Nur noch bis Mai hält die Buslinie 79 an der Plieninger Garbe. Das sorgt über Plieningen hinaus für Unmut. Foto: Judith Sägesser

Von Mai an gilt der neue SSB-Fahrplan. Die Buslinie 79 zum Flughafen ist darin nicht mehr vorgesehen. Obwohl die Entscheidung bereits gefallen ist, setzen Bürger und Bezirksbeiräte aus Plieningen und Sillenbuch ihren Kampf für den 79er fort.

Plieningen - Jürgen Frick will nicht aufgeben. Der Sillenbucher hat schriftlich Widerspruch eingelegt gegen die Entscheidung der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), die Buslinie 79 einzustellen. Bereits Ende 2015 hat der Aufsichtsrat der SSB dem neuen Fahrplan der SSB zugestimmt. Er tritt Mitte Mai in Kraft und sieht vor, dass die Buslinie 79 aufgegeben wird. Die Entscheidung ist also gefallen und von der Stadt abgesegnet. Denn ihre Vertreter sitzen in dem Gremium. Jürgen Frick ficht das nicht an. Im Gespräch nennt er die altbekannten Argumente, die in Sillenbuch und Plieningen stets geäußert werden, wenn für eine Beibehaltung der Linie 79 oder einer Verlängerung der Linie 65 zum Flughafen plädiert wird. Plieningen, Birkach, Sillenbuch und Hedelfingen würden von einer direkten Verbindung zum Flughafen abgeschnitten, während in Zeiten wiederkehrenden Feinstaubalarms allenthalben der Ausbau des öffentlichen Nahverkehr zum Ziel erklärt werde. „Das ist doch absurd“, sagt Frick.

Er verweist auf persönliche Erfahrungen, die der Statistik der SSB widersprechen. Frick will beobachtet haben, dass auf seinen Fahrten stets mehr als durchschnittlich drei Personen mit der Buslinie 79 gefahren sind. Zudem seien da noch die Mitarbeiter von Firmen am Flughafen. Sie sollten doch umweltgerecht zur Arbeit fahren können, findet er. So weit, so oft geäußert von den Bezirksbeiräten, die sich in Sillenbuch und Plieningen einig sind gegen die SSB. Frick verspricht sich von seiner Eingabe an die SSB vor allem Öffentlichkeit. Er wünscht sich ein Aufbegehren in den Bezirken gegen das Verkehrsunternehmen. „Ich könnte mir eine Unterschriftensammlung vorstellen“, sagt Frick. Philipp Kordowich, der Sprecher der CDU im Sillenbucher Bezirksbeirat, äußert Sympathie für das Vorgehen von Jürgen Frick. Ihm und seinen Kollegen aus den anderen Fraktionen im Sillenbucher Bezirksbeirat ist es nicht gelungen, ihre jeweiligen Parteien im Gemeinderat zu einer Abstimmung in ihrem Sinne zu bewegen. „Das kommt bei manchen Themen durchaus vor“, sagt Kordowich. Die Reaktion darauf benennt er sogleich. „Wir müssen jetzt laut schreien“, sagt er. Ob ein Mittel des Protests sein könnte, eine Unterschriftensammlung zu initiieren, wie es der Sillenbucher Jürgen Frick ins Gespräch gebracht hat, will Kordowich nicht kommentieren. Das müsse erst einmal intern besprochen werden, sagt der Sillenbucher CDU-Bezirksbeirat.

Brief auch von der Hohenheimer Universität

Jürgen Frick war nicht der Einzige, der in jüngster Zeit in der Angelegenheit der Linie 79 einen Brief geschrieben hat. Auch der Rektor der Uni Hohenheim, Stephan Dabbert, hat im März an den Oberbürgermeister Fritz Kuhn geschrieben. In dem Brief, der der Redaktion vorliegt, betont er, wie wichtig eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr für die Universität sei. Ziel der Hochschule sei es deshalb, dass die zur Disposition stehende Buslinie nicht nur zwischen der Garbe und dem Flughafen hin- und herfährt, sondern auch eine Schleife über den Hohenheimer Campus macht. Dabbert zeigte sich erstaunt, dass die Buslinie 79 aus Kostengründen nun von Mai an Geschichte sein soll.

Laut Angaben der Stadt Stuttgart wurde das Schreiben des Universitätsleiters an die SSB weitergeleitet mit der Bitte um Erläuterung der Gründe für die Einstellung der Buslinie 79. Die Sprecherin der SSB, Birte Schaper, versichert, dass jedes Schreiben beantwortet werde. Inhaltlich dürfte dies auf die altbekannten Argumente der SSB hinauslaufen, nach denen die Buslinie aufgrund mangelnder Annahme seitens der Bevölkerung hochdefizitär sei.

Ob eine Unterschriftensammlung im Hinblick auf den Winterfahrplan 2016 oder das Folgejahr etwas ändern könnte, beantwortet Birte Schaper mit einer Formel, die auf keine allzu große Beweglichkeit schließen lässt. „Das würden wir zur Kenntnis nehmen“, sagt die SSB-Sprecherin.

Welche konkreten Schritte die Bezirksbeiräte nun in der Auseinandersetzung mit der SSB erwägen und letztlich ergreifen, wird sich in den nächsten Sitzungen der lokalpolitischen Gremien zeigen.