Achim Zwierzynsky vom OGV (M.) und Hans-Georg Müller (r.) sehen sich vor allem für die Konzipierung der Ausstellung verantwortlich. Bezirksvorsteher Peter-Alexander Schreck (l.) sieht sich als Hauptveranstalter. Das sieht nicht jeder so. Foto: Blohmer

Bei der 750-Jahr-Feier des Stadtteils Sillenbuch ging so manches schief: Der Saal war zu klein, viele Bürger durften nicht rein, obwohl sie angemeldet waren. Sie sind sauer und die Organisatoren darüber uneins, wer schuld ist.

Sillenbuch - Die Schätzungen sind ganz unterschiedlich. Von knapp 100 bis zu 300 Personen ist die Rede, die an der Tür des Augustinussaals abgewiesen wurden. Sie konnten das Rahmenprogramm vor der Eröffnung der Ausstellung zum 750-Jahr-Jubiläum Sillenbuchs am vergangenen Dienstag nicht verfolgen. Einige warteten im Foyer, viele seien auch verärgert wieder gegangen, berichtet ein Bezirksbeirat in der Sitzung des Gremiums am Tag nach der Jubiläumsfeier. Dass am Dienstagnachmittag einiges schief gegangen ist, darüber sind sich Bezirksbeiräte und alle Beteiligten einig. Die Schuld sucht jedoch jeder beim anderen.

Das größte Problem ist wohl, dass sich die Mitwirkenden über die Rolle des Veranstalters uneinig sind. „Ich als Hauptveranstalter muss meinen Zorn und mein Bedauern ausdrücken“, macht Bezirkschef Peter-Alexander Schreck in der Sitzung am Mittwochabend seine Position klar. Das Team des Augustinums habe die Gäste militant vom Saal ferngehalten, auf die Brandschutzvorschriften beharrt und keinerlei Flexibilität gezeigt. „Man hätte wenigstens die Tür offen lassen oder die Veranstaltung nach draußen übertragen können“, sagt er.

Auch angemeldete Gäste mussten draußen bleiben

Das Bezirksamt hat das Rahmenprogramm organisiert, also die eigentliche Feier zum Jubiläum des Stadtteils. Auf Schrecks Einladung hatten sich zahlreiche Gäste schriftlich verbindlich angemeldet. Doch auch sie mussten draußen bleiben, wenn sie nicht rechtzeitig da waren; reservierte Plätze gab es nicht. Als der Bezirkschef von einer Bezirksbeirätin hört, dass die Wartenden im Foyer von den Augustinum-Servicekräften nicht mal ein Glas Wasser vom Büfett bekommen haben, weil dieses erst nach dem offiziellen Teil eröffnet wird, sagt er: „Das ist ein Unding.“

Die Rolle des Veranstalters beansprucht auch Mirjam Messmer für sich. Sie ist Kulturreferentin im Augustinum. Bei Ausstellungen richte das Augustinum die Eröffnung aus und drucke die Einladungen. „Wir sind dann der Veranstalter“, sagt sie. So sei es auch in jeder früheren Zusammenarbeit mit dem Obst- und Gartenbauverein gewesen. Dieser hat in Federführung von Achim Zwierzynsky und dem Historiker Hans-Georg Müller die Ausstellung geplant.

Musikeinlage wurde aus Unwissen doppelt gebucht

Dass der Bezirksvorsteher eine Rahmenfeier plant, habe sie erst kurz vorher erfahren, als sie zufällig seine Einladung auf den Tisch bekam. Darauf hat er einen Pianisten angekündigt, obwohl sie und der OGV längst den Handharmonika-Club Flottweg engagiert hatten. Das Beispiel steht für die fehlende Kommunikation, die sie bemängelt. Hätte sie früher gewusst, dass der Bezirk seine Jubiläumsfeier angliedern will, hätte sie eventuell doch das größere Stiftstheater organisieren können.

Mit dem großen Andrang habe aber wirklich keiner gerechnet, sagen alle Beteiligten. Mirjam Messmer insistiert, dass sie nicht mehr Leute hätte hineinlassen dürfen. „Wir haben Auflagen.“ In Sachen Büfett gibt sie zu, dass die Gäste Wasser hätten bekommen müssen. Allerdings hätten ihre Servicekräfte allein im Auftrag des Bezirksamts gehandelt, das alles gesponsert hat.

Idee für eine Finissage

Schuldzuweisungen hin oder her. Da die Bürger letztlich die Leidtragenden waren, hat der Bezirksbeirat sogleich Ideen entwickelt, wie man diese entschädigen könnte. Besonders gut gefiel den Lokalpolitikern die Idee einer weiteren Veranstaltung: eine Finissage im März. Auch Achim Zwierzynsky mag die Idee. Allerdings habe er sie selbst schon am missglückten Abend gehabt und gleich mit Mirjam Messmer fixiert, wie er sagt. Zum Vorschlag aus der Bezirksbeiratssitzung sagt er abschließend mit ordentlich persönlicher Meinung im Subtext: „Wenn jemand auf so etwas kommen kann, dann nur der Veranstalter.“

Kommentar zur misslungenen Feier

Gegeneinander statt miteinander

Was die Bürger bei der 750-Jahr-Feier zu spüren bekommen haben, ist das Resultat, wenn im Stadtbezirk gegeneinander statt miteinander gearbeitet wird. Was sich bei der Planung angedeutet hat, hat in der Reaktion auf den unerwarteten Ansturm seinen Klimax erreicht. Statt miteinander schnell eine Lösung zu finden, wurde die Schuld aufeinander abgewälzt. Dass Brandschutzauflagen eingehalten werden müssen, ist selbstverständlich. Doch auch die Kritik von Bezirkschef und Bezirksbeirat ist berechtigt: Die Mitarbeiter des Augustinums waren beinahe barsch zu den Gästen und hätten mit einfachen Mitteln die Draußengebliebenen einbeziehen können. Ebenso hätte auch im Augustinussaal das Programm nicht planmäßig abgespielt werden dürfen, es hätte verkürzt oder teils nach draußen verlegt werden können.

Doch der Hund liegt an anderer Stelle begraben. Allein, dass es zwei verschiedene Einladungen zweier verschiedener Veranstalter gibt, zeigt die Uneinigkeit, die bei der Organisation herrschte. Beziehungsweise die mangelnde Kommunikation. Der Bezirksvorsteher wusste nicht mal vom geplanten Musikprogramm. Er hätte sich schlicht viel früher an allem beteiligen müssen. So ein Jubiläum darf sich eine Bezirksverwaltung schlicht nicht durch die Lappen gehen lassen.