Zum Jahresprogramm der Gartenfreunde gehört auch das Göckelesfest in der Anlage „Waldbad“. Foto: Georg Friedel

Der Verein Gartenfreunde Feuerbach ist in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden. In den Anfangsjahren wurden in den Gärten am Waldbad auch Tabakpflanzen angebaut.

Feuerbach - Naturgemäß zu gärtnern, haben sich die Gartenfreunde Feuerbach auf die Fahnen geschrieben. Wobei der Vereinsvorsitzende Dietmar Zube auch den sozialen Aspekt hervorhebt: Der Kleingarten sei einerseits ein Rückzugsort, ein Ort der Ruhe und Entspannung, aber auch ein Ort, an dem die Gemeinschaft eine große Rolle spiele.

Die Gründungsväter des Vereins hatten vor 75 Jahren ganz praktische Motive, ihre Gärten zu bewirtschaften: Sich mit selbst angebautem Obst und Gemüse zu versorgen, war existenzsichernd. „Mitten im Krieg war es für die Menschen wichtig, dass sie sich mit einer bezahlbaren Pacht für eine Gartenparzelle mit eigenem kleingärtnerischen Anbau selbst ernähren konnten“, sagt Zube.

Vor diesem Hintergrund gründeten vor 75 Jahren einige Bürger aus Feuerbach einen Verein. Eine kleine Randnotiz ist, dass die Gartenfreunde Feuerbach ursprünglich gar nicht Gartenfreunde hießen. Die offizielle Eintragung im Vereinsregister stammt vom 16. März 1941 und lautet: „Siedler, Eigenheimer und Kleingärtner, Ortsgruppe Feuerbach“.

In den Nachkriegsjahren wurden die Gärten für den Anbau von Obst und Gemüse benötigt

So nüchtern wie der Name klang, machten sich die Mitglieder an die Arbeit. Für naturromantische Vorstellungen war damals kein Platz. Die Stadt Stuttgart stellte den Boden für eine Kleingartenanlage an der Steiermärker Straße zur Verfügung: „Es war in der damaligen kriegsgeprägten Zeit keine leichte Aufgabe, hier eine Kleingartenanlage entstehen zu lassen“, heißt es in der Chronik. Auch in den Nachkriegsjahren wurde jeder Quadratmeter Erde für den Anbau von Lebensmitteln benötigt. „Sogar Tabakpflanzen wurden einige Zeit von den Mitgliedern gezüchtet und angebaut“, berichtet Pressesprecher Hermann Fabricius. Ob die nikotinhaltigen Produkte nur für den Eigenbedarf angebaut wurden, bleibt allerdings in der Chronik unbeantwortet. „Damals wurden auch viele Produkte getauscht: Tabak gegen Kartoffeln zum Beispiel“, sagt Fabricius.

Fest steht aber: In den ersten Nachkriegsjahren war die Nachfrage nach Gärten enorm. Das Gelände urbar zu machen, war ein Kraftakt: „Nach der Rodung der Waldbäume mussten die Wurzelstöcke in mühevoller Handarbeit ausgegraben werden, Bombentrichter aufgefüllt und das Gelände urbar gemacht werden“, steht in der Chronik. Aber so anstrengend diese Arbeiten für die Mitglieder der ersten Stunde auch gewesen sein mögen, sie haben das Wir-Gefühl und den Zusammenhalt gestärkt. Die ersten Anlagen entstanden im „Wiesengrund“ und „Waldbad“. Im Waldbad gab es 146 Gärten auf 607 Ar und im „Wiesengrund“ 21 Gärten auf 58 Ar. Die Nachfrage war enorm. Bei Kriegsende hatte der Verein 800 Mitglieder, 1948 waren es schon 900. Der Name der Gartenanlage „Waldbad“ geht übrigens auf ein Schwimmbad zurück. „Es befand sich im unteren Teil der Gartenanlage und wurde von einer Quelle gespeist, die es nach wie vor gibt“, betont Fabricius.

Traditionen werden wieder aufgegriffen

Im Laufe der kommenden Jahrzehnte kamen weitere Gartenanlagen dazu. Aktuell bewirtschaften die Gartenfreunde neben den 150 Parzellen im Waldbad weitere Gärten in den Anlagen Kirschwiese, Wiesengrund und Mähderklinge 1 und 2. „Aktuell haben wir 230 aktive Mitglieder“, sagt Fabricius. Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war der Bau des Vereinsheims Mitte der 1990er Jahre.

Beim diesjährigen Göckelesfest, das es fast schon so lange wie den Verein gibt, schlüpften Vereinsvorsitzender Dietmar Zube und Vorstandskollege Volker Kellermeier in Mönchskutten und lasen manchen Vereinsmitgliedern die Leviten. Auch das ist ein alter Brauch: „Vielen Gartenfreunden sind noch die Auftritte von ,Max und Moritz‘ im Waldbad in Erinnerung. Daran wollten wir anknüpfen“, sagt Zube. Nur den Weihwassersegen gab es nicht mehr mit der Klobürste: „Wir haben eine Spülbürste benutzt“, schmunzelt Zube. Ein geselliges Völkchen sind die Gartenfreunde allemal. Doch die neue Zeit macht auch nicht vor der Schrebergarten-Idylle Halt: „Jeder Gärtner hat für den kleinsten Rasen seinen eigenen Hochleistungsrasenmäher und die Menschen hasten neben dem Beruf von Event zu Event und haben daher kaum noch Zeit und Energie für gesellige Vereinsveranstaltungen“, resümiert Vereinsvorsitzender Zube. Er hat daher vor allem einen Wunsch für die Zukunft: „Ich würde mich freuen, wenn unsere Gartenfreunde die Vereinsmitgliedschaft nicht nur als ungewollte Begleiterscheinung zum Garten, sondern als echten persönlichen Gewinn in sozialer Gemeinschaft sehen.“ Dann sei er auch zuversichtlich, ausreichend ehrenamtliche Helfer und Unterstützer für gemeinsame Veranstaltungen zu finden.