Eine neue Motorhaube für den Golf kostet offiziell 321 Euro – viel zu viel, meinen Automobilklubs Foto: dpa

In China stehen deutsche und andere Autohersteller derzeit am Pranger, weil sie Ersatzteile überteuert verkauft haben sollen. Aber: „Auch in Deutschland zahlen die Verbraucher zu viel in der Werkstatt“, meint der Auto Club Europa.

Stuttgart - In China stehen deutsche und andere Autohersteller derzeit am Pranger, weil sie Ersatzteile überteuert verkauft haben sollen. Offenbar sind dies keine Einzelfälle. „Auch in Deutschland zahlen die Verbraucher zu viel in der Werkstatt“, sagte ein Sprecher des Auto Clubs Europa unserer Zeitung. Grund dafür sei unter anderem der Designschutz. Er erlaube es Herstellern, eigene Preise zu diktieren. Der Designschutz gilt für alle sichtbaren Teile einer Karosserie. Der ADAC hat ausgerechnet, dass etwa für eine Motorhaube eines Golf VI vom Hersteller 321 Euro fällig werden, während ein freier Händler im Schnitt wohl nur 157 Euro dafür verlangen würde. „Ein fairer Wettbewerb kann so nicht entstehen“, sagte der ACE-Sprecher. Autoversicherer schätzen die Mehrkosten bei der Schadenregulierung auf mehrere Milliarden Euro. Ein freier Markt würde sich „spürbar dämpfend“ auf Versicherungsprämien auswirken, sagte ein Sprecher der HUK-Coburg, nach eigenen Angaben größter Kfz-Versicherer in Deutschland.

Autohersteller wie Daimler verteidigen den Designschutz, weil dadurch Nachahmungen verhindert würden. „Ersatzteile spielen eine wichtige Rolle bei der aktiven und passiven Sicherheit“, so eine Sprecherin des Konzerns. Allerdings müssen auch Ersatzteile von unabhängigen Produzenten den geltenden Qualitätsstandards entsprechen. Die von Automobilclubs, Versicherern und Verbraucherschützern angestrebte Lockerung des Designschutzes hat die EU auf Druck Deutschlands und Frankreichs Ende Mai abgelehnt.

In China gehen Wettbewerbshüter derzeit gegen ausländische Autobauer wegen Preisabsprachen bei Ersatzteilen vor. Audi und BMW müssen Bußgelder teils in Millionenhöhe bezahlen. Gegen Daimler läuft derzeit noch ein Verfahren.