Das Fluggelände am Albtrauf weist eine ideale Thermik auf. Foto: Fliegendes Museum

In der Zeit bis Weihnachten öffnen wir jeden Tag ein Türchen, das normalerweise für die meisten Menschen verschlossen ist. Am 5. Dezember sind wir im Fliegenden Museum auf der Kirchheimer Hahnweide.

Kirchheim - Minimoa – der Name hat in Fliegerkreisen einen mystischen Klang. Das von dem legendären Kirchheimer Flugzeugkonstrukteur Wolf Hirth im Auftrag der Göppinger Sportflugzeugbau Martin Schempp geschaffene Segelflugzeug ist selbst für den Laien am Himmel leicht zu erkennen. Sein einer fliegenden Möwe nachempfundener Knickflügel verleiht dem Oldtimer der Lüfte eine unverwechselbare Silhouette. „Die Minimoa hat vor gut 80 Jahren zum ersten Mal abgehoben und ist immer noch das schönste je gebaute Flugzeug. Weltweit gibt es nur noch drei flugfähige Exemplare“, sagt Siegmund Maier, der Vorsitzende des an der Hahnweide in Kirchheim/Teck beheimateten Fliegenden Museums. Überflüssig zu erwähnen, dass sich eines davon im Besitz des Vereins befindet.

13 historische Flugmodelle, darunter auch die Gö 1 Wolf, das erste Segelflugzeug, das Hirth für die 1935 gegründete Firma konstruiert hat, umfasst die Sammlung des Fliegenden Museums mittlerweile. Wobei „fliegend“ in beiden seiner Bedeutungen zutrifft. Im übertragenen Sinn, weil das Museum für seine verstreut untergestellten Flugapparate immer noch auf der Suche nach einer festen Bleibe ist und im Wortsinn, weil es der Anspruch der Vereinsmitglieder ist, alle ihre gesammelten Schätze im flugtauglichen Zustand zu halten.

Den Sammlern fehlt noch ein Dach über dem Cockpit

So lange den Segelfliegern noch das Dach über dem Cockpit fehlt, hängt die Gö 1 Wolf in einem der Hahnweide-Hangars unter der Decke. „Damit ist sie aus dem Weg, wenn an Flugtagen in den Hallen rangiert wird“, sagt Siegmund Maier. Als zusätzlicher Schutz dient dem empfindlichen Vogel ein Tuchüberzug – gegen Vögel. „Die Außenhaut dieser Oldtimer ist extrem empfindlich. Vogelkot kann da großen Schaden anrichten“, sagt Maier.

Das erklärte Ziel des Vereins ist es, die Geschichte des Holzflugzeugbaus zu bewahren und die Zeugnisse dieser Luftfahrtepoche mittelfristig in einem eigenen Museumshangar auf der Hahnweide zu präsentieren. „Es gibt Pläne, die Studenten im Rahmen einer Seminararbeit ausgetüftelt haben. Aber zur Umsetzung fehlen uns ein paar Nullen am Schluss“, sagt Hellmut Hirth, der Zweite Vorsitzende des Vereins.

Dabei hatte das Museum schon einmal kurz vor der Sesshaftigkeit gestanden. „Wir hatten vier Sponsoren, die uns Hoffnung auf einen Neubau gemacht haben“, sagt Hirth. Zwei – die Windreich AG in Wolfschlugen und die Graupner Modellbau Gesellschaft in Kirchheim – seien pleite gegangen. Der dritte im Bunde, der Kirchheimer Kunstflieger und Unternehmer Klaus Lenhardt (Leki-Skistöcke), ist auf tragische Weise bei einem Flugzeugabsturz im nahen Talwald ums Leben gekommen.

„Entschleunigendes Hobby“

Hirth, der älteste Sohn des nicht nur als Segelflieger-Legende, sondern auch als Konstrukteur, Motorrad-Rennfahrer und Unternehmer bekannt gewordenen Wolf Hirth, hat die Leidenschaft für das Fliegen von seinem Vater geerbt. „Das ist ein entschleunigendes Hobby“, sagt er. Die Maxime seines Vaters sei gewesen: Wenn ein Flugzeug gut gebaut ist, fliegt es von alleine. „Da ist etwas Wahres dran“, sagt der Sohn. Von einem selbstfahrenden Auto würde die Menschheit dagegen heute noch träumen.

Dass es in Deutschland überhaupt noch Flugzeuge gibt, die älter als 70 Jahre sind, ist mehr oder weniger dem Zufall zu verdanken. Die meisten Fluggeräte waren gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Sinne einer Politik der verbrannten Erde noch im Auftrag der Nazis zerstört worden, der Rest ist als Beutegut von den Siegern konfisziert worden. Ironie der Geschichte: Fünf der einst in Göppingen gebauten Gö 1 waren im Auftrag des Hitler-Regimes noch in Friedenszeiten nach Südafrika geschafft worden – und haben dort die Kriegs- und Nachkriegswirren überlebt. Ein Südafrika-Export – die nach Einschätzung der Kirchheimer Sammler letzte flugfähige Wolf weltweit – hat über verschiedene Irrungen und Wirrungen den Weg zurück nach Kirchheim gefunden.

Alle Teile des Adventskalenders gibt’s hier.