Das Landgericht hat einen Räuber für siebeneinhalb Jahre hinter Gitter geschickt Foto: dpa

Das Landgericht Stuttgart hat einen 26-jährigen Mann wegen Raubs zu siebeneinhalb Jahren verurteilt. Der Mann hatte mit einem Komplizen ältere Damen schwer verletzt und beraubt.

Stuttgart - „Ich habe 15 Jahre lang Raubdelikte bearbeitet. Ich habe Mühe, ähnlich brutale Taten zu finden“, sagt Oberstaatsanwalt Albrecht Braun vor der 17. Strafkammer des Landgerichts. Braun spricht von drei Überfällen, bei denen die betagten Opfer zusammengeprügelt und ausgeraubt worden waren.

Ein 26 Jahre alter Mann hat gestanden, mit einem Komplizen zwei 73-jährige Frauen überfallen, schwer verletzt und ausgeraubt zu haben. Der Bursche war in Barcelona festgenommen und ausgeliefert worden. Sein Komplize, wie der Angeklagte Rumäne, ist noch auf der Flucht. Auch er soll sich in Barcelona verstecken.

Der erste Überfall fand am 28. Juli 2012 in Unteraichen im Kreis Esslingen statt. Der 26-Jährige und sein Kumpan hatten zufällig eine ältere Dame ausgemacht, die „voller Gold“ gewesen sei, so der Mann. Die zwei Drogensüchtigen waren pleite und kamen überein, die Frau zu berauben. Sie folgten ihr bis zur Wohnung und stießen das Opfer dort in den Flur. Während der Angeklagte den Tatort sicherte, prügelte der andere Täter auf die Frau ein und riss ihr den Schmuck vom Leib. Die Räuber verschwanden mit ihrer Beute und ließen die ältere Dame mit mehrfach gebrochenem Kiefer und etlichen Hämatomen zurück.

Nur fünf Tage später hatten sich die Männer das nächste Opfer ausgeguckt. Und sie gingen noch brutaler zu Werke. Sie folgten einer 73 Jahre alten Dame bis zu ihrer Wohnung an der Hegelstraße im Stuttgarter Norden. Dieses Mal hielt der Kumpan die bedauernswerte Frau fest, während sie der 26-Jährige mit Fäusten traktierte. Die ruchlosen Täter brachen der Frau den Kiefer und die Nase, raubten ihren Schmuck im Wert von mehreren Tausend Euro und flüchteten.

Am dritten Überfall will der Angeklagte nicht beteiligt gewesen sein. Am 25. August 2012 war ein 63-jähriger Mann vor seiner Wohnung in Bad Cannstatt Opfer eines Raubüberfalls geworden. Die Täter schlugen ihn bewusstlos. Ihre Beute: Halskette, Uhr, Ringe und eine Ledertasche, in der sich Goldmünzen befanden. Der Wert der Beute belief sich auf rund 25 000 Euro.

Dieser dritte Überfall ist dem Angeklagten nicht zweifelsfrei nachzuweisen, weshalb der Oberstaatsanwalt von diesem Teil der Anklage zurücktritt. Er beantragt acht Jahre Gefängnis gegen den Rumänen. Die zwei Überfälle seien hinterlistig und besonders skrupellos gewesen, so der Ankläger. Der Anwalt des einen Opfers bezeichnet die Folgen für seine Mandantin als „persönliche Katastrophe“. Aus einer agilen, lebenslustigen Dame sei eine Frau geworden, die sich seither zu Hause einschließe.

Das trifft auch auf das zweite Opfer zu. Mehrere Operationen waren vonnöten, um die körperlichen Folgen in den Griff zu bekommen. Die zwei älteren Damen sind traumatisiert und nehmen kaum mehr am öffentlichen Leben teil. „Man kann sich nicht vorstellen, was in die Täter gefahren ist, derart brutal vorzugehen“, sagt der Nebenklägeranwalt.

Verteidigerin Martina Fränkel sagt, ihr Mandant habe vor Gericht reinen Tisch gemacht. Allerdings könne er für den Überfall auf den Mann nicht verurteilt werden.

So kommt es schließlich auch. Die 17. Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Jasmin Neher-Klein verurteilt den Angeklagten wegen besonders schweren Raubs und gefährlicher Körperverletzung zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis. Vom Vorwurf des Überfalls auf den 63-jährigen Mann spricht die Kammer den Angeklagten aus Mangel an Beweisen frei.