettschule ein neues Domizil erhält, soll nicht auch noch für die Baustelleneinrichtung angetastet werden. Das formulierten mehrere Fraktionen am Dienstag als Forderung ans Land, als sie der öffentlichen Auslegung des Bebauungsplanentwurfs zustimmten.

Auch die CDU wirkte mit. Die Grünen forderten zudem, dass sich später öffentlich begehbare Wege durch das ehemalige Wasserwerkgelände ziehen. Dagegen stehen offenbar Befürchtungen, die Wege könnten Schaulustige anziehen, die die Proben der künftigen Tänzer des Stuttgarter Balletts verfolgen möchten. Und die Baustelleneinrichtung auf der Schützenstraße wird vom Land wegen erhöhter Kosten abgelehnt. Über den Wegebau wird man wohl noch im weiteren Bebauungsplanverfahren verhandeln – auch über die Verteilung der Kosten.

Kompromissbereiter zeigt sich die Stadt bei der Dachbegrünung. Nur rund 45 Prozent der Dachflächen des terrassenartigen Neubaus nach Plänen des Münchner Büros Burger Rudacs sollen begrünt werden. Der Rest soll von den Beschäftigten und den Ballettschülern genutzt werden können – mit schönem Ausblick auf die Stuttgarter Innenstadt. Von der Stadtverwaltung verlautet allerdings auch, aufgrund der Konstruktion seien die Dachflächen nur begrenzt für eine Begrünung geeignet.