Die Zahl der Abschiebungen steigt – doch nicht immer führen sie zum Ziel Foto: dpa-Zentralbild

Teure Rückführungen von Flüchtlingen im Rahmen des Dublin-Abkommens werden zur Farce – denn viele werden wieder nach Deutschland geschickt, sagt StN-Autor Jürgen Bock.

Stuttgart - Der Fall eines jungen Afrikaners zeigt exemplarisch das ganze Versagen der deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik. Das Zauberwort dabei heißt Dublin-Abkommen. Es besagt schlicht, dass Flüchtlinge im ersten EU-Land, das sie betreten, Asyl beantragen müssen. In Zeiten großer weltweiter Konflikte kann das vorn und hinten nicht funktionieren. Griechenland, Italien und Spanien sind rein geografisch die Einfallstore und wären demnach für alle einreisenden Menschen zuständig. Also hat sich in den betroffenen Ländern eine Kultur des Durchwinkens entwickelt.

Im konkreten Fall bedeutet das: Einem jungen Kameruner wird nach der illegalen Einreise in Spanien schnell zu verstehen gegeben, er sei dort nicht erwünscht. Er zieht weiter und landet in Deutschland. Er hat eigentlich keine Aussicht auf eine Anerkennung, doch das Verfahren zieht sich. Er lebt sich ein, lernt die Sprache, besucht die Schule, hat eine Ausbildung in Aussicht. Nach fast zwei Jahren dann die Festnahme und Abschiebung nach Spanien, wo er niemanden kennt. Die Polizei dort schickt ihn weg, er landet schließlich wieder in Deutschland. Für all das soll er dann 9700 Euro bezahlen, die er nicht hat und die in ähnlichen Fällen oft nicht eingefordert werden. Also wird wohl der Bürger für die letztlich ergebnislose Aktion aufkommen. Und das Ganze könnte schon bald von vorn beginnen.

Die Dummen bei diesem Pingpong-Spiel ohne Gewinner sind die Flüchtlinge und die Steuerzahler. Wer bleiben darf, muss schnell integriert werden. Wer nicht bleiben darf, sollte das Land ebenso schnell verlassen müssen. Und dann nicht von einem anderen EU-Land zurückgeschickt werden können. Es braucht endlich einen klaren gemeinsamen europäischen Kurs. Doch der scheint meilenweit entfernt.

juergen.bock@stuttgarter-nachrichten.de