Daimler gerät im Skandal um den Abgas-Betrug immer mehr ins Visier der Ermittler. Foto: dpa

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat Medienberichte bestätigt, nach denen der Autobauer Daimler tiefer in die Abgas-Affäre verstrickt sei als bisher angenommen.

Stuttgart - Bei ihren Ermittlungen wegen möglichen Diesel-Abgas-Betrugs beim Autobauer Daimler haben die Behörden zwei konkrete Beschuldigte im Blick - und zudem weitere bisher unbekannte. In diesem Punkt bestätigte die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Donnerstag einen Bericht von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR. Die Medien meldeten unter Berufung auf Unterlagen der Justiz, dass Daimler tiefer in die Abgas-Affäre bei Diesel-Fahrzeugen verstrickt sein soll als bislang bekannt.

Bei mehr als einer Million Fahrzeuge könnten demzufolge Motoren eingebaut sein, bei denen Abgasmessungen manipuliert wurden. Dazu wollte die Staatsanwaltschaft nichts sagen. Auch Daimler wollte den Bericht mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht kommentieren.

Grünen-Chef Cem Özdemir warf der Bundesregierung und den Behörden Versagen vor. „Es wird immer offensichtlicher, dass der Abgasskandal nur möglich gewesen ist, weil die Behörden über Jahre systematisch weggeschaut haben. Das ist eine Bankrotterklärung der Bundesregierung. Das ist organisiertes Staatsversagen“, wurde Özdemir am Donnerstag in einer Grünen-Mitteilung zitiert.

Die deutsche Autoindustrie plädiert derweil für ein einheitliches Vorgehen bei einer möglichen Nachrüstung älterer Dieselautos. Es werde keine Stuttgarter und auch keine deutsche Lösung geben, sondern es werde ein europäisches Vorgehen erforderlich sein, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche laut mehreren Berichten am Rande einer Veranstaltung. Dazu habe es auch ein Treffen in Brüssel gegeben.