Harald Schmidt nannte laut SWR-Mitteilung „persönliche Gründe“ als Ursache für seinen überraschenden Ausstieg. Foto: SWR

Kurz vor Beginn der Dreharbeiten hat der Entertainer seine Rolle im neuen Schwarzwald-Krimi abgesagt. Das Ermittler-Team muss nun ohne die Figur des Kriminaloberrats Gernot Schöllhammer auskommen. Beim SWR zeigt man sich „äußerst betroffen“.

Stuttgart - Der SWR muss derzeit wahrlich schwere personelle Schläge verkraften. Ende vergangener Woche wurde bekannt, dass es die Fernsehfilmchefin Martina Zöllner, eine der profiliertesten Redakteurinnen der ARD, in die Hauptstadt zieht, wo sie am 1. Juni beim RBB den neu geschaffenen Programmbereich Doku und Fiktion übernehmen wird. Nun geraten Zöllners letzte Arbeitswochen beim SWR noch ungewöhnlich turbulent, denn ihre Abteilung ist von einer weiteren misslichen Personalie betroffen. Harald Schmidt, der im neuen Schwarzwald-„Tatort“ den Kriminaloberrat Gernot Schöllhammer geben sollte, hat dem Sender kurzfristig abgesagt. Der langjährige Late-Night-Show-Moderator, der auch als „Traumschiff“-Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle und in diversen Spielfilm- und Theaterrollen seine Qualitäten bewiesen hat, habe „persönliche Gründe“ als Ursache für seinen Rückzug genannt, teilt der SWR mit. „Wir sind äußerst betroffen“, sagt Zöllner zu Schmidts Absage. Die trifft den Sender auch deshalb hart, weil die Dreharbeiten zum ersten Film mit dem neuen Team bereits am 7. März beginnen. Der Schwarzwald-„Tatort“ ist der Nachfolger des 2016 ausgelaufenen Konstanzer „Tatorts“ mit Eva Mattes.

Vor 14 Monaten durfte sich der SWR noch über einen großen PR-Coup freuen. Harald Schmidt werde „die große Palette des ‚Tatort‘ im Ersten um eine spezifische Farbe bereichern“, jubilierte der Intendant Peter Boudgoust damals. Nicht zuletzt der Schmidt-Faktor und das Bohei um die Rekrutierung des Mehrzweckentertainers dürfte die Schwarzwald Tourismus GmbH dazu animiert haben, 2016 stolz mitzuteilen, dass in einem der ersten beiden neuen „Tatort“-Filme eine Regionalbahn aus dem Südschwarzwald, die Sauschwänzlebahn, „eine gewichtige Rolle“ spiele.

Das Drehbuch der ersten Episode wird angepasst

„Die Figur Gernot Schöllhammer, so wie sie mit Harald Schmidt geplant war, wird es nicht mehr geben“, sagt SWR-Sprecherin Annette Gilcher nun. Angesichts dessen, dass Schmidt den satirisch anmutenden Namen der Figur nach eigenem Bekunden selbst erfunden hat, ist das nur zwangsläufig. „Das Drehbuch der ersten Episode wird angepasst. In welche Richtung, kann man noch nicht sagen“, so Gilcher weiter. Es werde nun „erst mal dieser erste Fall neu justiert. Wie es weitergeht, ist noch offen.“ Dass die von Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner verkörperten Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg zumindest mittelfristig noch einen Chef bekommen, ist also nicht ausgeschlossen.

Die Besonderheit des neuen SWR-Beitrags zur Sonntagskrimireihe besteht darin, dass der Radius des Teams nicht auf eine Stadt beschränkt ist. Es ermittelt an verschiedenen Orten des Schwarzwalds. „An der Konzepterstellung beteiligt“, wie es der SWR formuliert, war der Stuttgarter Drehbuchautor Jürgen Werner, Erfinder des Dortmunder „Tatort“-Teams und verantwortlich für zahlreiche Folgen von beispielsweise „Um Himmels Willen“ und „Forsthaus Falkenau“. Der erste Film des Schwarzwald-„Tatorts“, für dessen nun umschreibungsbedürftig gewordenes Drehbuch Bernd Lange verantwortlich zeichnet, ist angesiedelt in „einer idyllischen Schwarzwaldgemeinde“, es geht um einen Mord an einem elfjährigen Mädchen.

Vor allem in den 1970er und 1980er Jahren gab es eine Reihe von „Tatort“-Kommissaren, die nur ein- oder zweimal auf dem Bildschirm zu sehen waren. Der Kriminalhauptkommissar Horst Pflüger (Ernst Jacobi) war 1972 in Baden-Baden nur ein einziges Mal im Dienst. Heike Makatsch durfte – in einem sogenannten Event- „Tatort“ aus Freiburg – als Hauptkommissarin Ellen Berlinger bisher auch nur einmal ran. Dass aber, wie nun Schmidts Schöllhammer, jemand gewissermaßen den Dienst quittiert, ohne ihn überhaupt angetreten zu haben – das hat es in der Geschichte der Reihe bisher noch nicht gegeben.