Timo Werner im VfB-Trainingslager in Schruns - die Schulbank muss er jetzt nicht mehr drücken Foto: Pressefoto Baumann

Sturmtalent Timo Werner hat den Blick frei auf seine Karriere in Stuttgart. Hier möchte er nach Möglichkeit auch mal Champions League spielen – irgendwann.

Schruns - Endlich nur noch Fußball. Kein lästiges Vokabeln- und Formelnlernen mehr, keinen Prüfungsstress. Timo Werner (18) hat vor ein paar Wochen am Untertürkheimer Wirtemberg-Gymnasium sein Abitur bestanden (Durchschnittsnote: 3,0). „Damit fällt ein großer Ballast für mich ab“, sagt er. Vor allem Deutsch und Englisch zählten nicht zu Werners Lieblingsfächern. „Mit Goethe und Schiller konnte ich nicht wirklich was anfangen. Aber das ist zum Glück ja jetzt vorbei.“

Schule ade – jetzt zählt nur noch der VfB.

In seiner zweiten Saison als Profi will der Hoffnungsträger richtig durchstarten. Mit Armin Veh glaubt er den richtigen Vorgesetzten dafür zu haben. Dessen Vorliebe für offensives Spiel komme ihm entgegen, ist das Sturmtalent überzeugt. Seine Position sieht Werner vorne zentral. Dort, wo der Junge aus Stuttgart-Münster seit zehn Jahren spielt. Die linke Außenbahn behagt ihm weniger. Veh selbst hat bereits angedeutet,dass er ihn an der Seite eines zweiten Stoßstürmers sieht.

Wer den Blondschopf in den Tagen von Schruns beobachtet, erlebt einen jungen Mann, den neben der Hochschulreife für seine 18 Jahre auch schon eine gewisse Platzreife auszeichnet. Im Training gibt er wie selbstverständlich Kommandos und sagt seinen Mitspielern gern mal, wo’s langgeht. Auch die Termine abseits des grünen Rasens, die Gespräche mit Journalisten: Werner ist kein Bubi, sondern einer, der sich auf dem Planeten Fußball-Bundesliga schon ganz gut zurechtfindet. Die Vereinsdialektik hat er ebenfalls verinnerlicht, wenn er Sätze sagt wie diesen: „Nach der letzten Saison müssen wir erstmal demütig sein und dürfen nicht zu hohe Ansprüche stellen.“

An sich selbst richtet er allerdings schon gewisse Erwartungen. Ein paar Tore mehr als vergangene Saison, als der Stürmer mit dem langen Oberkörper und den flinken Beinen viermal traf, dürfen es möglichst sein. „Als Angreifer muss man immer geil auf Tore sein“, sagt er. Dafür arbeitet das Sturm-Juwel hart. Statt nach dem bestandenen Abi mit den anderen auf Feier-Tour zu gehen, ist er in Stuttgart lieber Weinberge rauf- und runtergerannt. Gerne wäre er mit der U-19-Nationalmannschaft zur Europameisterschaft nach Ungarn gereist, doch der VfB verweigerte dem DFB die Freigabe. „Das ist schade, aber so zu akzeptieren“, sagt Werner.

Seine Rolle als Hoffnungsträger und Publikumsliebling will er in der am 24. August bei Borussia Mönchengladbach beginnenden Bundesliga-Saison selbstbewusst annehmen. „Ich glaube nicht, dass mich das hemmt. Es freut einen eher, wenn die Fans dir schon so früh so viel Wertschätzung entgegenbringen.“ Dass er längst auch außerhalb Stuttgarts im Fokus steht und neben Borussia Dortmund angeblich auch der FC Bayern loses Interesse bekundet haben soll, freut ihn ebenfalls. Doch bevor bei allen VfB-Fans die Alarmglocken klingeln, schiebt Timo Werner hinterher: „In den nächsten Jahren gibt es für mich keinen anderen Verein als den VfB.“ Klar möchte er später auch mal Champions League spielen. „Aber das“, ist der 18-Jährige mit Vertrag bis 2018 ganz Optimist, „kann ja auch mit dem VfB Stuttgart irgendwann wieder möglich sein.“