Das Garten- und das Tiefbauamt sanieren derzeit den Gehweg an der Straße Ob dem Steinbach. Foto: Rebecca Stahlberg

Über Wurzeln, die den Gehweg und eventuell ihre Grundstücke beschädigen, ärgern sich Anwohner der Straße Ob den Steinbach in Stuttgart-Büsnau. Sie wollen, dass die Bäume wegkommen, das Gartenamt lehnt das ab.

Büsnau - Die Stimmung unter den Nachbarn der Straße Ob dem Steinbach ist spürbar aufgeheizt. Anlass sind die aktuellen Sanierungsarbeiten an dem Gehweg dort. Die sind nötig, weil die Wurzeln der Linden, die auf dem Grünstreifen zwischen Bürgersteig und Straße stehen, den Belag des Gehwegs zerstört haben – wieder einmal. Die Anlieger sind sich einig: „Wir wollen, dass die Bäume wegkommen“, sagt Alfred Lerch. „Wir wollten sie nie.“ Seine Frau Krimhild fügt hinzu: „Wir wollen lieber Büsche haben. Die machen weniger Dreck und halten den Lärm besser ab.“ Rolf Ottinger betont: „Die Linden wurden damals gegen unseren Willen gepflanzt.“ Der Gehweg werde nun schon zum dritten Mal repariert. Das koste viel – Steuergeld, wie er betont. Sicherlich müsse man in wenigen Jahren wieder sanieren.

Die Anwohner sind außerdem besorgt, dass die Wurzeln sich weiter in Richtung ihrer Grundstücke orientieren und dort Schäden anrichten. „Bei einem Nachbarn hat es schon die Müllboxen hochgedrückt“, erzählt Lerch. Eine Wurzelsperre beispielsweise, die die Gefahr von ihren Grundstücken fernhalte, habe die Stadtverwaltung abgelehnt, kritisiert Ursula Simon. Als damals der Bebauungsplan ausgelegen habe, habe man für Hecken oder Sträucher plädiert, sagt die Hausbesitzerin. „Aber dann haben sie einfach Linden hingesetzt. Ganz Büsnau ist voll von Bäumen. Da könnte man doch auf ein Dutzend verzichten“, findet sie.

Im Herbst viel Laub, im Frühjahr klebrige Tropfen

Ottinger betont: „Es ist nicht so, dass ich für Bäume nichts übrig habe. Aber hier geht es zu Lasten von uns Anliegern, und zwar aufgrund von Planungsfehlern“, sagt er. Was ihn sehr störe, sei die große Belastung in der Zeit von September bis Dezember, wenn das Laub herunterkomme. Man sei gut 50 bis 60 Stunden damit beschäftigt, es wegzumachen. Wenn man in Urlaub gehe, müsse man nach einer Vertretung schauen. „Weil wir ja für die Sicherheit auf dem Gehweg verantwortlich sind“, sagt er. Ursula Simon fügt hinzu: „Im Frühjahr ist das Problem, dass man nicht dort parken kann, wenn die Linden blühen.“ Denn von den Blüten tropfe es klebrig hinunter. Lerch hat im Laufe der Jahre immer wieder Fotos gemacht von „knüppeldicken Ästen“, die abgebrochen sind. „Es ist gefährlich. Viele Kinder laufen dort zur Schule“, sagt er.

Ottinger wird deutlich: „Es ist eine rein politische Entscheidung, dass keine Bäume mehr wegkommen, sondern tausend neue gepflanzt werden. Das ist die Arroganz der Macht“, sagt der Büsnauer.

Bei nachgewiesenen Schäden ist der Besitzer haftbar

Hagen Dilling ist der stellvertretende Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts. „Man hat den Gehweg mit Baumbesatz aus stadtgestalterischen Gründen festgesetzt“, sagt er. Die Schäden am Belag entstünden, weil der Baum wenig Luft und Wasser von oben bekomme und sich dann dorthin orientiere, um das Defizit auszugleichen, erklärt er. Derzeit ersetze man den Asphalt durch sickerfähiges Betonpflaster. „Die Erdschichten werden besser versorgt, und der Druck der Wurzeln ist dann nicht mehr so stark.“ Zudem kürze man diese an einigen Stellen. Man gehe nicht davon aus, dass bald wieder eine Sanierung erforderlich sein werde.

Was ist mit Schäden am Eigentum der Anwohner? „Wenn einwandfrei festgestellt werden kann, dass ein Schaden tatsächlich durch Wurzeln verursacht wurde, dann ist derjenige haftbar, dem der Baum gehört“, sagt Dilling. Jeder angemeldete Schadensfall führe zu einer Einzelprüfung, betont er. Eine Wurzelsperre sei „nicht wirtschaftlich“, so Dilling weiter, „da momentan keine nachgewiesenen Schäden an Grundstücken dort vorliegen.“

Dem Wunsch der Anwohner, die Linden zu fällen, erteilt der Forstamtsleiter eine deutliche Absage: „Die Bäume sind gesund und wüchsig. In der aktuellen Klimadiskussion sowie in Anbetracht des eher mittelprächtigen Gesundheitszustands vieler anderer Bäume in der Stadt, ziehen wir es nicht in Betracht sie zu fällen.“