Stadträte fordern lückenlose Anschlusslösung nach der Schließung Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Fast alle Fraktionen haben am Freitag im Krankenhausausschuss bekräftigt, dass Stuttgart eine Abtreibungsklinik brauche; nur die AfD ist ablehnend. Bürgermeister Werner Wölfle versicherte: „Wir werden Gespräche führen, um zu einem qualifizierten Angebot zu kommen, das ich gegenüber dem Steuerzahler rechtfertigen kann.“

Stuttgart - Fast alle Fraktionen haben am Freitag im Krankenhausausschuss bekräftigt, dass Stuttgart eine Abtreibungsklinik brauche; nur die AfD ist ablehnend.

Seit mehreren Tagen schwelt die Diskussion um die Stuttgarter Abtreibungsklinik Stapf. Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle fasste es im Krankenhausausschuss so zusammen: „Herr Stapf hat keine Räume gefunden zu Konditionen, die er für sich als wirtschaftlich definiert, ich kann und darf ihm aber keine Zusagen machen. Wir werden Gespräche führen, um zu einem qualifizierten Angebot zu kommen, das ich gegenüber dem Steuerzahler rechtfertigen kann.“

Die bisherige Lösung war folgende: Die Stadt hat ihre eigenen Gebäude saniert, renoviert und Friedrich Stapf überlassen. Die Investitionen flossen über höhere Mieten wieder zurück. Zuletzt waren das laut Wölfle monatlich 6673 Euro Miete. Weil Stapf es versäumt hatte, eine Mietverlängerung für den jetzigen Standort zu beantragen, muss er, vertragsgerecht, zum 31. Dezember das Haus räumen.

Nun sucht er neue Räume, die für die Zwecke der Klinik umgebaut werden müssen. Der 68-jährige Klinik-Chef hielt bisher keines der Immobilienangebote für finanzierbar. „Wir machen mit der Stuttgarter Praxis monatlich weniger Gewinn vor Steuern als das, was ein angestellter Arzt in ihr verdient“, sagte Stapf am Freitag.

Die Fraktionen fordern von der Stadt „ein unmittelbares Anschlussangebot“, so Thomas Adler (SÖS-Linke-Plus). Um keine Lücke entstehen zu lassen, soll „die Stadt alle Alternativen prüfen“, sagt Silvia Fischer (Grüne). Bernd Klingler (FDP) möchte, dass „Stuttgart ein verlässlicher Partner“ für Frauen in dieser Situation bleibt, und Marita Gröger (SPD) betont:„Die Frauen haben einen Schutzraum nötig, wo ihnen mit Empathie und Respekt begegnet wird.“ Andere Praxen in und um Stuttgart hält sie für keine gute Alternative.

„Es ist nicht Sinn der Sache, dass in der Abtreibungspraxis in Ludwigsburg künftig 4000 Abbrüche gemacht werden“, wo es bisher rund 1500 im Jahr waren“, sagt Dr. Marion Janke von Pro Familia Stuttgart. Auch das OP-Zentrum in der Innenstadt mit jährlich 400 Abbrüchen sei keine Alternative. In ihrer Ansprache an die Ausschussmitglieder betonte sie, der Eingriff sei für Frauen „mit Schuld und Scham verbunden, er kann nicht neben allen anderen möglichen Eingriffen gemacht werden.“

Die CDU muss sich laut Stadtrat Klaus Nopper in der Sache noch beraten – ob wegen ideologischer Grabenkämpfe, blieb offen. Der Onkologe Dr. Heinrich Fiechtner (AfD) bedauert die „Kindstötungen“ und empfahl Pro Familia, sich in „Contra Familia“ umzubenennen, was zu Protest im Saal führte.

Willig sind also die meisten, der Weg ist offen. Unter Umständen könnte er auch ohne Heinrich Stapf und stattdessen mit dessen angestelltem, inzwischen gekündigtem Mediziner beschritten werden. „Der möchte seine Tätigkeit weiter ausüben“, sagt Wölfle. Von einer nochmaligen Verlängerung des bestehenden Mietvertrags hält er nichts: „Wenn wir jetzt alles verschieben, tut sich in der Sache nichts.“