„Glückwunsch zum 70., liebe CDU, und immer schön an die Anfänge denken“, gratuliert die SPD Foto: jro-grafik/Fotolia

Wie viel C, D und U stecken in Merkels Partei 70 Jahre nach ihrer Gründung? Die politische Konkurrenz hat sich so ihre Gedanken gemacht ...

BErlin - Heinz Schwarz ist mit 18 in die CDU eingetreten, Britt-Marie Lakämper auch. Doch die zwei trennen 68 Jahre. Der eine hat alle Kanzler erlebt, alle Höhen und Tiefen, den Kalten Krieg, die Wiedervereinigung. Die andere besitzt erst seit Januar einen Mitgliedsausweis und sagt in einem TV-Spot zum Gründungstag am 26. Juni 1945: „70 Jahre CDU? Sind ja noch nicht so viel.“

Anlässlich des Jubiläums gehen die Parteien nett miteinander um. Es hagelt gerade Glückwünsche. Einige sind vergiftet. Bernd Riexinger, Chef der Linkspartei, lobt das stattliche Alter der Union. Sie habe „lange regiert und viel erlebt“. Deshalb wünscht er ihr, „dass sie sich in der Zukunft von der anstrengenden Regierungszeit ausruhen kann“.

Ohne Hintersinn kommt auch der Koalitionspartner SPD nicht aus. Parteivize Ralf Stegner erinnert an einen Satz aus den Kölner Leitsätzen der CDU, die auch 70 Jahre auf dem Buckel haben: „Der erwachsene, arbeitende Mensch hat Anspruch auf einen Lohn, der ihm die Gründung und Erhaltung einer Familie ermöglicht.“ Zumindest diese Grundlagen des christlichen Sozialismus seien ihm recht sympathisch, sagt Stegner und fügt an: „Glückwunsch zum 70., liebe CDU, und immer schön an die Anfänge denken, wenn mal wieder jemand bei euch fordert, den Mindestlohn aufzuweichen!“

Andere sind da staatstragender. Die FDP natürlich. „Große Verdienste um unser Land“ bescheinigt FDP-Chef Christian Lindner der Union. Nur reicht ihm das nicht. „Als Freie Demokraten wünschen wir der CDU mehr Offenheit für den gesellschaftlichen Wandel und mehr Aufmerksamkeit für das Erbe von Ludwig Erhard.“

Da wirken die Grünen geradezu brav. Die CDU habe das Land „entscheidend mitgeprägt“, lobt Grünen-Chefin Simone Peter. Sie wünscht „Mut auf ihrem Weg in die Zukunft“. Dabei würden sie die Grünen „weiter kritisch begleiten“. Man freue sich darauf, sich mit der Union bei den großen Fragen „von Europa bis zum Klimaschutz mit der CDU zu reiben und zu streiten“.

Die CDU, eine junge, moderne Partei? Kaum – angesichts eines Durchschnittsalters von 59 Jahren und eines Männeranteils von 76 Prozent. Noch eine Frage: Wie viel C für „Christlich“, D für „Demokratisch“ und U für „Union“ steckt noch in der Partei, die seit 15 Jahren von Angela Merkel geführt wird?

Das C. Aus dem Grundsatzprogramm: „Wir orientieren uns am christlichen Bild vom Menschen – auch des ungeborenen und des sterbenden – und seiner unantastbaren Würde und davon ausgehend an den Grundwerten Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit.“ Dass die Christdemokraten unterschiedlicher Auffassung darüber sind, was christlich ist, haben Delegierte auf Parteitagen oft bewiesen. Im Ringen um Präimplantationsdiagnostik (PID), Sterbehilfe, Aufnahme von Flüchtlingen oder die Gleichstellung von Homosexuellen. Die einen verteidigen den Schutz ungeborenen Lebens, auch wenn es durch absehbar schwerste Behinderungen ein eingeschränktes sein wird. Die anderen nennen das unchristlich. Derzeit wird darum gerungen, ob es christlicher ist, das Leben eines sterbenskranken, leidenden Menschen auf seinen Wunsch zu beenden. In solchen Debatten geht es dann schnell darum, wie konservativ die CDU ist. Merkel ist gegen die PID und weitgehend gegen Sterbehilfe.

Ist die CDU deshalb konservativ? Das wird man spätestens seit Abschaffung der Wehrpflicht und dem Atomausstieg insgesamt nicht mehr behaupten können. Die Partei will „konservativ“ so verstanden wissen: Bewährtes zu bewahren. Dazu zählen die meisten Christdemokraten die Ehe von Mann und Frau. Diese Institution will die Parteispitze für Homosexuelle nicht öffnen, obwohl es auch in der CDU immer mehr Homosexuelle gibt, die das einfordern.

Das D. Dass die Partei demokratisch ist, ist unbestritten. Doch interne Entscheidungsprozesse wirken manches Mal anders. Etwa wenn ein Parteitag zur Europapolitik und zur Europawahl wie 2014 nur fünf Stunden dauert und am Ende brav abnickt, was die Parteispitze vorgibt.

Bleibt das U. In der CDU sind viele Vereinigungen zu Hause. Für die Jugend, Senioren, Schüler und Frauen, Studenten, Arbeitnehmer, den Mittelstand und die Wirtschaft, die Protestanten, die Ost- und Mitteldeutschen und die Kommunalpolitiker. Generalsekretär Peter Tauber mahnt aber schon lange, zu diesem U gehöre noch eine andere Gruppe: die Zuwanderer.