VfB Stuttgart, Dauerkarte: Die Kunden brauchen Geduld und gute Nerven. Foto: Bm

Als hätte der Club nicht schon genügend Probleme. Jetzt gibt es wieder mal Ärger mit dem Dauerkartenverkauf. Mega-Stau auf der Service-Hotline, Totalverwirrung im Online-Bereich.

Stuttgart - Die Dame aus Sersheim sieht aus, als könne sie eine Mütze Schlaf dringend gebrauchen. Sie ist seit 50 Jahren Fan des VfB Stuttgart und schon deshalb einiges gewöhnt. Aber in der Nacht zum Dienstag hat sie kein Auge zugetan. Sie seufzt: „Ich hatte panische Angst, dass ich am Ende ohne Dauerkarten dastehe.“ Wie es aussieht, war sie mit dieser Furcht nicht alleine. Reihenweise schimpften Fans wie die Kesselflicker, weil sie irgendwo in den Algorithmen der VfB-Ticketing-Maschinerie als Web-Fehler aussortiert worden waren. Mal funktionierte das Bezahlsystem über Kreditkarte partout nicht, mal zeigte der Sitzplan die reservierten Tickets nicht an. Oder schlimmer noch: Er löschte die bisherigen Dauerkarten, aber auch die Tickets, die für die kommende Saison schon geordert worden waren. Wer dann mit Verlustängsten und Schweißausbrüchen vor dem Computer saß, erhoffte sich erste Hilfe bei der Service-Hotline des Zweitligisten. Aber auch die war phasenweise total überlastet. „Erst hing ich 45 Minuten lang in der Warteschleife“, ärgert sich ein VfB-Kunde aus Plattenhardt, der sich bessere Sitzplätze als bisher sichern wollte, „dann sagte man mir, dass man ab 14 Uhr die neuen Tickets per Online anklicken kann.“

Falsche Auskunft

Dumm nur, dass es nicht funktioniert hat. Er hing wieder über eine halbe Stunde hilfesuchend in der Telefon-Warteschleife. Dann sagte ihm die freundliche Dame von der Hotline, dass er um 14 Uhr ziemliche schlechte Karten hatte. „Man konnte erst ab 16 Uhr reservieren“, wettert der gute Mann. Andere berichten davon, dass Karten, die sie online in den Warenkorb gelegt hatten, plötzlich wieder verschwunden waren. Und dass per online reservierte neue Karten im Sitzplan weiter als verfügbar auftauchten und die alten Tickets über Stunden nicht aus dem Plan genommen wurden.

Dabei wurde die Elektronische Datenverarbeitung des damaligen Fußball-Bundesligisten vor Jahresfrist zeitaufwendig auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Was den Ärger diesmal verursachte, bleibt offenbar ein Rätsel.

Die VfB-Getreue aus Sersheim hatte sich trotz manch schlechter Erfahrung aus den vergangenen Jahren noch einmal an die Buchung durch den heimischen Rechner gewagt. Jetzt sagt sie: „Ich habe fast den ganzen Tag mit der Buchung zugebracht, am Ende hat mich aber nur die Hotline gerettet.“ Dann legt sie Wert auf die Feststellung: „Die Damen und Herren dort waren bemüht und echt freundlich.“ Was ein Anrufer aus Nürtingen nicht bestätigen will: „Ich war rat- und hilflos, aber die Dame am Telefon hatte wenig Verständnis, reagierte regelrecht schnippisch.“ Dabei war er den lieben langen Tag mit dem Handy in der Hosentasche unterwegs. „Auf laut- und freisprechen gestellt, damit ich nicht versäume, wenn die Hotline sich meldet.“ Er vermutet: „Da hat der eine oder andere bestimmt auch entnervt aufgegeben.“

VfB steht vor einem Rätsel

„Es tut mir natürlich für jeden leid, der Probleme hatte“, sagt VfB-Marketing-Vorstand Jochen Röttgermann. Aber beim VfB Stuttgart selbst sind nennenswerte Störfälle im EDV-System nicht bekannt. Kein Rechner-Absturz, es gab nach Vereinsangaben auch keine Beschwerde-Lawine in der Service-Hotline. „Wir haben am Montag ab 16 Uhr rund 600 Dauerkarten verkauft, das lief richtig gut“, sagt Jochen Röttgermann, „aber bei dem Ansturm telefonischer Bestellungen kann es schon sein, dass der eine oder andere nicht gleich durchgekommen ist.“

Oder zu eben zu spät: Um 19 Uhr meldete die Service-Hotline. „Sie rufen außerhalb der Geschäftszeiten an. Diese sind. . .“