Der Körperbehinderten-Verein zieht nach langer Bau- und Planungsphase um Foto: Leif Piechowski

Im Interview erklärt der Geschäftsführer des Körperbehinderten-Vereins, warum trotz Inklusion noch besondere Angebote für Menschen mit Behinderungen gebraucht werden.

Im Interview erklärt der Geschäftsführer des Körperbehinderten-Vereins, warum trotz Inklusion noch besondere Angebote für Menschen mit Behinderungen gebraucht werden.
 
Stuttgart - Herr Hoffer, der Körperbehinderten-Verein (KBV) hat in den 60er-Jahren für eine Körperbehindertenschule in Stuttgart gekämpft. Heute reden alle von Inklusion. War die Sonderschule ein Holzweg?
Nein, denn meiner Meinung nach kann es keine Inklusion um jeden Preis geben. Der Grundgedanke an sich ist gut, und es liegt mir fern, ihn in Frage zu stellen. Ich bin aber überzeugt, dass es nicht weiterführt, wenn Eltern einklagen, dass ihr Kind auf eine Regelschule gehen kann, ohne zu bedenken, ob es sich dort wohl fühlt und ob das funktioniert. Manche Kinder mit Behinderung sind durch so eine Situation leicht einmal überfordert.
Es ist also wichtig, dass es weiterhin spezielle Angebote für Menschen mit körperlicher Behinderung gibt?
Auf jeden Fall. In einem Rahmen, wie wir ihn bieten, können sich die Betroffenen entspannen. Sie haben nie das Gefühl, sich beweisen zu müssen, was andernorts – oft ohne bösen Willen – leicht ausgelöst wird. Der Austausch untereinander ist für die Menschen mit Behinderung sehr wichtig.
Ist der Körperbehinderten-Verein ein Erfolgsmodell, das anderen Initiativen Mut machen sollte?
Ich denke schon. Wir haben uns von einem kleinen Selbsthilfeverein zu einem sozialen Träger mit professionellen Unternehmensstrukturen entwickelt. Das war nicht immer einfach, aber wir zeigen damit, dass sich der Einsatz lohnt.
Wie sehen Sie die Zukunft des Vereins und Ihrer Klienten?

Unser jüngster Schritt war der Umzug von der Alexanderstraße an den Mühlkanal, den wir schon sehr herbeigesehnt hatten. Mit dem neuen Gebäude vergrößert sich zum Beispiel allein die Tagesförderstätte von zwei auf vier Gruppen. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich bin sicher, dass wir weiterhin etwas bewegen können.