Kompetent, voller Humor und den Menschen zugetan: Thomas Schlipf Foto: Stoppel

Thomas Schlipf, der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, wird nach 29 Jahren im Schloss in den Ruhestand verabschiedet.

Winnenden - Die Art der Verabschiedung eines Chefs sagt viel über dessen Wesen aus. Die von Thomas Schlipf, dem Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Winnenden, war von Humor und Kurzweil geprägt. „Ich glaube, die mögen Sie alle“, sagte der Pflegedirektor Hans-Jürgen Kutterer zu dem 65-Jährigen, der in seiner Abschiedsrede seinen frühesten Berufswunsch verriet: Kasper!

Boxweltmeister wäre auch eine Option gewesen

„Da muss man nur ,seid ihr alle da’ rufen, und schon bewegt man die Massen“, sagte Schlipf vor der lachenden Festgesellschaft, und diese reagierte wie eine Kinderschar mit einem lauten „Jaaaa!!“

Auf der Leinwand im Festsaal des Schlosses folgte auf den Kasper ein Foto aus dem legendären Boxkampf zwischen Cassius Clay und Sonny Liston aus dem Jahr 1964. Schwergewichtsweltmeister sei mit zwölf Jahren dann der nächste Wunschberuf gewesen. „Meine Mutter hat mich aber nicht zum Boxtraining gehen lassen. Wer sich das von seiner Mutter verbieten lässt, hat nicht das Zeug zum Boxweltmeister“, habe er sich eingestanden und es sein lassen, so Schlipf.

Einen Adventskalender zum Abschied

„Wer schon das Vergnügen hatte, einen Vortrag von Dr. Thomas Schlipf zu hören, weiß, dass Sie sich bestimmt auf einen humorvollen Rückblick auf ein erfülltes Berufsleben als Assistenzarzt, Oberarzt und zuletzt Chefarzt freuen dürfen“, wurde bereits in der Einladung angedeutet. Doch nicht nur der Chef, auch seine Mitarbeiter ließen sich nicht lumpen und machten die Feier zu einem wahren Vergnügen.

In einem Sketch überlegten einige, was aus ihm im Ruhestand werden wird. „Am Ende wird er noch depressiv! Denk doch nur mal an seine Frau! Vielleicht Paartherapie?!“, wurde laut gedacht und dann in einem Gedicht der Chefarzt launig gelobt und beschenkt. Unter anderem mit einem Adventskalender, der das Winnender Schloss zeigt. „Ich glaube, das ist mein erster Adventskalender nach 60 Jahren“, sagte Schlipf.

Der Unterschied zwischen Baden und Württemberg

Der gebürtige Nagolder hat 29 Jahre im Winnender Schloss gearbeitet. 1972, nach dem Abitur im Heimatort, studierte er an der Universität Tübingen Medizin. Während seiner ersten Berufsjahre im Kreiskrankenhaus Nürtingen (Landkreis Esslingen) wechselte er von der Chirurgie in die Psychiatrische Abteilung, 1980 arbeitete er in der damaligen Landesklinik Nordschwarzwald in Calw-Hirsau. Hier, an der Grenze von Württemberg und Baden, habe er den Unterschied zwischen den beiden Landesteilen an den Patienten deutlich erfahren. „Die depressiven Württemberger haben gesagt ,Oh Herr Doktor, i ka nemme schaffa“, die aus Baden ,Oh Herr Doktor, i han gar kei Freud mehr am Läbe’“.